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Kampf ums Geschlecht: Weltweiter Wirbel im olympischen Boxturnier

Um Imane Khelif gibt es in Paris eine Menge Aufregung
Um Imane Khelif gibt es in Paris eine Menge AufregungProfimedia
Im weltweiten Wirbel um die Boxerin Imane Khelif blieb Anna Luca Hamori bemerkenswert entspannt. "Ich habe keine Angst. Wenn sie oder er ein Mann ist, wird mein Sieg nur noch größer sein", sagte die Ungarin, die im Viertelfinale des olympischen Boxturniers von Paris am Samstag gegen Khelif antritt.

Die Aufregung um das Geschlecht der algerischen Boxerin hatte da allerdings schon ein unangenehmes Hoch erreicht. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mischte sich ein, Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling natürlich auch. Regina Halmich, jahrelang das Aushängeschild des deutschen Frauenboxens, äußerte sich via Instagram. Der Tenor: Maximaler Skandal! Hier schlägt ein Mann auf Frauen ein.

Seit Tagen wird in Paris bereits über die Boxerinnen Khelif, Fünfte vor drei Jahren in Tokio, und Lin Yuting aus Taiwan, die bei Olympia in der Klasse bis 57 kg boxt, diskutiert. Beide waren vom Weltverband IBA auf Grundlage eines nicht näher spezifizierten Geschlechtertests für die WM 2023 disqualifiziert worden. Da die IBA vom Internationalen Olympischen Komitee unter anderem wegen Korruption ausgeschlossen ist, organisiert das IOC selbst die Wettbewerbe.

Khelif und Lin dürfen starten

Das war in Tokio so, und das ist noch heute so. Auch die Teilnahmebedingungen sind dieselben geblieben, und zwar die aus dem Jahr 2016, als die IBA in Rio ein skandalöses Turnier veranstaltete. Und so dürfen Khelif und Lin in Paris starten und das IOC schlägt sich mit einem Thema herum, das unter anderem der Leichtathletik-Weltverband World Athletics längst abgeräumt hat.

IOC-Sprecher Mark Adams betonte am Mittwoch mit Nachdruck, dass die beiden Boxerinnen "voll teilnahmeberechtigt" sind. "Sie sind Frauen, sie waren in Tokio dabei. Ich glaube, wir haben die Verantwortung, das runterzukochen und nicht in irgendeine Hexenjagd zu verwandeln", sagte er.

Carini muss aufgeben

Doch einen Tag später brodelte es nicht mehr nur, es kochte über. Khelif gewann in der Klasse bis 66kg den Kampf gegen Angela Carini nach 46 Sekunden. Die Italienerin zog sich nach zwei harten Treffern unter Tränen zurück.

"Ich habe große Schmerzen in der Nase und ich habe 'Stopp' gesagt. Es ist besser, nicht weiterzumachen, meine Nase blutete schon nach dem ersten Treffer", sagte Carini und fügte hinzu: "Ich habe schon oft im Nationalteam gekämpft. Ich trainiere mit meinem Bruder. Ich habe immer gegen Männer gekämpft, aber heute hatte ich zu starke Schmerzen." Nach dem Kampf verweigerte sie Khelif den Handschlag.

Allerdings sagte Carini auch: Ein Urteil oder eine Entscheidung in diesem Fall stehe ihr nicht zu, "wenn diese Frau hier ist, dann wird es einen Grund geben."

Italiens Ministerpräsidentin Meloni protestiert

Schon vor dem Kampf hatte das Nationale Olympische Komitee Algeriens "bösartige und unethische Angriffe gegen unsere herausragende Athletin durch gewisse ausländische Medien" beklagt. Es handele sich um "Lügen".

Kurz nach dem Kampf erreichte die Diskussion allerdings neue Dimensionen. Italiens Ministerpräsidentin Meloni prangerte einen "ungleichen" Kampf an: "Ich stimme nicht mit dem IOC überein. Ich denke, Athletinnen mit männlichen genetischen Merkmalen sollten nicht an Frauen-Wettbewerben teilnehmen dürfen. Nicht, weil wir jemanden diskriminieren wollen, sondern um das Recht der weiblichen Athleten zu schützen."

Die IBA trug übrigens wenig zur Aufklärung bei. Am Donnerstag teilte der in Verruf geratene Verband mit. "Die Athletinnen wurden keiner Testosteronuntersuchung unterzogen, sondern einem gesonderten und anerkannten Test, dessen Einzelheiten vertraulich bleiben."