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"Immer bunt gemischt" - Horst Hrubesch zwischen Medaillenjagd und Faszination Olympia

Horst Hrubesch.
Horst Hrubesch.Profimedia
Über Marseille nach Paris: Horst Hrubesch will bei Olympia den gemeinsamen Weg mit den DFB-Frauen und seine Trainer-Karriere krönen.

Gelassen schlenderte Bundestrainer Horst Hrubesch über den Trainingsplatz, seelenruhig beobachtete der 73-Jährige in der heißen Sonne von Marseille das Training seiner DFB-Frauen. Doch zwei Tage vor dem Auftakt in seine wohl letzte große Trainer-Aufgabe beginnt "langsam" das Kribbeln, die Vorfreude auf den Olympia-Auftakt gegen Australien am Donnerstag (19 Uhr/ZDF und Eurosport) ist schon jetzt enorm.

Match-Center: Deutschland vs. Australien

Von seinem Sehnsuchtsort, dem Olympischen Dorf, ist er aber noch gut 700 Kilometer und fünf Spiele entfernt: "Wenn wir da hinkommen, wirst du dieses Gefühl Olympia erstmal richtig mitkriegen", sagte Hrubesch im SID-Gespräch. Dafür muss nach Stand der Dinge der Einzug ins Finale von Paris gelingen - den Umständen zum Trotz.

"Gruppe so homogen wie möglich" aufstellen

Deutschland steht mit Australien, Olympia-Rekordsieger USA (28. Juli, 21 Uhr/Marseille) und Sambia (31. Juli, 18 Uhr/Saint-Etienne) eine herausfordernde Gruppe bevor. "Eins wird sie alle auszeichnen, sie sind alle körperlich stark", sagte Hrubesch. Doch das sorgt bei ihm für Spaß statt Furcht: "Teilnehmen alleine reicht uns ja auch nicht". Man hätte sich natürlich eine andere Gruppe wünschen können, aber "die wollen uns ja auch nicht", sagte Hrubesch selbstbewusst.

Unser Horst Hrubesch Porträt im Exklusiv-Artikel

Die entscheidende Frage werde sein: "Was bist du bereit zu investieren? Gehst du diesen einen Schritt mehr oder gehst du ihn nicht?", sagte Hrubesch fast warnend. Doch die "Mädels" seien heiß drauf. Zuletzt verabschiedeten sie sich mit einem 4:0 (2:0) gegen Österreich, verloren aber Schlüsselspielerin Oberdorf mit einer Kreuz- und Innenbandverletzung. Alexandra Popp, Marina Hegering und Sydney Lohmann kamen zuletzt angeschlagen nicht zum Einsatz, wurden extra für den Olympia-Auftakt geschont.

Will Hrubesch Medaillen, muss er abermals eine verschworene Einheit formen wie etwa beim Silbergewinn 2016 mit den Männern in Rio. Seine viel beschriebene Fähigkeit als Menschenfänger ist gefragt, auch wenn er selbst nichts von dem Begriff hält. "Ich kann da nichts mit anfangen", sagte Hrubesch: "Ich weiß, dass nicht jede des einen Freund, des anderen Freundin ist, sondern es geht darum, die Gruppe so homogen wie möglich aufzustellen und Verantwortung zu übernehmen."

"Immer bunt gemischt"

Insgesamt geht es ihm um mehr als nur Gewinnen und Verlieren - erst recht bei Olympia. 2016 wurde er in den Olympia-Bann gezogen. "Einer betet auf dem Teppich, bei anderen war der Pfarrer dabei. Das hatte alles eine Normalität, die einfach faszinierend war", sagte Hrubesch: "Es ist immer bunt gemischt. Um diesen Gedanken geht es ja eigentlich: Gemeinsam sind wir alle stark. Du siehst nur lachende Gesichter." Besondere Begegnungen aus dem Olympischen Dorf bleiben hängen, etwa mit Usain Bolt und seiner "ganzen Entourage".

Hrubesch will sein wohl letztes großes Turnier genießen. Nach Olympia übergibt er sein Amt an Nachfolger Christian Wück und erfüllt seinen bis 2025 laufenden Vertrag beim Hamburger SV. Das Ende bei der Frauen-Nationalmannschaft ist kommuniziert, auch das Ende seiner Trainerkarriere scheint beschlossen. Eine kleine Hintertür für andere Aufgaben lässt sich Hrubesch jedoch offen: "Ich weiß nicht, was kommt, aber vom Grundsatz her schon."

Das entscheidet Hrubesch dann aber nicht alleine. Seine Frau Angelika hat "immer etwas mitzureden, sonst hätte sie mich nicht 50 Jahre behalten", sagte Hrubesch. Gemeinsam mit einer Freundin wird sie die DFB-Frauen vor Ort begleiten, mindestens die ersten beiden Spiele in Marseille im Stadion verfolgen. "Und dann entscheiden die beiden, wie sie weiter machen. Ich halte mich da erstmal raus. Da kann ich nur verlieren", sagte Hrubesch lachend.

Er selbst hat einen Abstecher zum Finale jedenfalls fest eingeplant.