45. Jahrestag der Tragödie: Als ein Spiel Jo Deckarms Leben für immer änderte
Am 30. März 2024 jährte sich zum 45. Mal ein Ereignis, welches das Leben des deutschen Joachim Deckarm für immer veränderte und als einer der tragischsten Momente des deutschen und internationalen Handballs in die Geschichte einging.
An diesem Tag im Jahr 1979 verletzte sich Deckarm während eines Europapokalspiels so schwer, dass er 131 Tage lang im Koma lag und seine ruhmreiche Karriere als einer der weltweit besten Handballer ein jähes Ende fand. Im Jahr zuvor war Deckarm mit der Bundesrepublik Deutschland Weltmeister geworden, in Kopenhagen gewann man das WM-Finale mit 20:19 gegen die Sowjetunion.
Willenskraft leitet Deckarms Leben bis heute
Deckarm spielte mit dem VfL Gummersbach in Tatabanya (Ungarn). Der damals 25-jährige Rückraumspieler schlug nach einem unglücklichen Zusammenstoß mit Lajos Pánovics auf dem Betonboden auf, welcher nur mit einer dünnen PVC-Schicht versehen war.
Die Folge: Ein doppelter Schädelbruch, ein Riss der Hirnhaut und schwere Hirnverletzungen, sodass er seitdem an den Rollstuhl gefesselt ist.
Obwohl Deckarm sich nicht mehr an den Unfall und seine Folgen erinnern kann, hat er sich von der Tragödie nicht unterkriegen lassen. Sein Lebensmotto "Ich will, ich kann, ich muss" war die treibende Kraft hinter seinem Kampf gegen alle Widrigkeiten.
Sein Weg von der Weltspitze des Handballs zu einem Leben, das eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung erfordert, ist ein inspirierendes Beispiel für menschliche Willenskraft. Der Deutsche ist kein verbitterter Mensch und hat den Ungarn Pánovics nie für den Vorfall verantwortlich gemacht.
"Wir wissen beide, dass der Zusammenstoß nicht vorsätzlich geschah. Trotzdem hat ihn der Unfall seelisch tief getroffen", so Deckarm gegenüber "Handball Inside". Zehn Jahre nach der Tragödie lernten sich die beiden Ex-Profis persönlich kennen, noch heute sind sie freundschaftlich miteinander verbunden.
Eine lebende Legende des Handballsports
Auch der ehemalige Bundestrainer Heiner Brand - als Coach wurde er 2007 Weltmeister mit Deutschland - war an diesem verhängnisvollen Tag im Jahr 1979 mit dabei. Bis heute ist er nicht von Deckarms Seite gewichen. Vor zehn Jahren reisten sie zusammen an den Ort des Geschehens zurück, um eine Fernseh-Dokumentation zu drehen.
Deckarm ist ein großer Name im deutschen Handball, an seinem 65. und 70. Geburtstag wurde er bei diversen Matches in der Handball-Bundesliga geehrt.
Am 20. Januar 2024 - dem Tag nach seinem 70. Geburtstag - wurde Deckarm in der Kölner Lanxess-Arena vor 20.000 Zuschauern vor dem Spiel zwischen Kroatien und Ungarn gewürdigt. Mit dem VfL Gummersbach wurde er dreimal Deutscher Meister und zweimal Europapokalsieger. In 104 Länderspielen warf er 381 Tore. Im Jahr 2013 wurde Joachim Deckarm in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.