"Keine Angst" vor dem Danach: Handball-Legende Karabatic bittet zum letzten Tanz
Der Franzose sagt das mit einem Lächeln. Deutschland, das Land, in dem sein Stern vor fast 20 Jahren als begnadeter Rückraumspieler des THW Kiel zu leuchten begann, wo Karabatic 2007 erstmals zum Welthandballer avancierte, hat für Karabatic eine ganz besondere Bedeutung. Dass er auf seiner Abschiedstournee mit dem französischen Nationalteam am kommenden Samstag (17.30 Uhr/ARD) noch einmal in der Dortmunder Westfalenhalle Station macht, ist ihm eine große Freude.
"Jedes Mal, wenn ich nach Deutschland kam, egal, ob mit dem Verein oder der Nationalmannschaft, habe mich wie zuhause gefühlt", sagt Karabatic. So wird es auch diesmal sein, und doch ist dieser Tage alles ganz anders. Denn nach den Olympischen Spielen in Paris ist für den ewigen Karabatic nach 22 Jahren als Profi Schluss, der Auftritt am Wochenende wird sein letzter als Handballer in Deutschland sein.
"Es ist zwar immer traurig, einen der besten Spieler, wenn nicht sogar den besten der Handballgeschichte aufhören zu sehen", sagt Bundestrainer Alfred Gislason über den 40-Jährigen. "Aber er ist ein großartiger Spieler gewesen, extrem komplett, der eigentlich keine Schwäche hatte. Großen Respekt für seine Karriere. Ich hoffe, dass die Zuschauer in Dortmund das genauso sehen."
Das werden sie. Denn kaum ein Handballer erlangte hierzulande einen Legendenstatus, wie ihn Karabatic erreicht hat. Und das als Franzose. Erst im Januar, es war bei der EM in Köln, schraubte Karabatic seine wahnwitzige Sammlung großer Titel mit der Nationalmannschaft auf elf: vier EM-Triumphe, viermal WM-Gold und drei Olympiasiege. Von den drei Champions-League-Siegen (einen mit Kiel) auf Vereinsebene ganz zu schweigen. In Paris peilt er nun - ausgerechnet in der Heimat - ein goldenes Ende seiner Karriere an. Es ist sein ultimatives Ziel mit "Les Experts", für die er in 357 (!) Spielen 1294 (!!) Tore erzielte.
Heim-Olympiade als Ziel der Träume
Er habe nicht gewagt davon zu träumen, Sommerspiele als Sportler im eigenen Land zu erleben. "Normalerweise passiert das alle 100 Jahre einmal", erzählt Karabatic. Als Paris den Zuschlag erhielt, dachte er nur: "Scheiße, ich bin 40, wenn Olympia in Paris stattfindet. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich es schaffen werde." Nun sei er umso glücklicher, "ein letztes Mal auf höchstem Niveau" spielen zu können. "Es ist der geilste Wettkampf, den es geben kann."
Karabatic steckt voller positiver Energie. Auch wenn er an das Danach denkt, verspüre er "keine Angst. Ich habe Lust auf den letzten Tag. Ich bin gespannt, wie das Leben ist ohne Wettkampf, ohne Training. Es wird nicht einfach sein, aber es wird ein ganz neues Leben. Ich freue mich sehr darauf."