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Au revoir, Niko? Karabatic-Schicksal am Mittwoch in deutschen Händen

Nikola Karabatic gibt in Paris seine Abschiedsvorstellung - vielleicht schon am Mittwoch gegen Deutschland.
Nikola Karabatic gibt in Paris seine Abschiedsvorstellung - vielleicht schon am Mittwoch gegen Deutschland.AFP
Nikola Karabatic zu sein, ist manchmal gar nicht so einfach. Am Sonntag zum Beispiel. Der große Karabatic, hoch dekoriert in seinen 22 Profijahren, dreimaliger Olympiasieger, Welthandballer, mehrfacher Welt- und Europameister, hockte als einziger in Trainingsjacke auf seinem Stuhl und musste tatenlos zusehen, wie seine Franzosen in der Crunchtime ums olympische Überleben kämpften.

Am Ende ging alles gut, Karabatic konnte durchpusten. Der Schlussakt seiner einzigartigen Karriere wurde noch einmal verlängert. Am Mittwoch (ab 13:30 Uhr live im ZDF und bei Eurosport) kommt es nun vor 27.000 Zuschauern im Fußballstadion von Lille zum Viertelfinal-Showdown gegen Deutschland. Der Traum vom goldenen Abschied, einem Abschied, wie ihn kein Dramaturg dieser Welt besser inszenieren könnte, lebt.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Frankreich

Doch zur Wahrheit dieser französischen Heldengeschichte gehört auch, dass ein Schauspiel wie am Wochenende keine Ausnahme mehr darstellt. Karabatic besitzt im Spätherbst seiner beispiellosen Laufbahn noch immer unbestrittene Qualitäten - wenn es wie im letzten Vorrundenspiel gegen Ungarn aber um alles geht, sitzt der inzwischen 40 Jahre alte Weltstar nicht selten auf der Bank.

Seine Würfe sind nicht mehr ganz so fest wie früher, seine Beine nicht mehr ganz so schnell. Spieler wie Dika Mem oder Elohim Prandi haben beim Tokio-Olympiasieger und Europameister längst das Zepter übernommen.

Karabatic selbst juckt das, zumindest äußerlich, wenig. Er genießt jede einzelne seiner letzten Minuten als Handballer. Er sei "noch nie so glücklich" gewesen, im Viertelfinale der Olympischen Spiele zu stehen, sagte er, nachdem ihm auf der Ehrenrunde mal wieder besonders gehuldigt worden war. Nach zwei Niederlagen zu Beginn des Turniers sei "normalerweise Schluss", doch den Franzosen gelang trotz schwankender Auftritte die Auferstehung. "Das zeigt, dass es auch mit 40 Jahren noch Neues in der Karriere gibt", sagte Karabatic und sprach von einem "Zeichen des Schicksals".

Karabatics Schicksal in deutscher Hand

Dieses Schicksal liegt nun ein Stück weit in deutschen Händen. Ausgerechnet möchte man sagen. Deutschland, das Land, in dem Karabatics Stern vor fast 20 Jahren als begnadeter Rückraumspieler des THW Kiel zu leuchten begann, wo Karabatic 2007 erstmals die Champions League gewann zum Welthandballer avancierte, könnte nun auch das Ende markieren. Trotz aller Bewunderung für den Überspieler einer ganzen Generation: Nichts würde dem deutschen Team am Mittwoch besser gefallen, als Karabatic in den Handball-Ruhestand zu schicken.

"Es ist zwar immer traurig, einen der besten Spieler, wenn nicht sogar den besten der Handballgeschichte aufhören zu sehen", hatte Bundestrainer Alfred Gislason vor den Sommerspielen über Karabatic gesagt: "Aber er ist ein großartiger Spieler gewesen, extrem komplett, der eigentlich keine Schwäche hatte. Großen Respekt für seine Karriere."

Kaum ein Handballer erlangte in Deutschland einen Legendenstatus, wie ihn Karabatic erreicht hat. Und das als Franzose. Und trotz der Verstrickung in einen Wettskandal, der ihn bis heute verfolgt. Erst im Januar, es war bei der EM in Köln, schraubte Karabatic seine wahnwitzige Sammlung großer Titel mit der Nationalmannschaft auf elf. Von den drei Champions-League-Siegen auf Vereinsebene ganz zu schweigen.