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Handball-Ikone Gensheimer vor letztem Spiel: "Augenblick genießen, wie er ist"

SID
Aktualisiert
Uwe Gensheimer hat auf die wohl emotionalste Phase seiner Karriere zurückgeblickt.
Uwe Gensheimer hat auf die wohl emotionalste Phase seiner Karriere zurückgeblickt.AFP
Uwe Gensheimer gilt als bester deutscher Linksaußen der Geschichte. Nach 18 Jahren in der Handball-Bundesliga tritt der langjährige Nationalmannschaftskapitän am Donnerstag ab.

Die Rituale sind wie immer, doch normal ist für Uwe Gensheimer an diesem Abend nichts. Ein letztes Mal streift der langjährige Nationalmannschaftskapitän sein Trikot über, ein letztes Mal wird er als Spieler in eine Handball-Arena einlaufen. Und mit etwas Glück wird Gensheimer, der beste deutsche Linksaußen in der Geschichte, am Donnerstag auch ein letztes Mal einen seiner legendären Trickwürfe aus dem Hut zaubern.

Natürlich habe er sich Gedanken gemacht, wer zu seinem letzten Heimspiel mit den Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend (20.30 Uhr/Dyn) alles kommen wird. "Aber im Endeffekt kann man sich auf so etwas nicht vorbereiten. Ich werde also versuchen, den Augenblick so zu genießen, wie er ist", sagte Gensheimer im Interview mit dem Mannheimer Morgen. Bevor der 37-Jährige im Sommer die Seiten wechselt und als Sportchef bei den Löwen übernimmt, wird es jetzt noch einmal hoch emotional.

Das offizielle Abschiedsspiel Gensheimers ist zwar auf den 4. Februar 2025 terminiert. Doch der letzte Auftritt des Linksaußen nach fast 20 Jahren auf der Bundesliga-Bühne an diesem Donnerstag dürfte sogar die Meistersause des SC Magdeburg, dem in Mannheim ein Punkt zum vorzeitigen Gewinn der Schale reicht, in den Schatten stellen. Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann nannte den scheidenden Handball-Star, der in dieser Saison aufgrund einer Knieverletzung noch kein einziges Spiel absolviert hat, "ein ikonisches Gesicht der Bundesliga".

Gensheimer entwickelte den Handball weiter

Wohlwahr. Gensheimer war über Jahre DIE Galionsfigur des deutschen Handballs, ein Wegbereiter und Vorbild, eine Art Popstar und eine Ikone. Auch wenn die Hoffnung auf die ganz großen Titel mit der Nationalmannschaft unerfüllt blieb, war es der gebürtige Mannheimer, der seine Sportart im letzten Jahrzehnt wie kaum ein anderer nach vorne gebracht hat. "Es ist viel wichtiger, wie sehr er Menschen begeistert und wie viele Kinder Uwe inspiriert hat", sagt Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar.

Wer Uwe Gensheimer verstehen will, dem seien die Ereignisse rund um die Weltmeisterschaft 2017 ans Herz gelegt. Mitten in der Vorbereitung auf die WM 2017 in Frankreich erreichte den vierfachen Handballer des Jahres (2011, 2012, 2013, 2014) die Nachricht, dass sein Vater verstorben ist. "Ich bin auf einem Sessel an der Rezeption in der Sportschule Kaiserau zusammengesackt, ich war apathisch", erinnert sich Gensheimer.

Als Kapitän habe er sich "verantwortlich für die Nationalmannschaft gefühlt". Und so rief Gensheimer den Familienrat ein. "Dein Papa hätte gewollt, dass du spielst", wurde ihm gesagt. Gensheimer spielte. "Ich weiß bis heute nicht zu 100 Prozent, ob es richtig oder falsch war, diese WM zu spielen. Habe ich gespielt, weil es eine Ablenkung war? Oder habe ich gespielt, um das alles zu verdrängen? Ich habe darauf keine Antwort."

Titelsammler mit den Löwen

Trophäen gewann Gensheimer mit den Löwen. Im Trikot der Mannheimer, für die er bis auf eine dreijährige Unterbrechung bei Paris St. Germain (2016 bis 2019) immer auflief, gelangen dem Rechtshänder mit dem irren Wurfrepertoire in 434 Partien unglaubliche 2434 Tore, er führte den Klub als Kapitän zum ersten Titel der Klubgeschichte (EHF-Pokal 2013) und zur ersten deutschen Meisterschaft (2016). Das siegreiche Finale um den DHB-Pokal vor einem Jahr war Gensheimers letztes großes Spiel mit den Löwen. Bis jetzt.

Denn am Donnerstag dürfte es noch einmal ganz besonders werden. Trotz aller Routinen.