Patzer abgehakt: Dänemarks Handballer "frisch und bereit" für Medaillenjagd
Nikolaj Jacobsen wusste genau, was er tat. Die erste Pleite für den Topfavoriten Dänemark, ausgerechnet so kurz vor dem Halbfinale – für den Trainer überhaupt kein Grund zur Sorge. "Das ist das Risiko, wenn du auf drei Schlüsselspieler verzichtest", erklärte der Erfolgscoach pragmatisch. Denn die Handball-Macht aus dem Norden sammelt alle Kräfte für das mögliche EM-Duell mit Deutschland.
Top-Spieler wurden geschont
Und so musste Füchse-Star Mathias Gidsel gemeinsam mit den anderen dänischen Leistungsträgern Simon Pytlick und Magnus Saugstrup die 25:28-Niederlage gegen Slowenien in der Hamburger Arena von der Tribüne aus mitansehen. "Wir spielen immer, um zu gewinnen, aber das ist nicht das Ende der Welt", sagte Jacobsen nach dem abschließenden Hauptrundenspiel am Dienstagabend. Der dreimalige Weltmeister habe schließlich "viel wichtigere Dinge im Kopf".
Nämlich die Jagd auf das erste EM-Gold seit zwölf Jahren. Und dafür soll das Trio um den dänischen Topscorer Gidsel bereit sein. "Ich hätte mich in den Schlaf geweint, wenn sich einer der drei Spieler heute ernsthaft verletzt hätte", erklärte Jacobsen. Denn der Auftritt gegen die Slowenen in der aus dänischer Sicht sportlich bedeutungslosen Partie hat gezeigt: Auch der schier übermächtig erscheinende Titelanwärter ist angreifbar.
Mit Spielern aus der zweiten Reihe tat sich Dänemark vorne wie hinten schwer, den Rhythmus zu finden. "Wenn Pytlick und Gidsel fehlen, die für viel Tempo und Tore sorgen, dann weiß man, dass es ein anderes Spiel werden wird", erklärte Rückraumspieler Henrik Möllgaard. Dennoch sei er "enttäuscht über die Leistung. Unsere Augen waren schon nach Köln gerichtet."
Match-Center: Dänemark vs. Slowenien
Mögliches Halbfinale gegen DHB-Team
Die Reise in die Finalstadt trat Dänemark am Mittwoch mit dem Zug an. Am Abend (20:30 Uhr/ARD und Dyn) geht es dort wiederum für den potenziellen Halbfinal-Gegner Deutschland gegen Kroatien um das letzte Ticket für die Runde der besten Vier, für die auch Frankreich und Titelverteidiger Schweden bereits qualifiziert sind.
Die deutschen Handballer wissen, was mit Dänemark auf sie zukommen würde. "Das ist natürlich ein ganz schönes Brett", sagte Justus Fischer anerkennend: "Aber in Köln wurden schon einige Geschichten geschrieben, und ich wüsste keinen Grund, warum das nicht auch im Halbfinale gegen Dänemark passieren sollte."
Doch dann wird das Team von Jacobsen wieder in voller Stärke auflaufen. Der langjährige Coach der Rhein-Neckar Löwen hofft, dass Gidsel, der Flensburger Pytlick und Kreisläufer Saugstrup vom SC Magdeburg nach ihrer Pause nun "frisch und bereit" sind, "am Freitag alles zu geben".
So oder so, in den Augen des Ex-Kielers Niklas Landin ist im dänischen Team noch Luft nach oben: "Wir können uns noch steigern." Keine guten Aussichten für die kommenden Gegner.