Handball: Bundestrainer Gislason plant Abschied nach Heim-WM 2027
Die Dramaturgie passt, das Drehbuch steht: Alfred Gislason genießt den goldenen Konfetti-Regen, der WM-Pokal in seinen Händen. Die 20.000 Fans in der Kölner Handball-Kathedrale rufen seinen Namen, der Bundestrainer ist am Ziel seiner Träume. Gislason dankt auf dem Höhepunkt ab - als Weltmeister.
Noch ist der Hollywood-Abschied am 31. Januar 2027 weit weg, doch der Plan ist fix. Noch zwei Jahre, dann ist für Gislason Schluss. Der 65 Jahre alte Isländer will nach der Heim-WM 2027 als Bundestrainer aufhören und wird seinen Vertrag beim Deutschen Handballbund (DHB) nicht verlängern.
WM-Halbfinale 2025 das nächste Ziel
"Ich habe es ja schon einmal vergeblich versucht, mit Handball aufzuhören - das werde ich nicht wiederholen. Nach der WM in Deutschland 2027 werde ich mit ziemlicher Sicherheit als Bundestrainer Deutschlands aufhören", sagte Gislason im Interview bei handball-world: "Aber ich bleibe an der Seitenlinie. Die Arbeit mit jungen Leuten hält auch mich jung und gibt mir unglaublich viel."
Gislason zeichnet seit 2020 als Bundestrainer verantwortlich. Das deutsche Team steigerte sich unter dem langjährigen Erfolgscoach des THW Kiel sukzessive und gewann bei den Olympischen Spielen in Paris zuletzt die Silbermedaille - ein Erfolg, der Begehrlichkeiten weckt. Schon bei der bevorstehenden WM im Januar in Dänemark, Kroatien und Norwegen gehört die DHB-Auswahl zum Kreis der Mitfavoriten.
"Wir wollen ins Halbfinale. Dass wir aber schon die Konstanz haben, das zu erreichen, müssen wir uns wieder von Null an erarbeiten", sagte Gislason, stellte aber klar: "Unser Ziel ist es natürlich." Der ganz große Wurf soll dann spätestens 2027 vor eigenem Publikum gelingen.
Vereins-Comeback? Wohl eher nicht
Zunächst gilt der volle Fokus von Gislason und seinem Team aber der EM-Qualifikation. In Mannheim trifft die deutsche Mannschaft am Donnerstag (18:30 Uhr/sportschau.de) auf WM-Vorrundengegner Schweiz. Drei Tage später am Sonntag (15:10 Uhr/ARD) folgt in Ankara das Duell mit Außenseiter Türkei. Mit zwei Siegen soll schon die Basis für Endrunden-Teilnahme 2026, Gislasons dann vorletztes großes Turnier als DHB-Coach, gelegt werden.
Ob Gislason nach seiner Zeit beim deutschen Verband nochmal als Vereinstrainer arbeitet oder wieder eine Nationalmannschaft übernehmen möchte, ließ er offen. "Ich war 22 Jahre in der Bundesliga unterwegs, einen Großteil davon inklusive Champions League. Dass ich durch diese enorme Belastung so gut durchgekommen bin, ist erstaunlich. Ob ich das noch einmal machen muss, weiß ich nicht", sagte Gislason.
Als Vereinstrainer hatte Gislason über zwei Jahrzehnte lang in der Bundesliga gearbeitet, mit dem SC Magdeburg (1999 bis 2006) und dem THW Kiel (2008 bis 2019) holte er etliche Titel. Ein Triumph mit der Nationalmannschaft blieb ihm bislang versagt - doch das perfekte Drehbuch dafür steht seit Montag.