Handball-CL: Magdeburg patzt in Plock - Kiel rettet 10 Tore-Führung über die Zeit
Kiel zieht früh davon: Überraschung bahnt sich an
Kiel legte los wie die Feuerwehr: Steffen Weinhold (2.) sorgte beim 3:1 für den ersten Zweitore-Vorsprung des deutschen Rekordmeisters, Yannick Fraatz (7.) erhöhte kurze Zeit später sogar auf 6:2. Was zunächst wie ein schlechter Start für den Favoriten aus Kielce aussah, schien sich schnell als ganz schlechter Tag herauzustellen. Das polnische Team beging ungewohnt viele technische Fehler und war mit dem Kopf nicht bei der Sache - wohl auch aufgrund der ungewissenen Zukunft der Vereins, dessen Sposnor kürzklich abgesprungen ist.
Kiel wusste dies auszunutzen und erhöhte den Vorsprung stetig, vor allem auch durch schnelle Tempogegenstöße. Rune Dahmke (11.) brachte das Team von Filip Jicha erstmals auf fünf Tore weg. Frankreichs Superstar Daly Nahi brachte die Gäste nach einer Kieler Zeitstrafe nochmals auf 10:13 heran, doch auf der anderen Seite klappte in der Offensive einfach alles: Nach vier Toren in Folge stand es auf einmal 17:10, Andreas Wolff bekam kaum etwas zu fassen.
Mit der Pausensirene machte Patrick Wiencek unter drohendem, passivem Zeitspiel nach schönem Anspiel an den Kreis von Harald Reinkind erneut einen Dreitore-Lauf für "Zebras" perfekt. Die Zuschauer in der Wunderino Arena konnten ihren Augen beim sagenhaften Pausenstand von 22:13 kaum trauen.
Kiel erhöht auf 10 - Kielce kommt zurück
Das Bild änderte sich auch nach der Halbzeitpause zunächst nicht, Niclas Ekberg stelte zwishenzeitlich sogar auf 24:14. Doch dann wachte der Champions League-Sieger von 2016 auf einmal auf: Nach fast 11 Minuten ohne eigenen Torerfolg und einem 6:0-Lauf von Kielce war das Spiel beim Stand von 20:24 auf Kieler Sicht auf einmal wieder offen.
Einzig Tomas Mrkva (14 Paraden/33% gehaltene Bälle) im Tor des THW verhinderte mit einigen bärenstarken Paraden in entscheidenden Situationen das sensationelle Comeback, was nach dem 25:27 von Nahy (49.) alles andere als ausgeschlossen schien.
In der Schlussphase stabilisierte sich der Bundesliga-Zweite dann wieder, auch weil Magnus Landins von Wolff eigentlich schon parierter 7-Meter beim Stande von 29:27 noch ins Tor kullerte. Kiel verhinderte das Comeback der Gäste ganz knapp, Fraatz setzte nach Assist von Domagoj Duvnjak den Schlusspunkt zum 31:29-Endergebnis.
Bester Werfer auf Seiten der Kieler war Ekberg mit acht Toren. Der Schwede knickte allerdings in der Schlussphase bei einer Abwehraktion um und musste vom Feld. Für Kielce waren Arkadiusz Moryto und Nahi je 6 Mal erfolgreich.
Kiel hat damit seine theoretischen Chancen auf das Viertelfinale gewahrt. Kielce müsste allerdings seine drei verbleibenden Spiele allesamt verlieren. Die Zebras profitierten am 11. Spieltag zudem von der Heimniederlage des Rivalen Nantes gegen Celje aus Slowenien. Mit 12 Punkten ist man nun punktgleich mit dem Tabellendritten. Barcelona sicherte sich durch einen 40:30-Sieg gegen Schlusslich Elverum als erste Mannschaft die direkte Qualifikation für das Viertelfinale.
Magdeburg verliert Thriller gegen Wisla Plock
Der deutsche Meister Magdeburg verpasste in Gruppe A die Möglichkeit, sich gegen Wisla Plock in Gruppe A in aussichtsreiche Position zu bringen.
Das Team von Bennet Wiegert tat sich ohne die verletzten Leistungsträger Magnus Saugstrup und Omar Ingi Magnusson von Anfang an schwer gegen die kompakt stehenden Gastgeber und rannte schnell einem 2 Tore-Rückstand hinterher. Vor allem Marcel Jastrzebski im Tor der Polen trieb Magdeburg mit 11 Paraden und einer Abwehrquote von 52%, alleine in der erste Halbzeit, zur Weißglut.
Gerade als der European League-Finalist des Vorjahes nach einem Treffer von Kay Smits (26.) zum 10:10 die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen schien, blieb Wisla eiskalt: Mit einer 4:0-Serie setzten sie sich bis zur Pause mit 14:10 ab.
Auch in der zweiten Halbzeit gelang es Magdeburg nicht, den Bock umzustoßen. In den entscheidenden Momenten leistete man sich immer wieder Unkonzentriertheiten. Dank eines Doppelpacks von Przemyslaw Krajewski (39.) setze sich Plock mit 20:15 erstmals vorentscheidend ab.
Es war klar: Für Magdeburg konnte es nur über den Kampf gehen - und den nahmen die Gästen an. Angeführt vom starken Mike Jensen (8 Paraden) im Tor startete der SC die Aufholjagd, Gisli Thorgeir Kristjansson (56.) stellte mit einem Doppelschlag zum 24:24 erstmals seit der ersten Halbzeit auf Gleichstand.
Wisla behielt jedoch die Nerven und hatte mit Jastrzebski (insgesamt 19 Paraden) weiterhin einen herausragenden Rückhalt im Tor. Am Ende hieß es 25:24. Bester Werfer bei Magedeburg war Kristjansson mit 7 Toren, für Plock traf Tin Lucin sechsfach. Bitter: Philipp Weber musste das Parkett kurz vor Schluss humpelnd verlassen. Die Schwere der Verletzung ist noch unklar.
Mageburg bleibt damit weiterhin auf Platz drei. Am 12. Spieltag hat man es im direkten Duell gegen Veszprem (16.02./20:45 Uhr) nach wie vor in der eigenen Hand, sich an den Ungarn vorbeizuschieben.