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THW Kiel droht nach Klatsche titellose Saison: Glaube an ein "Handball-Wunder"

SID
Aktualisiert
Filip Jicha und der THW gingen gegen Montpellier unter (30:39).
Filip Jicha und der THW gingen gegen Montpellier unter (30:39).Profimedia
Nach der Demontage in Montpellier kann den THW Kiel in der Champions League wohl nur ein kleines Handball-Wunder retten. Dem Rekordmeister droht eine titellose Spielzeit.

Als mit der Schlusssirene auch noch Montpelliers Torhüter Remi Desbonnet quer über das Feld traf und dem Handball-Drama des THW Kiel damit das passende Ende verpasste, war Filip Jicha nur noch bedient. "Ich bin sehr enttäuscht", sagte der THW-Trainer nach dem 30:39-Desaster für seine Kieler im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League in Frankreich.

Natürlich beschwor Jicha noch in der Nacht ein "kleines Handball-Wunder" für das Rückspiel, doch der Tscheche wusste nur zu gut, dass der Traum vom Final Four in Köln (8./9. Juni) in weite Ferne gerückt ist. Während der SC Magdeburg nach der knappen 26:27-Hinspielniederlage beim polnischen Meister Industria Kielce noch alle Trümpfe auf der Hand hält, spricht fast alles dafür, dass der erfolgsverwöhnte Branchenprimus seine letzte Chance auf eine Trophäe in dieser Saison schon vertan hat.

Traum von einer "fantastischen Nacht in Kiel"

"Es ist nicht leicht, an ein Wunder zu glauben. Aber wir werden jeden Tag hart dafür arbeiten, dass wir eine fantastische Nacht in Kiel erleben werden", sagte Rückraumspieler Steffen Weinhold mit dem Mute der Verzweiflung. THW-Kapitän Nikola Bilyk versicherte: "Aufgegeben haben wir uns noch nicht." Doch auch er hatte sich den Betriebsausflug an die französische Mittelmeerküste ganz und gar anders vorgestellt.

Eine Saison ohne Titel? Für den großen THW Kiel eigentlich undenkbar. Doch das Horrorszenario nahm für die Norddeutschen am Mittwochabend deutliche Konturen an. Statt mutig und selbstbewusst um seine neunte Endrunden-Teilnahme zu kämpfen, klappte beim viermaligen Königsklassen-Champion (2007, 2010, 2012, 2020) kaum etwas. Vorne reihte sich Fehler an Fehler, hinten bekam die Deckung in verschiedensten Konstellationen keinen Zugriff.

"Es war unser wichtigstes Königsklassen-Match in dieser Saison", befand Jicha, "und wir haben eine wirklich harte Niederlage zu schlucken." Nach dem Verpassen von Meistertitel und DHB-Pokal kann den THW im Rückspiel am kommenden Donnerstag (18:45 Uhr/DAZN und Dyn) in Kiel tatsächlich nur die von Jicha beschworene "magische Nacht" noch vorm Ausscheiden bewahren.

"Am Ende ist jetzt Halbzeit", sagte Jicha. In einer Woche werde man "alles dafür tun, viel besser zu performen. Im Angriff, in der Deckung, und wir brauchen Torhüter. Wir wissen aber auch: Wir brauchen ein kleines Handball-Wunder, und ich kann versprechen, dass wir bereit sein werden." Eine Saison ganz ohne großen Titel hat es für die Kieler zuletzt 2018 gegeben.