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Abgänge, Verletzungen und Struktur: Handball-Expertin Schaack analysiert Kiel-Krise

Henrik Bauch & Heik Kölsch
Niklas Landin feierte zum Abschied die Meisterschaft mit Kiel
Niklas Landin feierte zum Abschied die Meisterschaft mit KielPhoto by Robin Rudel / GETTY IMAGES EUROPE / Getty Images via AFP
Beim THW Kiel läuft es nicht wie gewohnt. Der ruhmreiche Handballverein kriselt in dieser Saison. Erwartungsgemäß? Ein wichtiger Faktor für die aktuelle Situation sind die Abgänge von den beiden Leistungsträgern Niklas Landin und Sander Sagosen. Flashscore sprach mit Merle Schaack von den Kieler Nachrichten über die aktuelle Situation des Rekordmeisters.

23 Mal ließ sich Kiel bereits als Deutscher Meister feiern, zuletzt in der vergangenen Saison. Mit 12 Pokaltitel ist man ebenfalls Rekordhalter. Dazu stehen vier Titel in der Champions League auf dem Haben-Konto. Der THW ist einer der größten Namen im Handball. Derzeit belegt der Verein in der Bundesliga aber nur einen enttäuschenden 7. Platz.

Schaack: Kiel fehlt der Landin-Vorteil

Merle Schaack, die Kiel als Sportredakteurin bei den Kieler Nachrichten verfolgt, verriet gegenüber Flashscore, dass vor allem der Abgang des dänischen Nationalmannschaftskapitäns Niklas Landin einer der Hauptgründe für die schwache Kieler Saison ist: "Natürlich wird Niklas Landin auf dem Platz von Kiel vermisst. Wie sehr, ist schwer zu sagen. Keiner der Torhüter in der Bundesliga hat bisher seine unglaubliche Parade-Quote aus der letzten Saison erreicht. Tomas Mrkva hingegen hat immerhin gute Leistungen gezeigt und auch einige Spiele für Kiel gewonnen", sagt Schaack, die das Fehlen von Landin vor allem auch bei nicht messbaren Parameternproblematisch sieht.

Kiel ist aktuell nur Siebter
Kiel ist aktuell nur SiebterFlashscore

"Ich würde sagen, was der Mannschaft am meisten fehlt, ist Landins Fähigkeit, in den entscheidenden Momenten eines Spiels aufzutauchen und entweder das Spiel zu drehen oder den Sieg zu sichern, indem er den gegnerischen Angriff für ein paar Minuten komplett ausschaltet", so Schaack, die von einem "Landin-Vorteil" spricht: "Dies gelang ihm aufgrund seiner Aura und der Siegermentalität, die er verbreitete und die von vielen Gegnern gefürchtet wurde. Ohne diesen Landin-Vorteil findet sich Kiel immer öfter in ausgeglichenen Spielen wieder. Mit weniger erfahrenen und jüngeren Spielern im Kader fällt es ihnen dann schwer, diese für sich zu entscheiden."

Verletzungen und Struktur-Probleme sorgen für Unruhe

Die Probleme in Kiel sind jedoch nicht nur auf das Fehlen von Landin im Tor zurückzuführen. Schon vor der Saison haben einige Experten den Kader in Frage gestellt, was Schaack bestätigt: "Da es nach den Abgängen von Landin, Sander Sagosen und Miha Zarabec große Veränderungen in der Mannschaft gegeben hat, hat sich auch die Hierarchie stark verändert. Normalerweise ist die Hierarchie in Kiel eine natürliche Sache und richtet sich danach, wie lange die Spieler schon im Verein sind. Spieler wie Domagoj Duvnjak und Patrick Wiencek müssen nun vorangehen", so Schaack, die in diesem Zusammenhang zudem den deutschen Nationalspieler Hendrik Pekeler und Harald Reinkind hervorhebt.

Nicht wie gewohnt alles in Grün: Kiel hat in dieser Saison bereits vier Niederlagen einstecken müssen - genauso viel wie in der kompletten letzten Saison.
Nicht wie gewohnt alles in Grün: Kiel hat in dieser Saison bereits vier Niederlagen einstecken müssen - genauso viel wie in der kompletten letzten Saison.Flashscore

Verletzungen und mangelnde Erfahrung im Kader sind ein weiteres Puzzle-Teil dafür, dass Kiel nicht wie gewohnt in der Spitze mitspielt: "Es gibt auch einige Verletzungsprobleme. Der erfahrene Steffen Weinhold fehlt immer noch, was zum Kauf von Eduardo Gurbindo führte. Henrik Pekeler verpasste den Start wegen einer geplanten Operation im Sommer", erklärte Schaack. Auch im Tor haben die Zebras Probleme: "Die Verletzung von Vincent Gérard erwies sich als schwerwiegender, als der Verein ursprünglich gehofft hatte. Deshalb mussten sie ihren Landsmann Samir Bellahcene verpflichten."

 

Abwehr in der Formkrise?

Schließlich sieht Merle Schaack das Formtief von einigen Spielern als zusätzlichen Grund für die aktuelle Misere: "Vor allem in der Abwehrreihe fehlt es noch an Routine und Timing. Einer der Gründe dafür sind die neuen Formationen. Ein anderer ist, dass Spieler wie Eric Johansson und Nikola Bilyk mit ihrer Form zu kämpfen haben. Es gibt also viele Faktoren, die zu dem eher schlechten Start geführt haben. Die negativen Ergebnisse haben die Mannschaft in der Anfangsphase der Saison auch stark unter Druck gesetzt, was in entscheidenden Situationen eine mentale Herausforderung ist."