Hamilton vor Saudi-Arabien-GP in moralischer Zwickmühle: "Der Sport müsste mehr tun"
Die Formel 1 als Unternehmen verzichtet beinahe gänzlich auf öffentliche Aussagen zu den Problemen im Land, der Grand Prix bringt der Königsklasse jährlich angeblich fast 50 Millionen Euro ein. Zwischen politischer Moral und wirtschaftlichen Interessen herrscht ein intensiver Konflikt. Viele Fahrer enthalten sich ihres Rechts auf Meinungsfreiheit.
Viele? Eigentlich alle. Außer Lewis Hamilton. Doch auch er wollte noch nicht so recht raus mit der Sprache. Um ihn herum hatten sich seine Fahrerkollegen betont sorglos gezeigt. Der Rebellen-Anschlag vor einem Jahr? Die Gefühle rund um diesen Großen Preis von Saudi-Arabien? Man sei wohl in Sicherheit, so der Tenor, und die Rennstrecke in Dschidda sei ebenfalls toll.
Er denke "das Gegenteil von dem, was die anderen gesagt haben", ließ der siebenfache Weltmeister dann wissen. Alles Weitere wollte der Mercedes-Pilot aber "offen für Interpretationen lassen" - und begann etwas später dann doch noch zu sprechen.
Boykott für Hamilton zwecklos
In der vergangenen Saison hatte ein Drohnenangriff auf ein nahe gelegenes Öllager die Formel 1 in Dschidda erschüttert. Er hoffe nun, "dass jeder ein sicheres Wochenende hat, und dass anschließend jeder sicher nach Hause kommt", sagte Hamilton vor dem Rennen am Sonntag (18 Uhr MEZ, live auf Sky). Die Probleme mit dem Gastspiel in Saudi-Arabien sind aber ohnehin vielfältiger.
Grundlegende Menschenrechte werden in dem Königreich nicht beachtet, Saudi-Arabien wird in einschlägigen Listen zu den autoritärsten Staaten der Welt gezählt. Einen Boykott durch Einzelne sieht Hamilton dennoch nicht als Lösung.
"Wenn ich nicht hier bin, macht die Formel 1 ohne mich weiter", sagte er am Donnerstag: "Also versuche ich vor Ort, so viel über die Zustände zu erfahren wie möglich. Wenn der Sport an Orte wie diesen geht, mit Menschenrechtsproblemen, dann müssen wir das Bewusstsein dafür stärken. Ich denke, der Sport müsste mehr tun."