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Zehn Jahre nach dem WM-Titel in Rio: 23 Weltmeister, 23 Geschichten

Flashscore/SID
Jerome Boateng, Thomas Müller und Per Mertesacker (v.l.n.r.) bejubeln den Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.
Jerome Boateng, Thomas Müller und Per Mertesacker (v.l.n.r.) bejubeln den Gewinn der Weltmeisterschaft 2014.Profimedia
Einer verkauft Döner, einer kickt in der Landesliga, ein anderer ist EM-Turnierdirektor: Die Weltmeister von 2014 haben zehn Jahre später höchst unterschiedliche Biographien.

Am 13. Juli 2014 zogen sie im Maracana gemeinsam in die Schlacht. In diesen Tagen teilen sich manche von ihnen erneut das Arbeitsumfeld: Philipp Lahm ist als EM-Turnierdirektor Stammgast auf den Tribünen der Stadien, am Spielfeldrand analysiert Bastian Schweinsteiger als ARD-Experte die Partien.

Und drei Protagonisten waren bis vor kurzem gar noch mittendrin: Manuel Neuer, Toni Kroos und Thomas Müller erlebten das bittere Viertelfinal-Aus der DFB-Elf beim Heimturnier gegen Spanien auf dem Platz.

Exakt zehn Jahre ist es her, als Christoph Kramer plötzlich schwarz vor Augen wurde, ein blutverschmierter Schweinsteiger einfach immer weiterspielte und Mario Götze sich in der 113. Minute im WM-Finale gegen Argentinien für alle Zeiten verewigte. Deutschland war Weltmeister! Die Wege mancher Helden von damals kreuzen sich auch heute noch, im Stadion, im TV-Studio. Andere aus dem 23er-Kader hingegen haben völlig neue Pfade beschritten.

TV-Experten, Hobby-Kicker, Geschäftsmänner

Quasi jeden Tag sehen sich derzeit Christoph Kramer und Per Mertesacker. Als Experten im ZDF haben sie sich als launiges Duo etabliert. Im Gegensatz zu den beiden galt Bastian Schweinsteiger in seiner Experten-Rolle vielen als langweilig - bis er bei der EM in den Kaffeebecher statt ins Mikrofon moderierte und auch sonst durch heitere Sprüche auffiel. Im Fernsehen ist auch Sami Khedira regelmäßig zu sehen, als Experte für DAZN.

Dem Fußball sind sie fast alle treu geblieben, irgendwie. Dabei muss es nicht die Nationalmannschaft sein, die zumindest Kroos und wohl auch Müller nun verlassen werden. Gegen den Ball treten lässt sich auch in der Landesliga, Erik Durm tut das, beim pfälzischen SG Rieschweiler.

Auch Mats Hummels kickt noch, ab der neuen Saison aber nicht mehr für Borussia Dortmund. In der Gerüchteküche wird er mit einem Wechsel nach Italien in Verbindung gebracht. Finalheld Götze steht noch viel im Saft, er kickt in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt

Lukas Podolski ist in der polnischen Heimat aktiv, er spielt für Gornik Zabrze. Nebenbei verdingt er sich als Werbemodell und Geschäftsmann. Große Bekanntheit hat etwa seine Döner-Kette "MANGAL x LP10" erlangt.

Rückkehr als Trainer

Stammspieler in Brasilien war Miroslav Klose, der dort seine WM-Bilanz nach zwei dritten Plätzen und einem Vize-Titel vergoldete und zugleich zum WM-Rekordtorschützen aufstieg. Jetzt versucht er sich als Trainer: Der 1. FC Nürnberg, wo er zur neuen Saison anheuert, ist in Deutschland seine erste Profistation als Coach.

Zuvor arbeitete er bereits für die Jugendabteilung von Bayern München, ein Engagement in Österreich beim SCR Altach erwies sich als Missverständnis. 

Ein anderer hat sich dann doch vom Fußball losgesagt: Andre Schürrle besteigt hohe Berge, badet in eiskaltem Wasser - und ermutigt seine Follower auf Social Media, er ihm gleichzutun: "Schreibt tolle Geschichten!"

Das schwarze Schaf

Wie eine Gruselgeschichte lesen sich seit Jahren die Schlagzeilen über Jerome Boateng. In Rio ein Garant für den Titel, muss er sich derzeit aufgrund von Gewaltvorwürfen vor Gericht verantworten. 

Im Sommer hat er einen Vertrag in der österreichischen Bundesliga unterschreiben, für den Linzer ASK spielen die schwerwiegenden Vorwürfe offenbar keine große Rolle.

Und Mesut Özil, das einstige Vorzeigebeispiel für vollendete Integration? Der fiel zuletzt als Bodybuilder und mit einem tätowierten Symbol der türkischen, rechtsextremistischen Gruppe Graue Wölfe auf. Bei der EM saß er mit Präsident Recep Tayyip Erdogan in Berlin auf der Tribüne.

23 Weltmeister, 23 Lebenswege. Ein Erlebnis wird sie für immer verbinden: Die magische Nacht von Rio.