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Preview: Ganz Australien träumt vom WM-Titel - Sam Kerr von Beginn an dabei

Aktualisiert
Australien setzte sich im Elfmeterschießen gegen Frankreich durch. Jetzt wollen sie gegen England auch den Finaleinzug klarmachen.
Australien setzte sich im Elfmeterschießen gegen Frankreich durch. Jetzt wollen sie gegen England auch den Finaleinzug klarmachen.AFP
Es wird einen neuen Frauen-Weltmeister geben, so viel steht schon nach dem Ausscheiden der Japanerinnen gegen Schweden fest. Der Kreis der Nationen, der für den Titel überhaupt noch in Frage kommt, wird immer erlesener. Neben den Spanierinnen, die zum ersten Mal in ihrer Historie in einem WM-Finale stehen, haben noch England und die Gastgebernation Australien Chancen auf den Titelgewinn. Letztere treffen im Halbfinale am Mittwoch aufeinander. In unserer Vorschau geben wir einen Ausblick aufs Spiel - samt Expertentipp.

In Australien ist eine Fußballmania ausgebrochen. Die WM im eigenen Land hat eine Welle der Euphorie ausgelöst. Die Galionsfigur und Nationalheldin in Down Under ist eine, die im Turnier bisher noch nicht die Rolle ausfüllen konnte, die sie sich selbst ausgemalt hatte: Sam Kerr. Sie ist der Superstar im australischen Team, sollte die Matildas mit ihren Toren tief ins Turnier schießen und den australischen Traum vom Weltmeister-Titel mit Leben füllen. 

Doch daraus wurde nichts. Sam Kerr hat in diesem Turnier für Australien noch gar nicht getroffen. Gut, genau genommen hat sie im Elfmeterschießen gegen Frankreich einen wichtigen Elfmeter verwandelt. Aber ansonsten konnte sie dem australischen Spiel ihren Stempel noch nicht so aufdrücken wie erhofft.

Musste am Anfang von der Bank zusehen: Sam Kerr
Musste am Anfang von der Bank zusehen: Sam KerrAFP

Australien: Auch ohne Sam Kerr erfolgreich

Eine hartnäckige Wadenverletzung warf Kerr in ihren ehrgeizigen Plänen deutlich zurück. Die Stürmerin des FC Chelsea verpasste in der Gruppenphase alle drei Spiele der Matildas und musste von der Bank zusehen. Dennoch waren die Augen der Nation häufig auf die Bank, denn aufs Spielfeld gerichtet. 

Die personifizierte Hoffnung saß schließlich draußen. Kerr stellte sich in dieser Zeit in den Dienst der Mannschaft, motivierte ihre Mitspielerinnen, hielt Ansprachen im Kreis und reichte in den Trinkpausen der Spiele Flaschen an. Und ihre Mitspielerinnen bewiesen auf dem Platz, dass Australien nicht nur Sam Kerr ist. Gerade in der Offensive taten sich die erst 20 Jahre junge Mary Fowler und Flügelstürmerin Caitlin Foord hervor und wussten mit starken Leistungen zu überzeugen.

Sam Kerr verwandelte gegen Frankreich im Elfmeterschießen
Sam Kerr verwandelte gegen Frankreich im ElfmeterschießenAFP

Das Turnier startete aus australischer Sicht jedoch erst einmal verhalten. Beim 1:0 gegen Irland musste ein Elfmeter von Steph Catley, Kapitänin in Abwesenheit von Kerr die Entscheidung bringen. Im zweiten Gruppenspiel setzte es dann auch noch eine - wenn auch unglückliche - Niederlage gegen die Nigerianerinnen. Schon stand man mit dem Rücken zur Wand. Gegen den vermeintlich stärksten Gruppengegner und Olympiasieger Kanada musste nun ein Sieg her.

Ex-Nationalspielerin Angela Iannotta sagte dazu im Exklusiv-Interview mit Flashscore"Es ist immer schwierig, in der Gruppenphase zu spielen, weil man nicht weiß, was man von seinem Gegner erwarten kann. Nigeria war ein Beispiel dafür. Australien hat die Stärke der nigerianischen Mannschaft unterschätzt."

Nach dem Stotterstart laufen die Matildas heiß

Mit dem Rücken zur Wand zeigte die australische Mannschaft die bis dato beste Turnierleistung und besiegte den Olympiasieger mit 4:0. "Ich glaube, die Matildas haben erkannt, dass sie nach der Verletzung von Sam (Kerr, Anm. d. Red.) und der Niederlage gegen Nigeria ihr Spiel verbessern, mental stark sein müssen. Sie spielen auf heimischem Boden, das gibt ihnen mehr Kraft, um bei dieser Weltmeisterschaft erfolgreich zu sein."

Der Sieg über Kanada brachte die Australierinnen letztendlich sogar noch als Gruppenkopf in das Achtelfinale. Die Matildas hatten nun den Startschuss ins Turnier endlich gehört und spielten befreiter auf. Hayley Raso auf der rechten Seite übernahm Kerrs Torjägeraufgaben und Caitlin Foord stellte die gegnerischen Abwehrreihen vor allem im Umschaltspiel vor große Schwierigkeiten. Folgerichtig wurde Dänemark aus dem Turnier eliminiert. Als das Spiel 11 Minuten vor Schluss schon entschieden war, brandete der lauteste Jubel des Tages im Stadion auf. Hayley Raso ging vom Platz und Sam Kerr betrat für ihre ersten WM-Minuten im eigenen Land den Rasen in Sydney. 

Gegen Frankreich half sie dann über eine Stunde lang mit, einen der Favoriten auf den Titel niederzuringen. Im Elfmeterschießen war es dann aber Torhüterin Mackenzie Arnold, die Australien ins Halbfinale hievte. Sie hielt beide Versuche von Kenza Dali, beim ersten Versuch hatte sie die Torlinie zu früh verlassen. Sie ließ sich nicht beirren und hielt die Wiederholung ebenfalls. Cortnee Vine machte mit dem zwanzigsten Elfmeter dann alles klar für die Matildas.

Das australische Team ist mehr als nur Sam Kerr. Vor allem defensiv steht das Team gut geordnet, konnte als einzige Mannschaft schon vier mal zu Null spielen in diesem Turnier. Nach vorne soll es über Caitlin Foord mit Kontern oder über lange Bälle auf die physisch starke Sam Kerr funtionieren, sofern sie denn spielt. Nachdem sie über eine Stunde gegen Frankreich randurfte, eine gute Leistung zeigte und auch im Training einen fitten Eindruck machte, ist davon auszugehen, dass Kerr nun in der Startelf steht.

Ein weiteres riesiges Pfund für die Australierinnen ist die Kulisse. Die Stadien sind nahezu immer ausverkauft, von den Rängen wird die Elf von Trainer Tony Gustavsson nach vorne gebrüllt. In Sydney werden am Mittwoch 80.000 frenetische Fans erwartet, die sich eine treffsichere Sam Kerr in der Startelf wünschen.

Mit dem Halbfinaleinzug schrieben die Australierinnen jetzt schon Geschichte. Es ist das beste Abschneiden bei einem WM-Turnier jemals. Und wenn es nach den Hoffnungen einer ganzen Nation geht, soll es noch viel weiter gehen. 

England: Die Europameisterinnen sind der Favorit

"Wenn man sich die Ranglisten anschaut, sind sie die Favoriten. Auch, wenn man sich anschaut, wo ihre Spielerinnen in den Top-Ligen dieser Welt spielen. Wenn man sich das alles und die finanziellen Mittel, die sie haben, anschaut, dann sind sie natürlich der große Favorit vor diesem Spiel", sagte Australiens Trainer Tony Gustavsson angesprochen auf das englische Team und schob den Lionesses rasch die Favoritenrolle zu. 

Rein faktisch sind die Engländerinnen dies aber auch. Der Kader von Trainerin Sarina Wiegmann hat eine enorme Qualität, fast jede Position ist mit Spielerinnen von Weltklasse-Format besetzt. Wiegmann weiß um die Stärke ihrer Mannschaft und setzt bewusst auf eine eingespielte Startelf. Im 3-5-2 der Niederländerin stehen nahezu immer die selben elf Spielerinnen auf dem Rasen. 

Eine, die gesetzt war und eine bisher überragende WM gespielt hatte, wird allerdings fehlen. Lauren James, der Shootingstar im englischen Team hatte sich im Achtelfinale gegen Nigeria nach einem absichtlichen Tritt gegen ihre am Boden liegende Gegenspielerin die Rote Karte abgeholt. Bitter für die Engländerinnen, dass James, die in der Gruppenphase so brilliert hatte, nicht nur das folgenden Viertelfinale gegen die Kolumbianerinnen, sondern eben auch das Halbfinale gegen Australien verpasst. 

Lauren James sah für diese Aktion die Rote Karte
Lauren James sah für diese Aktion die Rote KarteAFP

Kollektiv soll den Ausfall von James auffangen

Schon vor dem Spiel gegen Kolumbien unterstrich Wiegmann, dass man den Ausfall der Flügelspielerin auffangen werde: "Wir haben einen 23-köpfigen Kader. Wir waren schon mal mit einer Spielerin konfrontiert, die ein Spiel verpasst hat, sie kam zurück und jetzt fehlt uns eine andere Spielerin. Wir wissen, wie wir diese Position besetzen wollen, also ist es eine Teamleistung."

Rachel Daly rückte im Kolumbien-Spiel auf den Flügel und zeigte eine gute Leistung. Das Kollektiv kann bei England eben einiges auffangen. Dennoch, die sechs Scorerpunkte von Lauren James, Schwester vom neuen Chelsea-Kapitän Reece James, werden fehlen. 

Mit Ausnahme des Gruppenspiels gegen China (6:1) stockt das englische Offensivspiel nämlich noch ein wenig. Nur gegen Kolumbien gelang dem Team noch einmal mehr als ein Treffer. Dennoch sind die Engländerinnen auf ihrem Weg ins Halbfinale weiterhin ungeschlagen.

Gegen Haiti musste beim knappen 1:0 ein Elfmeter die Entscheidung bringen. Diese werden im englischen Team von Georgia Stanway geschossen. Die Mittelfeldspielerin des FC Bayern München bildet mit Keira Walsh im Mittelfeld eine enorm starke Achse, die das Spiel lenkt. Über die Außenpositionen wird das Spiel von der ehemaligen Weltfußballerin Lucy Bronze und eben normalerweise Lauren James angetrieben. Mit dem Ausfall von James könnte nun auch Chloe Kelly wieder für die linke Außenbahn in Frage kommen. Sie ist die Frau für die wichtigen Tore bei den Engländerinnen. Im EM-Finale 2022 gegen Deutschland erzielte sie das entscheidende Tor, gegen Nigeria verwandelte sie den letzten Elfmeter. 

Und dann wären da noch die zwei Stürmerinnen. Alessia Russo und Lauren Hemp gehören zur Weltklasse, spielen aber auch nur beide in der Startelf, weil Beth Mead, eine der Heldinnen der Heim-EM, verletzt im englischen Aufgebot fehlt. Hemp und Russo trafen beide beim 2:1 gegen Kolumbien und schossen England ins Halbfinale. Gegen eine starke australische Defensive werden sie gefragt sein. 

Ein weiteres Prunkstück Englands: Die Defensive. Mit Millie Bright wird diese von einer robusten und kompromisslosen Innenverteidigerin angeführt, ihre Partnerinnen in der Dreierkette sind Jessica Carter und Alex Greenwood von Manchester City. Sollte Sam Kerr spielen, darf sie sich auf körperbetonte Duelle gegen Bright und Co einstellen.

Zum Match-Center und der Flashscore-Audioreportage: Australien vs. England

Voraussichtliche Aufstellungen: 

Australien (4-4-2): Arnold - Carpenter, Hunt, Kennedy, Catley - Raso, Gorry, Cooney-Cross, Foord - Kerr, Fowler

England (3-5-2): Earps - Carter, Bright, Greenwood - Bronze, Stanway, Walsh, Toone, Kelly - Russo, Hemp

Zum Match-Center: Australien vs. England

Flashscore-Prognose: Australien erreicht mit den Fans im Rücken das Finale

Fragen wir doch unsere Expertin nach einem Tipp. Angela Iannotta erzählt uns: 

"Ich denke, Australien kann gegen England gewinnen. Es wird sicherlich ein schweres Spiel, aber Australien hat den Vorteil, vor heimischem Publikum zu spielen. Die Mannschaft wird von Spiel zu Spiel stärker, und ich sehe ein wirklich geschlossenes Team.

England ist als Europameister in diese Weltmeisterschaft gegangen. Ich persönlich bin aber der Meinung, dass es nicht ihre stärkste Mannschaft ist, da mehrere Spielerinnen verletzt sind. Lauren James ist für zwei Spiele gesperrt, sie ist eine talentierte und erstklassige Spielerin und wird ihnen fehlen. England hat eine starke Abwehr, aber wir haben einige talentierte Spielerinnen, die damit umgehen können."