Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige

"Plätze wie Kartoffeläcker": Irlands steiniger Weg zur Frauen-WM 2023

Reuters/Flashscore
Katie McCabe auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.
Katie McCabe auf einer Pressekonferenz am Mittwoch.Reuters
Acht Nationen nehmen 2023 zum ersten Mal an einer Frauen-WM teil. Darunter die Republik Irland, welche in Gruppe B ein schweres Los gezogen hat. Nach einem schwierigen Auftakt gegen Co-Gastgeber Australien – erwartungsgemäß vor über 80.000 Zusehern – trifft man auf Olympiasieger Kanada und anschließend auf die schwer auszurechnenden Nigerianerinnen. Jedes einzelne Spiel ist für Irland ein Highlight.

Das Team der 60–jährigen Trainerin Vera Pauw liegt in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 22. Am Donnerstag (12 Uhr, live in der Flashscore Audioreportage) werden die WM-Debütantinnen auf ein grün-goldenes Meer treffen.

Knapp 82.500 Fans werden im "Stadium Australia" in Sydney erwartet. Das erste Gruppenspiel der gastgebenden “Matildas” musste wegen der extremen Ticketnachfrage in das größte Stadion des Landes verlegt werden.

Die “Girls in Green” wollen sich davon nicht beeindrucken lassen. Stattdessen glaubt man an die eigenen Fähigkeiten. “Outbelieve”, zu Deutsch: “des Glaubens wegen”, ist das Motto der irischen Auswahl.

Die Niederländerin Vera Pauw trainiert die irische Mannschaft seit 2019
Die Niederländerin Vera Pauw trainiert die irische Mannschaft seit 2019Reuters

Trainerin Pauw glaubt fest daran, “hier etwas Besonderes leisten zu können.” Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, so erklärt es die Niederländerin, habe Irland die Qualifikation für die Frauen-WM 2023 überhaupt erst ermöglicht: “Wir sind hier gelandet, weil wir daran geglaubt haben. Uns ist etwas gelungen, was niemand von uns erwartet hat.”

Voller Selbstbewusstsein

In einem nervenaufreibenden Playoff-Spiel gegen Schottland hatte man sich die erstmalige Teilnahme an einer Frauen-WM gesichert. Amber Barrett erzielte das einzige Tor des Spiels, kniete sich anschließend auf den Rasen und deutete symbolträchtig auf ihre schwarze Binde, die sie an jenem Abend trug. Tags zuvor waren bei einer Gasexplosion in der Grafschaft Donegal zehn Menschen ums Leben gekommen.

Vergangenen Donnerstag war schließlich ein Test gegen Kolumbien nach nur 23 Minuten abgebrochen worden. Übertriebene Härte der Südamerikanerinnen hatte zu einer Verletzung von Mittelfeldspielerin Denise O’Sullivan geführt. Sie musste ins Krankenhaus gebracht und dort behandelt werden. Laut Verena Pauw wird O’Sullivan gegen Australien dennoch zur Verfügung stehen. 

Einschüchtern lassen wollte sich der WM-Neuling von der kolumbianischen Härte nicht. Kapitänin Katie McCabe betonte, dass man keine Angst vor physischer Härte habe: “Wir sind Irinnen, wir schrecken vor Körperlichkeit nicht zurück. Wir sind eine Mannschaft, die hart arbeitet. Das wurde uns in die Wiege gelegt.

Geliehene Trainingsanzüge, Training auf dem Kartoffelacker

Die Arsenal-Spielerin wollte nicht verraten, mit welcher Botschaft sie ihre Teamkolleginnen am Donnerstag auf den grünen Rasen schicken wird – ihre Liebe zum Fußball wird in der letzten Ansprache vor dem Anpfiff aber wohl eine große Rolle spielen. 

Ich habe mit dem Fußballspielen begonnen, weil ich den Sport liebe und weil es Spaß macht, miteinander zu spielen”, verriet McCabe auf einer Pressekonferenz am Mittwoch: “Die Mädchen und ich haben eine Reise hinter uns. Es ist etwas, auf das wir alle sehr hart hingearbeitet haben. Wir werden einfach jeden Moment genießen, ihn aufsaugen. Wenn der Anpfiff ertönt, werden wir bereit sein.” Die irische Frauen-Nationalmannschaft hatte immer wieder mit Vorurteilen und fehlender Unterstützung zu kämpfen.

In einem Beitrag für “The Player’s Tribune” beschreibt McCabe den Kampf um Anerkennung mit eindrucksvollen Bildern: “Um uns wirklich zu verstehen, muss man wissen, wie es war, als wir kein Geld, keinen Respekt, nichts bekamen. Als wir kein Geld hatten. Als wir auf Plätzen trainieren mussten, die wie Kartoffeläcker aussahen. Als wir uns Trainingsanzüge ausleihen und uns auf Flughafentoiletten umziehen mussten, um sie wieder zurückzugeben (...). Zuhause in Irland, das weiß ich, werden uns viele kleine Mädchen zusehen. Ich hoffe einfach von ganzem Herzen, dass einigen von ihnen dort sitzen werden und sich denken: ‘Eines Tages werde ich das auch tun.’ Wenn das gelingt, haben wir bereits gewonnen.”

Zum Match-Center: Australien vs. Irland