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Frauen-WM Vorschau: Kolumbien nächster Prüfstein für Deutschland

Micha Pesseg
Deutschland befindet sich auf Erfolgskurs
Deutschland befindet sich auf ErfolgskursAFP
Nach dem überzeugenden 6:0-Sieg gegen Marokko visiert Deutschland auch im zweiten Gruppenspiel bei der Frauen-WM 2023 drei Punkte an. Kolumbien aber dürfte eine weitaus schwierige Prüfung für Alexandra Popp und Co. werden als der Auftaktgegner.

Keinem Team gelang am ersten Gruppenspieltag der Frauen-WM 2023 ein höherer Sieg als Deutschland beim 6:0-Erfolg gegen Marokko. Kapitänin Alexandra Popp überzeugte mit zwei wunderbaren Kopfballtreffern. “Das löst auch was bei den nächsten Gegnern aus”, war sich Bundestrainerin Voss-Tecklenburg im TV-Interview danach sicher.

Die geradlinige, selbstbewusste Spielweise untermauerte die hohen Ansprüche, welche mannschaftsintern und in der Öffentlichkeit an das DFB-Team gestellt werden. Man gilt als Titelfavorit, zumal Deutschland in der FIFA-Weltrangliste auf Platz zwei steht. “Wenn wir nicht davon überzeugt wären, dass wir das Potenzial und die Qualität haben, um diesen Titel mitzuspielen, dann würden wir das Ziel auch nicht ausrufen”, hatte Martina Voss-Tecklenburg vor Beginn der Frauen-WM 2023 selbstbewusst erklärt.

Bundestrainerin Voss-Tecklenburg möchte sich den Titel holen
Bundestrainerin Voss-Tecklenburg möchte sich den Titel holenAFP

Deutschland hat bislang nicht nur an allen Weltmeisterschaften teilgenommen, sondern dabei auch stets die Gruppenphase überstanden. Nach dem klaren Erfolg zum Auftakt scheint es überaus wahrscheinlich, dass sich das in Australien und Neuseeland nicht ändern wird. Wenn auch gegen Kolumbien ein Sieg gelingt, könnte der Einzug ins Achtelfinale bereits am Sonntag beschlossene Sache sein. 

Zum Portrait: Martina Voss-Tecklenburg

Es dreht sich (fast) alles um Caicedo 

Die Südamerikanerinnen sind höher einzuschätzen als Marokko, gewannen ihr erstes Gruppenspiel gegen Südkorea 2:0. Eine überzeugende Performance lieferte dabei Linda Caicedo ab, welche den ersten Treffer des Spiels erzielte, außerdem durch eine beeindruckende Ballbehandlung und großes Tempo immer wieder Gefahr ausstrahlte.

Sara Däbritz, Deutschlands Stabilisator im Mittelfeld, urteilte: “Eine sehr talentierte Offensivspielerin, die auch schon in verschiedenen Turnieren ihre Akzente setzen konnte.” In den Griff bekommt man das 18-jährige Supertalent wohl nur, so Däbritz, wenn man “gemeinschaftlich” verteidigt. 

Linda Caicedo möchte auch Deutschland das Leben schwer machen
Linda Caicedo möchte auch Deutschland das Leben schwer machenAFP

Im Training am Donnerstag erlitt Caicedo einen Zusammenbruch, brach beim gemütlichen Auslaufen mit den Teamkolleginnen plötzlich zusammen, griff sich an die Brust und legte sich zu Boden. Ein Schreckmoment, mehr nicht, versicherte Kolumbiens Nationaltrainer Nelson Abadia: “Wir haben das Problem mit Linda überwunden, es geht ihr gut.”

Einen Einsatz am Sonntag (11:30 Uhr MEZ, live in der Flashscore Audioreportage) ließ Abadia dennoch zunächst offen. Wenngleich er versicherte, dass Caicedo “sehr wichtig für den Fußball, für uns und unseren Plan” ist – Kolumbien hat einiges mehr zu bieten.

Zum einen die erfahrene Mittelstürmerin Catalina Usme (33), welche in bislang 72 Länderspielen 38 Treffer erzielte. Zum anderen Leicy Santos (27), die bei Atlético Madrid zwar oft nur Ersatz ist, gegen Südkorea aber bewiesen hat, dem Spiel ihren Stempel aufdrücken zu können.

Santos dirigiert das kolumbianische Spiel
Santos dirigiert das kolumbianische SpielOpta by StatsPerform/AFP

Sorgen macht Kolumbien vorrangig die Defensive. In bislang neun Duellen gegen europäische Kontrahenten kassierte man im Durchschnitt 1,78 Gegentreffer. Nur zweimal konnte man gegen Gegner vom alten Kontinent gewinnen, fünfmal kassierte man eine Niederlage.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Kolumbien

Teamnews: Oberdorf wieder dabei, doch Rauch fällt aus

Martina Voss-Tecklenburg muss einen prominenten Ausfall verkraften. Felicitas Rauch erlitt im Mannschaftstraining eine Verstauchung des Knies und steht gegen Kolumbien nicht zur Verfügung. Ersatzweise könnte entweder Chantal Hagel oder Sophia Kleinherne die Position am linken Defensivflügel übernehmen. Kleinherne würde als gelernte Innenverteidigerin wohl für weniger Offensivdrang sorgen als Hagel.

Außerdem wird Abwehrchefin Marina Hegering (Fersenprellung) erneut fehlen. Auch Sydney Lohmann (Adduktorenzerrung) steht nicht zur Verfügung.

Gute Neuigkeiten hingegen gibt es im defensiven Mittelfeld: Abräumerin Lena Oberdorf wurde gegen Marokko noch geschont, gegen Kolumbien kann sie wieder über den Platz grätschen und aus dem Zentrum heraus die Bälle verteilen. Auch Sjoeke Nüsken ist wieder fit.

Bei Kolumbien ist – wie bereits erwähnt – Linda Caicedo das größte Fragezeichen. Und auch das Einzige. Grundsätzlich stehen Abadia alle 23 Kaderspielerinnen zur Verfügung.

Wenn sie spielen kann, dann wird sie spielen, so viel steht fest. Alle Voraussicht nach wird sie also auch gegen Deutschland den rechten Flügel unsicher machen.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Deutschland (4-2-3-1): Frohms - Huth, Hendrich, Doorsoun, Kleinherne - Oberdorf, Däbritz - Brand, Magull, Bühl - Popp 

Kolumbien (4-2-3-1): Perez - Arias, Carabali, Arias, Vanegas - Bedoya, Montoya - Caicedo, Santos, Ramirez - Usme

Flashscore-Prognose: Knappe Angelegenheit

Nicht nur in Deutschland, auch in Kolumbien ist der Hype um die Frauen-Nationalmannschaft enorm. Über 9 Millionen TV-Zuschauerinnen verfolgten das erste Gruppenspiel gegen Südkorea live vor den Bildschirmen. Motiviert bis in die Haarspitzen, mit aggressivem Zweikampfverhalten und viel technischer Raffinesse wird man die DFB-Auswahl vor eine echte Herausforderung stellen. Deutschland ist aber routiniert genug, um sich einen 2:1-Sieg zu sichern.