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Sergej Barbarez: Premiere der großen Gefühle

Sergej Barbarez hat engen Bezug zu Deutschland.
Sergej Barbarez hat engen Bezug zu Deutschland.Hasan Bratic / Sipa Press / Profimedia
Sergej Barbarez verbrachte fast seine gesamte Karriere in Deutschland, jetzt trifft der bosnische Nationaltrainer auf seine zweite Heimat. Es wird emotional.

Hamburg, das war für Sergej Barbarez "Liebe auf den ersten Blick. Diese Stadt ist einfach wunderschön, der Hafen, die Elbe, die Parks", sagt er, bis heute lebt der 53-Jährige dort, wo er als Fußballprofi den Großteil seiner Karriere verbrachte. Für den Bosnier, einst vor dem Balkan-Krieg nach Norden geflohen, war der HSV die fünfte von sechs Stationen in Deutschland. Dass er jetzt als Nationaltrainer mit seiner Mannschaft auf die zweite Heimat trifft, berührt ihn.

In Zenica, gut 150 km von seiner Geburtsstadt Mostar entfernt, geht es am Freitagabend (20:45/LIVE in der Flashscore-Audioreportage) in der Nations League beim persönlichen Highlight gegen das DFB-Team. Seit April ist Barbarez in Bosnien-Herzegowina im Amt, es ist sein erstes Heimspiel, in seinem ersten Job nach dem Abschied von der Fußballbühne vor inzwischen 16 Jahren.

Kein normaler Mensch

"Ich habe so lange auf diese Chance gewartet", sagte Barbarez im kicker-Interview. Und er musste sie ergreifen, trotz schwieriger Perspektive. "In den vergangenen zehn Jahren ging es nur noch bergab. Ich versuche es ein wenig flapsig darzustellen: Ein normaler Mensch hätte diese Aufgabe nicht angenommen."

Sportliche Erfolge sind für Bosnien-Herzegowina rar geworden.
Sportliche Erfolge sind für Bosnien-Herzegowina rar geworden.Flashscore

Barbarez ist kein normaler Mensch. In seiner Heimat ist er ein Idol. So wie er in Hamburg eines war - mit seinem feinen Fuß, und seinem Riecher, gleich in der ersten HSV-Saison holte der kopfballstarke Freigeist die Torjägerkanone, spielte mit dem Klub in der Champions League. Dass die Gefahr besteht, seinen Status zu beschädigen, weiß er. Es sei Druck da, aber "Druck bedeutet, dass wir eine große Aufgabe haben."

Im Winter 1991/92 kam Barbarez nach Deutschland. Die Umstände waren sehr speziell. "Ich wurde eher geflohen, wenn man das so sagen kann", erzählte der frühere Nationalspieler im Magazin 11Freunde, sein Vater habe ihn zu seinem Onkel nach Hannover geschickt. Von dort aus ging es über Berlin, Rostock und Dortmund nach Hamburg, in Leverkusen machte Barbarez schließlich nach mehr als 300 Bundesligaspielen und 96 Toren Schluss.

Match-Center: Bosnien-Herzegowina vs. Deutschland

Zwei Herzen in der Brust

Eine Einbürgerung des Ausnahmekönners war während der Laufbahn zwar öffentlich ein Thema, nicht aber für ihn: "Hätte ich Berti Vogts damals angerufen, wäre ich heute vielleicht mehrmaliger WM- und EM-Teilnehmer. Für mich hat sich die Frage damals nie gestellt, denn ich wollte immer für das Land spielen, in dem ich geboren wurde."

Dennoch bedeutet Deutschland ihm viel. Und Barbarez hat großen Respekt. "Ich bin sehr, sehr begeistert von dem, was die deutsche Nationalelf mittlerweile wieder veranstaltet. Rudi Völler und Julian Nagelsmann machen es zusammen richtig gut." Man könne sich auch "ganz viel abschauen".

Ziel sei für Bosnien die EM 2028, "der Vertrag läuft vier Jahre", so Barbarez. Die nächste WM ist "natürlich auch ein Traum" für den Trainer, "wir wollen da hin, aber sind realistisch. Wir verfolgen einen langfristigen Plan." Wie seine Emotionen am Freitagabend in Zenica aussehen werden, kann Barbarez nicht sagen. Nur so viel: "In mir sind ganz große Gefühle!"