Ohne Topstars in die geliebte Heimat: Tedesco vor besonderem Italien-Duell
Italien, sagte Domenico Tedesco einmal, sei für ihn nicht irgendein Land: "Italien ist auch meine Heimat, ein Sehnsuchtsort. Ich habe Verwandte dort". Für den in Rossano, Kalabrien geborenen Deutsch-Italiener wird das anstehende Nations-League-Duell seiner Belgier in Rom ohne Frage eine besondere Partie.
Der Druck wird größer
Auch sportlich: Denn Tedesco, der einstige Schalke-Trainer und Pokalsieger mit RB Leipzig, braucht dringend positive Schlagzeilen. Nach dem enttäuschenden Aus im EM-Achtelfinale und der lärmenden Posse um Real-Madrid-Startorwart Thibaut Courtois steht der 39-Jährige zunehmend unter Beobachtung. Ein Sieg am Donnerstag (20.45 Uhr/DAZN) würde deutlich helfen, zumal es vier Tage danach gegen Frankreich geht.
"Der größte Druck ist der, den wir uns selbst auferlegen", sagte Tedesco und zeigte sich trotz erster Nachfragen zu seiner Jobsicherheit entschlossen, den Umbruch in seinem Team voranzutreiben: "Ich will einige neue Gesichter sehen."
Zuletzt hatte er es nicht leicht bei den "Roten Teufeln" und musste viel über Spieler sprechen, die nun gar nicht dabei sind. Courtois, bei Real Leistungsträger, verkündete Ende August öffentlichkeitswirksam, unter dem einstigen Bundesliga-Coach nicht mehr das Belgien-Trikot überstreifen zu wollen. Es war das schmerzliche Resultat eines Streits um die Kapitänsbinde, die vor dem Italien-Spiel nun erneut zum Thema wurde.
De Bruyne fehlt nach öffentlicher Kritik
Denn es gilt auch Stürmer Romelu Lukaku und Mittelfeld-Star Kevin de Bruyne zu ersetzen. Youri Tielemans soll die Auswahl um Leipzig-Star Lois Openda stattdessen voraussichtlich anführen. "Ich hatte ein langes Telefongespräch mit Kevin", sagte Tedesco: "Generell ist er sehr motiviert, für Belgien zu spielen. Er hat uns gebeten, diesmal und im November nicht dabei zu sein, um auf seinen Körper Rücksicht zu nehmen".
De Bruynes Verzicht folgt auf seinen Frustauftritt nach der 0:2-Niederlage im September in Frankreich. "Es gibt Spieler, die ihre Rolle nicht erfüllt haben. Punkt", hatte der 33-Jährige im TV geschimpft und damit für große Schlagzeilen gesorgt: "Wenn du nicht gut genug bist, musst du wenigstens alles geben, was manche nicht getan haben." Dies sei inakzeptabel.
Tedesco war nun bemüht, das Thema abzumoderieren. "Es gibt Trainer oder Spieler, die mit dieser Direktheit Probleme haben, ich nicht", sagte er vor den nächsten beiden echten Härtetests. De Bruyne sei nicht nur ein großer Spieler, "sondern auch eine große Persönlichkeit. Er übernimmt Verantwortung und kann als Kapitän in einer gewissen Art und Weise mit der Mannschaft sprechen."
Vorerst wird Tedesco aber ohne die Leaderqualitäten seines Stars spielerische Fortschritte präsentieren müssen. Am besten schon in seiner Heimat.
Zum Match-Center: Italien vs. Belgien