Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Nagelsmanns Abwehrmonster überzeugen: "Alle hauen alles rein"

SID
Nicht nur die Offensive um Musiala (r.) begeistert: Nagelsmann hat der deutschen Defensive Stabilität verliehen
Nicht nur die Offensive um Musiala (r.) begeistert: Nagelsmann hat der deutschen Defensive Stabilität verliehenČTK / imago sportfotodienst / Jerry Andre
Joshua Kimmich schrieb neben den üblichen Hashtags nur zwei Wörter unter das Foto, das ihn in inniger Umarmung mit Antonio Rüdiger zeigt. "Zu null!" Aus Stolz auf die abermals konzentrierte Defensivleistung ging der Kapitän mit dem Abwehrchef auf "Kuschelkurs", wie er auf Instagram launig anmerkte. Denn der Münchner weiß: Wenn die deutsche Nationalmannschaft 2025 den Titel in der Nations League und 2026 den WM-Pokal gewinnen will, kommt der Verteidigung eine Schlüsselrolle zu.

Der ewige Leitspruch, wonach die Offensive Spiele, die Defensive aber Meisterschaften gewinne, hat nichts von seiner Gültigkeit eingebüßt. Und so sieht sich die DFB-Auswahl vor dem Abschluss des euphorisierenden EM-Jahres am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Budapest gegen Ungarn auf einem richtig guten Weg. Die Statistik gibt ihr recht.

Das 7:0 gegen Bosnien und Herzegowina, nach dem das Foto von Kimmich und Rüdiger entstand, war 2024 bereits die siebte Partie ohne Gegentor - damit stand jedes zweite Mal die Null. Zum Vergleich: 2023 war dies nur in einem von elf Spielen der Fall, im Jahr der Horror-WM in Katar 2022 in zwei von elf. Das letzte Mal, dass die Null häufiger stand, war 2016: Im Jahr des Halbfinal-Einzuges bei der EM in Frankreich ließ der damals noch amtierende Weltmeister in elf von 16 Duellen keinen Gegentreffer zu.

Nagelsmann schafft klare Strukturen

Es war auch das letzte Jahr mit einem besseren Gegentore-Schnitt. 2016 musste die DFB-Elf 0,63 Tore/Spiel hinnehmen (zehn in 16), aktuell sind es 0,64 (neun in 14). 2023 waren es noch unfassbare zwei Gegentore pro Partie. Am Dienstag kann die Marke auf 0,59 fallen.

Die Chancen stehen gut. Bei all dem Offensivwirbel, sagte Zauberfuß Jamal Musiala, habe die Mannschaft gegen Bosnien "defensiv hart gearbeitet". Das war kein Zufall, sondern Ausdruck einer neuen Gier auch vor dem eigenen Tor. "Alle hauen alles rein", sagte Verteidiger Robin Koch in Freiburg.

Das ist ganz nach dem Geschmack von Julian Nagelsmann. Nach dem "absoluten Tiefpunkt" im November 2023 habe der Bundestrainer "klare Strukturen und Rollen" geschaffen, sagte Kimmich, die auch der Defensive Halt geben. Er ernannte Rüdiger und Jonathan Tah zum Stammduo im Abwehrzentrum und lud Mats Hummels nie wieder ein. Kimmich zog er nach rechts in die Viererkette. Die "ewige" Baustelle links schloss er mit Maxi Mittelstädt, der sich inzwischen mit David Raum und Robin Gosens einen fruchtbaren Konkurrenzkampf liefert.

Defensive: Neues Prunkstück der DFB-Elf?

Mehr noch: Auf der Sechserposition löste Nagelsmann das dysfunktionale Tandem Kimmich/Ilkay Gündogan auf und holte Toni Kroos zurück. Seit dem Abschied des Metronoms machen wahlweise die Routiniers Robert Andrich und Pascal Groß oder die Youngster Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller das Zentrum dicht. Auch die Zauberfüße davor sind sich nicht für Defensivarbeit zu schade, ihr Gegenpressing erstickt viele Angriffe im Keim.

"Zur Defensive gehört das ganze Team", sagte Koch, der sich wie Waldemar Anton und Nico Schlotterbeck als Back-up für Rüdiger/Tah etabliert hat. "Es wird oft von den Innenverteidigern geredet, aber es geht immer vorne los", meinte der Frankfurter und betonte: "Als Mannschaft zu verteidigen, dass der eine für den anderen läuft, wenn ein Ball verloren geht - das ist unsere Stärke."