Vielleicht greift Tim Kleindienst ja wieder zum Kochlöffel und bereitet Julian Nagelsmann zum Dank seinen geliebten Hackbraten zu. Schließlich ist der wuchtige Angreifer von Borussia Mönchengladbach leidenschaftlicher Hobbykoch - und der Bundestrainer erfüllt ihm am Donnerstag wohl einen ganz großen Traum.
Denn: Mit 29 Jahren wird Kleindienst von Nagelsmann aller Voraussicht nach erstmals für die Nationalmannschaft berufen. Der Stürmer soll laut der Bild-Zeitung den verletzten Niclas Füllkrug (West Ham United) für die Nations-League-Spiele gegen Bosnien-Herzegowina (11. Oktober) und die Niederlande (14. Oktober) ersetzen.
Nagelsmann ist bekanntlich ein Freund deftiger Küche und offenbar auch von Kleindienst. Und der kommt wie Füllkrug eher rustikal daher. "Ich bin vielleicht nicht immer der filigranste Fußballer, aber dafür lebe ich auch so ein bisschen diese Drecksack-Mentalität", sagte der 1,94-m-Mann einmal der Süddeutschen Zeitung.
"Traum eines jeden Fußballers"
Im kleinen Heidenheim stieg Kleindienst zum Helden auf. Der Sturmtank schoss den 1. FC erst zum Aufstieg, in 35 Spielen in Bundesliga und DFB-Pokal ließ er 14 Tore und fünf Assists folgen, führte den Dorfklub so sogar nach Europa. Im Sommer unterschrieb Kleindienst dann in Gladbach, in der laufenden Saison kommt er auf drei Torbeteiligungen in sechs Spielen. In den vergangenen Wochen wurde Kleindienst immer wieder mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht.
"Natürlich ist das ein Traum eines jeden Fußballers, der lebt auch bei mir weiter", sagte Kleindienst, der aus Jüterbog in Brandenburg stammt, zuletzt der Rheinischen Post: "Das Einzige, was ich tun kann, ist Leistung zu bringen - so gut wie möglich. Und dann entscheidet der Bundestrainer, ob er mich in der Mannschaft haben möchte oder nicht."
Offenbar hat sich Nagelsmann jetzt für Kleindienst entschieden, dessen Vertrag in Gladbach bis 2028 datiert ist. Für viele Experten wäre eine Berufung am Donnerstag keine große Überraschung mehr. "Ich hätte keine Sorgen, Kleindienst zu nominieren", sagte etwa der Sky-Experte und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus: "Er ist spielerisch stark, intelligent, körperlich gut und hat einen super Kopfball."
Und Kleindienst profitiert davon, dass es neben Füllkrug kaum echte, wuchtige Neuner für das DFB-Sturmzentrum gibt. Deniz Undav, Maximilian Beier oder Kai Havertz sind im Vergleich andere Typen. Das weiß auch Kleindienst, der sich trotzdem keinen Nominierungs-Druck macht. "Wenn es nicht kommt, trauere ich dem auch nicht hinterher", sagte er zuletzt: "Wenn es kommt, wäre das natürlich Wahnsinn."
Vielleicht schwingt Kleindienst im Fall der Fälle zum Dank auch den Kochlöffel.