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"Masterplan" durchkreuzt: Bundestrainer Nagelsmann als Improvisationskünstler

Bundestrainer Julian Nagelsmann muss sich derzeit fast täglich mit neuem Personal befassen.
Bundestrainer Julian Nagelsmann muss sich derzeit fast täglich mit neuem Personal befassen.NICOLAS TUCAT/AFP
Julian Nagelsmann war noch gar nicht angekommen in der einstigen EM-Wohlfühloase, da sah er seinen langfristigen WM-"Masterplan" schon durchkreuzt. Nach der fünften verletzungsbedingten Absage und mit gleich sechs Spielern ohne jegliche Länderspielerfahrung ist der Bundestrainer als Improvisationskünstler gefragt - dabei wollte er die deutsche Fußball-Nationalmannschaft doch mit "minimalen Änderungen" weiter für das große Titel-Ziel einspielen.

Vor nicht einmal drei Wochen erzählte Nagelsmann noch gut gelaunt, er wolle schon "jetzt eine Elf finden mit fünf, sechs top Einwechselspielern", die 2026 nach dem fünften Stern greifen könne. Dann verletzte sich der neue Stammtorwart Marc Andre ter Stegen schwer, weitere Stammkräfte fielen aus - und bei der Rückkehr nach Herzogenaurach am Montag blickte Nagelsmann plötzlich in die Gesichter der Neulinge Tim Kleindienst, Jamie Leweling und Jonathan Burkardt. Für Last-Minute-Ausfall Robin Koch (Hüfte) nominierte er den dreimaligen Nationalspieler Kevin Schade nach, Linksaußen beim FC Brentford.

Vor Abwehrspieler Koch hatten bereits ter Stegen (Patellasehne), Neuner-Alternative Niclas Füllkrug (Achillessehne), Zauberfuß Jamal Musiala (Hüftgelenk) und Sturmspitze Kai Havertz (Kniegelenk) für das "heiße" Auswärtsspiel in Bosnien am Freitag (ab 20:45 Uhr live bei RTL und in der Flashscore-Audioreportage) und den Klassiker gegen die Niederlande drei Tage später passen müssen. Wie Kleindienst, Leweling und Burkardt warten auch die Torhüter Oliver Baumann, Alexander Nübel und Jannis Blaswich noch auf ihr Länderspieldebüt.

Der Hoffenheimer Baumann wird seinen Einstand beim Doppelpack in der Nationenliga laut Nagelsmann auf jeden Fall feiern. Der 34-Jährige habe es "verdient, jetzt mal ein Länderspiel zu kriegen", sagte der Bundestrainer. Ob auch der Stuttgarter Nübel zum Zuge kommen wird, ließ er offen. Die drei Neulinge dürfen wie Schade auf Einsatzzeiten hoffen, weil Nagelsmann vor allem in der Offensive umbauen muss.

Ein Jahr nach seinem eigenen Debüt auf der USA-Reise mit dem 3:1 gegen den Gastgeber hatte Nagelsmann eigentlich ganz andere Ideen. Damals ging er sein Amt mit riesiger Experimentierfreude an und verkündete, er wolle möglichst viele Spieler im Kreis der Nationalmannschaft sehen". Nur noch neun Spieler aus seinem im Oktober 2023 berufenen 26er-Kader sind übrig, immerhin 16 sind es aus dem 23er-Kreis, der im September gegen Ungarn (5:0) und bei Oranje (2:2) den Neustart nach der EM in Angriff nahm.

Ziele ändern sich durch Absagen nicht

Nagelsmann aber, das hat er mehrfach betont, denkt nicht in "Problemen", sondern in "Lösungen". Beim Vorhaben, aus seiner Mischung aus Novizen und erfahrenen Kräften bis Freitag eine Elf zu formen, die in der "hitzigen Atmosphäre" von Zenica bestehen kann, helfen ihm die Gegebenheiten im Quartier. "Im Home Ground sind wir eng beieinander", sagte er, "man läuft sich ständig über den Weg." Das hilft beim schnellen Zusammenwachsen.

Zum Match-Center: Bosnien & Herzegowina vs. Deutschland

An seinen Zielen ändern all die Absagen übrigens nichts - auch nicht an den kurzfristigen. Ob bei der Heimspiel-Premiere von HSV-Idol Sergej Barbarez auf der bosnischen Bank oder der Revanche gegen die Niederlande in München: Zwei Siege sind fest eingeplant, Nagelsmann will Platz eins in der Gruppe A3 und die Qualifikation für die K.o.-Runde alsbald "fixieren". Zumindest dieser Plan soll aufgehen.