Fernduell um begehrte DFB-Stelle: Alexander Nübel und Oliver Baumann im Fokus
Die Coaches des am Montag 28 Jahre alten Schwaben-Keepers und des rund sechs Jahre älteren Schlussmannes der Kraichgauer hatten sich nach der schwerwiegenden Knie-Verletzung von Marc-Andre ter Stegen und mit Blick auf die Kader-Berufung am 3. Oktober mächtig für ihre Schützlinge ins Zeug gelegt. Auch die deutschen Torhüter-Ikonen Andreas Köpke und Sepp Maier legten ihre Expertise dar, Chef-Experte Lothar Matthäus gab seine Auffassung preis. Die Tendenz der öffentlichen Meinung scheint leicht in Richtung Nübel zu gehen.
"Er bringt sehr, sehr viel mit, um derjenige zu sein", der die vakante Position einnehmen könnte, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß vor dem Stuttgarter Auftritt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Wolfsburg: "Ich traue es ihm zu 100 Prozent zu, da eine sehr gute Rolle zu spielen." Nübel, für den sicher die längerfristige Perspektive spricht, ist nach einer guten Vorsaison solide in die neue Spielzeit gestartet. Beim Champions-League-Auftakt bei Real Madrid zeigte sich die Leihgabe von Bayern München aber nicht fehlerfrei.
Baumann, bei der Heim-EM im Sommer als Nummer drei dabei war, überzeugte diese Woche in der Europa League beim 1:1 der TSG im dänischen Midtjylland. Und sprach danach von einem "Riesentraum" des möglichen ersten Länderspiels nach "jahrelanger harter" Arbeit. "Er hat ein komplettes Spiel für einen Torwart", sagte TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo: "Ich traue es ihm definitiv zu, die Nummer eins zu sein."
Nagelsmann könnte sich schon kommende Woche dazu äußern, wen er vorerst im Tor der Nationalmannschaft sieht - mindestens für die Monate, in denen ter Stegen aufgrund seines Patellasehnenrisses im rechten Knie fehlen wird. Der erste Auftritt in der neuen Situation erfolgt am 11. Oktober in Bosnien-Herzegowina, drei Tage später geht es gegen die Niederlande, jeweils in der Nations League.
Doch noch einmal Neuer?
Nübel oder Baumann - auf wen setzt der Bundestrainer? Oder zaubert er doch eine ganz andere Lösung aus dem Hut, beispielsweise mit dem gerade erst zurückgetretenen Manuel Neuer? Dessen Klub Bayern München hält sich aus der Thematik heraus. "Wir haben keine Sekunde darüber geredet", sagte Trainer Vincent Kompany am Freitag.
Und dann ist da auch noch der derzeit verletzte Kevin Trapp von Eintracht Frankfurt, der allzu gerne wieder im Rennen um die DFB-Plätze mitmischen würde, sobald er genesen ist. "Was die Nationalmannschaft anbelangt, habe ich immer wieder gesagt, dass es mein Ziel und auch meine Ambition ist", sagte der neunmalige Nationalspieler bei RTL.
Effenberg: Neuer-Comeback beim DFB wäre "keine gute Idee"
Der frühere Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg hat sich gegen ein mögliches Comeback von Manuel Neuer in der DFB-Auswahl ausgesprochen. "Ein Rücktritt vom Rücktritt ist für mich in keiner Sportart eine gute Idee. Neuer würde seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er jetzt – und auch noch nach so kurzer Zeit – wieder zurück in die DFB-Elf wollte", schrieb der 56-Jährige in seiner Kolumne bei t-online.
Er glaube, dass sich Neuer "jetzt auch selbst voll auf seine letzten ein, zwei Jahre bei Bayern München und eventuell darüber hinaus konzentrieren will. Er wird und muss zu seinem Wort stehen." Auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann wäre es "das ganz falsche Signal" an die Torhüter hinter dem verletzten Marc-Andre ter Stegen, "jetzt wieder auf den 38-jährigen Neuer zu bauen".
Stattdessen würde Effenberg Alexander Nübel als Vertreter von Neuer-Nachfolger ter Stegen aufbauen. "Der hat schließlich bereits in der letzten Saison sehr, sehr stark für den VfB Stuttgart gehalten – und ist diese Saison in der Champions League auf höchstem Niveau gefordert, seine Leistungen weiter so konstant abzurufen."
Dahinter gebe es mit Oliver Baumann aus Hoffenheim einen "absolut zuverlässigen Schlussmann". Als weitere Kandidaten für die Nationalmannschaft sieht Effenberg Bernd Leno vom FC Fulham, Stefan Ortega von Manchester City, "vielleicht sogar Noah Atubolu vom SC Freiburg" und betonte: "Große Gedanken machen müssen wir uns da also nicht."