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U21 EM: Antirassismus-Forscher wird deutlich "Brauchen strukturelle Lösung"

SID
Moukoko und Ngankam waren nach zwei Elfmeter-Fehlschüssen im Auftaktspiel der U21-EM gegen Israel in den Sozialen Netzwerken diffamiert worden.
Moukoko und Ngankam waren nach zwei Elfmeter-Fehlschüssen im Auftaktspiel der U21-EM gegen Israel in den Sozialen Netzwerken diffamiert worden.Profimedia
Antirassismus-Forscher Prof. Dr. Lorenz Narku Laing sieht in den rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Fußball-Nationalspieler Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam ein "strukturelles Problem". "Es ist kein Einzelfall. Es ist ein strukturelles Problem, das endlich eine strukturelle Lösung braucht", sagte der Diversity-Trainer und Mitglied des Experten- und Expertinnenrats Antirassismus der Bundesregierung bei Sky Sport News.

Moukoko und Ngankam waren nach zwei Elfmeter-Fehlschüssen im Auftaktspiel der U21-EM gegen Israel im georgischen Kutaissi (1:1) in den Sozialen Netzwerken diffamiert worden. Ähnlich war es schon am Dienstag Innenverteidiger Yann-Aurel Bisseck (Aarhus GF) nach seiner Berufung zum Kapitän der deutschen U21 ergangen.

Man könne sehen, und das habe die Sportwissenschaft sehr gut erforscht, "dass diese Spieler dazugehören, sie sind Teil des nationalen Narrativs - immer dann, wenn sie supergut spielen, wenn sie gewinnen", so Narku Laing. Das habe man damals auch bei den Klitschko-Brüdern gesehen: "Wenn sie gewonnen haben, waren sie Deutsche. Wenn sie verloren haben, waren sie Ukrainer. Und dieselbe Dynamik erleben türkische und schwarze Fußballspieler gleichermaßen."

Der Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Bochum forderte: "Wir müssen da endlich eine Zäsur machen und sagen: Die Menschen sind und bleiben deutsch, egal ob sie gewinnen oder verlieren, denn sie gehören zu uns, weil es richtig ist und nicht, weil sie eine bestimmte Leistung bringen."

Die Zuschauer seien frustriert und versuchen, "diese Frustration in irgendeiner Form zu kanalisieren. Und Sie wissen, und das ist eigentlich das Unangenehme: Das, was diese Menschen, diese schwarzen Fußballspieler, am meisten verletzen würde, ist, wenn ich sie rassistisch diskriminiere".

Es gebe ein "gewisses Missverständnis" im Rollenverständnis eines Fans: "Ein guter Fan steht immer hinter seinem Team und findet immer einen Weg, unterstützend da zu sein, damit das nächste Spiel gewonnen wird." Rassismus sei kein ausschließliches Problem des rechten Randes, sondern finde sich auch in der Mitte der Gesellschaft.

"Wir brauchen eine Ich-bin-hier-Mentalität. Das heißt, dass andere Fans sofort reagieren, kommentieren, interagieren, da reingehen und sagen: Ich sorge dafür, dass dieser Inhalt unsichtbar wird oder dass ihm ganz klar widersprochen wird", betonte Narku Laing.