Rückkehr aus der Versenkung: Endlich wieder Profi-Fußball bei Alemannia Aachen
Die Aachener Aufstiegshelden stürmten die Pressekonferenz und verpassten ihrem Erfolgstrainer Heiner Backhaus mehrere Bierduschen, auf dem Rasen des Tivoli feierten Tausende Fans in Ekstase die Rückkehr in die 3. Liga. Nach elf Jahren in der Regionalliga ist die Alemania zurück im Profifußball - und genoss die große Party in vollen Zügen.
"Was hier los war und ist, ist unglaublich. Das muss man erst einmal realisieren", sagte Verteidiger Jan-Luca Rumpf, und der vor Bier und Schweiß triefende Backhaus kündigte scherzhaft ein Straftraining für Sonntagmorgen um 8.00 Uhr an. Ob seine Spieler dazu im Stande gewesen wären, darf bezweifelt werden.
Denn bereits am Freitag hatten die Aachener frenetisch gefeiert, als der Aufstieg nach der Niederlage des Verfolgers Wuppertaler SV perfekt war. Entsprechend ging das Heimspiel am Samstag vor einer Regionalliga-Rekordkulisse von 31.034 Zuschauern gegen den 1. FC Bocholt mit 1:2 verloren - was bei den Aachenern niemanden schmerzte.
Zum Match-Center: Alemannia Aachen vs. 1. FC Bocholt
"Manche von uns sind nach der Nacht auf dem Platz herumgelaufen wie Falschgeld", sagte Florian Heister mit Skibrille auf der Nase. Der Flügelspieler hatte mit seinen Teamkollegen am Freitagabend vor einer Leinwand im Tivoli gesessen und den Patzer des WSV bei Fortuna Köln verfolgt. In der Stadionkneipe "Klömpchensklub" zitterten die Fans mit. Als der große Traum dann wahr wurde, tanzten Spieler und Anhänger Ringelpiez - mit einer Plastik-Meisterschale in der Hand.
Zu den ersten Gratulanten gehörte Ex-Spieler Erik Meijer. "Aufstieg, endlich, nach all den Jahren. Ich bin sowas von froh, dass ihr es geschafft habt", sagte Meijer in einer Video-Botschaft an die Aachener Zeitung.
Auch in der Stadt feierten Tausende Fans vor dem Rathaus und in den Kneipen der Pontstraße eine Spontan-Party, zündeten ein Feuerwerk und machten die Nacht zum Tag. Etwa 100 Alemannen waren sogar ins Kölner Südstadion gefahren, um die Wuppertaler Niederlage hautnah zu erleben. "Es ist wahnsinnig, da hat sich nichts geändert. Fans bleiben Fans und wissen immer, den Weg zum Tivoli zu finden. Es ist euch sowas von gegönnt", sagte Meijer.
Vor zwanzig Jahren noch im Europapokal
Der ehemalige Bundesligist hatte in der Saison 2004/05 als Pokalfinalist noch am UEFA-Pokal teilgenommen. Danach folgte der freie Fall, seit 2013 spielte die Alemannia nur noch in der vierten Liga. Zeitweise kamen nur noch 4000 Fans an den neuen Tivoli, der sich als Millionengrab des Klubs erwies. Nun soll alles besser werden.
"Dieser Aufstieg ist unglaublich wichtig für den Verein und die ganze Stadt. Von so einer Fan-Base kann manch höherklassiger Klub einfach nur träumen", sagte der ehemalige Aachener Torsten Frings bei Sport1.
Grüße kamen nach dem Aufstieg auch aus Heidenheim von FCH-Trainer Frank Schmidt, der von 1998 bis 2003 für die "Kartoffelkäfer" gespielt hatte. "Herzlichen Glückwunsch Alemannia. Ich wünsche euch für die 3. Liga viel Erfolg - auch für die Aufgaben, die sich neu stellen werden", sagte Schmidt. Sportlich scheint der TSV zumindest gewappnet für höhere Aufgaben, das Team ist seit November ungeschlagen.
Und auch feiern kann die Mannschaft. Zu später Freitager Abendstunde präsentierten sich die Spieler am Tivoli den ersten Fans - und stimmten einen Klassiker an. "Aus meinem Traum bin ich heut' aufgewacht" heißt das Lied, das durch die Nacht hallte. Dabei war es wohl eher ein Alptraum, der an diesem Abend endlich endete.