Zirkzee war zu Beginn des Sommers in aller Munde. Nach seiner hervorragenden Saison in Bologna wurden er mit einigen der größten Vereine der Welt in Verbindung gebracht, darunter Manchester United, der AC Mailand und der FC Arsenal.
Erik ten Hag und ManUnited haben schließlich für eine Ablösesumme von gut 40 Millionen Euro zugeschlagen und den Youngster mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. Doch was für einen Spieler haben die Red Devils verpflichtet und kann er in einer der stärksten Ligen der Welt endgültig durchstarten?
Von Bayern über Brüssel nach Bologna
Schon in jungen Jahren war klar, dass Zirkzee ein großes Talent ist, weshalb ihn der niederländische Spitzenklub Feyenoord Rotterdam im Alter von 12 Jahren von ADO Den Haag verpflichtete. Ein Jahr später ging es weiter zu Bayern München.
Nachdem er sich in der Jugend des FC Bayern durchgesetzt hatte, erzielte er bei seinem Debüt für die U23 des deutschen Rekordmeisters im März 2019 einen Hattrick, bevor er im August desselben Jahres sein Debüt in der ersten Mannschaft gab. Bei seinem ersten Bundesligaspiel im Dezember erzielte der Niederländer in letzter Minute den Siegtreffer und kam in seiner Prämieren-Saison auf vier Tore in zwölf Spielen.
Aufgrund der allgegenwärtigen Präsenz von Bayerns ehemaligem Alpha-Tier Robert Lewandowski war es jedoch schwierig, sich in der ersten Mannschaft zu etablieren, sodass Zirkzee im Januar 2021 auf der Suche nach Spielpraxis an Parma ausgeliehen wurde. Dort lief es allerdings alles andere als rund: In Italien kam er zu lediglich vier Einsätzen. Folglich suchte Zirkzee im Sommer erneut sein Heil in der Flucht. Mit seiner abermaligen Leihe zum RSC Anderlecht konnte er seiner Karriere dann endlich neuen Schwung verleihen.
Unter Vincent Kompany war er die erste Wahl im Sturm des belgischen Klubs und einer der besten Angreifer des Landes, der in 32 Ligaspielen 15 Tore und acht Vorlagen erzielte. Es überrascht nicht, dass die Belgier ihn am Ende der Saison gerne fest verpflichten wollten. Seine Zukunft lag jedoch in Norditalien.
Im Sommer 2022 wurde er vom FC Bologna unter Vertrag genommen, wobei die Bayern auf eine Rückkaufklausel bestanden. Nach seiner ersten Saison, in der er in 19 Einsätzen nur zwei Tore erzielte und meist auf der Bank saß, verfiel diese Berichten zufolge wohl aber wieder.
Thiago Motta wurde zur gleichen Zeit als neuer Coach in Bologna vorgestellt. Der ehemalige italienische Nationalspieler hatte ein Spielsystem mit nur einem Stürmer im Sinne. Die Wahl fiel schnell auf Marko Arnautovic anstelle des Niederländers, der später selbst zugab, dass er zu diesem Zeitpunkt "mental noch nicht bereit war, jedenfalls nicht so, wie Motta es wollte". Doch ein paar "Ohrfeigen" des Trainers brachten die Wende. Und als Arnautovic den Verein schlussendlich in Richtung Inter Mailand verließ, war es für den jungen Stürmer endgültig an der Zeit, ins Rampenlicht zu treten.
In einer der besten Saisons, die Bologna je gespielt hat, war Zirkzee der herausragende Akteur. Seine Bilanz von zwölf Toren und sieben Vorlagen mag auf den ersten Blick womöglich nicht außergewöhnlich erscheinen. Aber Zahlen erzählen eben nicht die ganze Geschichte. Seinen Wert in der Rolle als "falsche Neun" bewies der 23-Jährige vor allem auch mit der Schöpfung zahlreicher Chancen für seine Mitspieler.
Für seine Leistungen wurde er in der Serie A zum Nachwuchsspieler der Saison gewählt, für die EM 2024 einberufen und schließlich von Manchester United verpflichtet.
Der Rotterdamer Ronaldinho
Angesichts seiner Größe von 1,93 Metern könnte man meinen, Zirkzee sei ein Torjäger, der sich in der Luft und im Strafraum wohl fühlt. Doch der Niederländer kann viel mehr, als nur physisch zu überzeugen.
Er hat Zlatan Ibrahimovic oft als eine seiner größten Inspirationen genannt. Zweifellos gibt es Ähnlichkeiten zwischen den beiden. Wie der Schwede ist der Niederländer trotz seiner Körpergröße stark mit dem Ball am Fuß, verfügt über eine nahezu makellose Technik und hat einen ausgeprägten Sinn für das Spektakuläre.
Allerdings war Ibrahimovic im Strafraum abgezockter und vor allem ein Torjäger, was man von Zirkzee nicht behaupten kann. Auch Motta zieht einen anderen Vergleich: "Er sagte, seine Vorbilder seien Zlatan Ibrahimovic und Gabriel Batistuta, zwei hervorragende Spieler. Aber wenn ich ihn täglich sehe, erinnert er mich eher an den Ronaldinho, mit dem ich in Barcelona gespielt habe."
Es mag seltsam erscheinen, einen großen Stürmer mit Ronaldinho zu vergleichen. Dich wenn man Zirkzee beobachtet, versteht man schnell, woher diese Parallelen kommen. Wie der Brasilianer spielt er mit Flair und Kühnheit - und erinnert an einen feinen Bolzplatz-Kick mit Freunden.
Seine Fußballkarriere begann auf den Cruyff-Courts in Rotterdam: kleinen Spielfeldern, die von der Stiftung der niederländischen Fußballlegende errichtet wurden. Zirkzee selbst sagt, dass dies einen großen Einfluss auf seinen Spielertypen hatte.
"Das macht dich hart, du musst schlauer sein, du musst einen Weg finden, mit den Jungs mitzuhalten, die größer und stärker sind als du", sagte er gegenüber La Gazzetta dello Sport: "Ich habe auf der Straße gelernt - und dort wird die Kreativität gelebt."
Aufgrund seiner kreativen Neigungen spielt er in der Regel lieber mit einem Sturmpartner zusammen, der in die Tiefe und im Strafraum für Gefahr sorgt, sodass er sich nach Belieben auf dem Platz bewegen kann.
Wird er es in Manchester schaffen?
Wird der Mann, der sich selbst als "keine Nummer 9, keine Nummer 10, sondern eine 9,5" bezeichnete, auch bei Manchester United erfolgreich sein? Zumindest auf dem Papier gibt es mit Rasmus Hojlund bereits den perfekten Sturmpartner für ihn, der gerne hoch steht und Läufe in den Rücken der gegnerischen Abwehr startet.
In den beiden Systemen, die Ten Hag bevorzugt einsetzt, ist Platz für beide Spieler - sie könnten nebeneinander in einem 4-2-2-2 spielen. Zirkzee könnte außerdem als Nummer 10 in einem 4-2-3-1 auflaufen.
Letzteres würde jedoch bedeuten, dass Starspieler Bruno Fernandes die Nummer 10 räumen und auf die rechte Seite ausweichen müsste. Zirkzee könnte also auch als einzelne Spitze agieren.
Bei Bologna hat er das gut gemacht. In einer Liga, in der er tendenziell weniger Zeit und Raum für den Ball bekommt, könnte es ihm jedoch schwer fallen, seine Kreativität zu entfalten. Auch besteht die Gefahr, dass er und Fernandes versuchen sich beim Erfüllen von Aufgaben während des Spiels gegenseitig im Weg stehen, während der Strafraum unbesetzt bleibt.
Daher besteht die Möglichkeit, dass der Niederländer - zumindest anfangs - in erster Linie als Backup für den Dänen und Fernandes fungiert. Doch er hat genügend Zeit, sein Spiel anzupassen und zu einer noch größeren Gefahr vor dem Tor zu werden. Mit Ruud van Nistelrooy als Assistenztrainer könnte er sich in dieser Hinsicht keinen besseren Lehrmeister wünschen.
Ob Zirkzee in der intensiven Premier League, in der Struktur und Stabilität immer mehr die Oberhand gewinnen, erfolgreich sein kann, ist unklar. Im Erfolgsfall könnte es jedoch spektakulär werden.
