Deutsche Fußballer im Ausland: Das England-Jahr von Havertz, Groß, Karius und Co. (1/3)
Als wenn es noch eines Beweises für die fantastische Form von Ilkay Gündogan bedurft hätte, glänzte der 32-Jährige im Finale des FA Cups mit einem Doppelpack und einer überragenden individuellen Leistung. Der Mann aus der Jugend des VfL Bochum ist bei Manchester City zum Kapitän gereift und hat in diesem Jahr als zentraler Mittelfeldspieler 18 Scorerpunkte erzielt.
Seine Bestleistung von 13 Treffern aus der Premier League-Saison 20/21 hat der gebürtige Gelsenkirchener zwar nicht geknackt, aber sein Einfluss war nie so groß wie heute. Wie es für den fünfmaligen englischen Meister weitergeht, ist aber offen: Sein Vertrag in Manchester läuft aus und Barcelonas Trainer Xavi hat bereits großes Interesse angemeldet.
Stefan Ortega (Manchester City)
Die Medaille des englischen Meisters darf sich auch Stefan Ortega umhängen. Ein Satz, den man vor eineinhalb Jahren wohl eher in die Kategorie "Tippfehler" verortet hätte. Insgesamt kam der 30-Jährige zu 14 Einsätzen, in denen er starke neunmal die Null hielt. Von vielen zu Beginn der Saison belächelt hat sich der ehemalige Bielefelder – den Vergleich zu seinem Ex-Verein sparen wir uns an dieser Stelle – zu einem vollwertigen Mitglied im Kader der Cityzens entwickelt.
Kai Havertz (FC Chelsea)
Wenn Real Madrid als Fußballer an dir interessiert ist, kannst du generell nicht so viel falsch gemacht haben. Das gilt auch für Kai Havertz – und das, obwohl die abgelaufene Saison für seinen Klub FC Chelsea eine zum Vergessen war: Die Blues landeten in der Premier League auf einem peinlichen zwölften Platz.
Havertz selbst reihte sich mit sieben Toren und einer Vorlage in eine enttäuschende Mannschaftsleistung ein. In vier von fünf Spielen stand der ehemalige Leverkusener in der Startelf, dafür sprang zu wenig Zählbares heraus. Es sei "alles falsch gelaufen, was falsch laufen kann", resümierte der 23-Jährige Aachener kürzlich bei 'Sky'. Wenn man aktuellen Medienberichten glauben darf, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Havertz schon bald einen Neuanfang bei Real Madrid starten könnte.
Thilo Kehrer (West Ham United)
Vor der Saison wechselte Thilo Kehrer aus Paris nach London zu West Ham United. Viele hatten den deutschen Nationalspieler nach der langen Zeit auf der PSG-Bank schon abgeschrieben, doch bei den Hammers hat er wieder zu alter Zuverlässigkeit zurückgefunden. Von seinen 35 Einsätzen in der Premier League-Spielzeit stand er 25-mal von Beginn an auf dem Feld und überzeugte durchaus.
In einer schwierigen heimischen Ligasaison, in der erst zwei Spieltage vor dem Ende der Klassenerhalt eingetütet werden konnte, war Kehrer ein stabilisierender Faktor. Auch eine Krönung ist sogar noch möglich: Dank der exzellenten Conference League-Spielzeit des Teams von David Moyes hat Kehrer sogar noch die Chance auf einen internationalen Titel.
Bernd Leno (FC Fulham)
Ähnlich wie Kehrer wechselte auch Bernd Leno im vergangenen August auf der Suche nach mehr Spielzeit den Verein. Und der Plan ging auf. Beim FC Fulham absolvierte Leno 36 von 38 möglichen Premier League-Spielen und beeindruckte mit starken Paraden und stabiler Strafraumbeherrschung. Laut dem Statistikportal Whoscored war der ehemalige Leverkusener nach Brentfords David Raya sogar notenmäßig zweitbester Torhüter der Liga.
Pascal Groß, Deniz Undav & Reda Khadra (Brighton & Hove Albion)
Eine kleine deutsche Spielerkolonie hat sich unterdessen bei Brighton & Hove Albion gebildet. Der prominenteste unter ihnen ist wohl Pascal Groß. Der ehemalige Ingolstädter spielt bereits seit 2017 an der englischen Südküste und ist dort absoluter Führungsspieler. In diesem Jahr verpasste er nur ein einziges Ligaspiel, stand sonst immer in der Startelf und trug mit überragenden 17 Scorerpunkten zur europäischen Qualifikation seines Teams bei.
Ebenfalls einen Beitrag – wenn auch etwas kleiner – leistete Deniz Undav. 2020 wechselte der in Niedersachsen geborene Mann mit den türkischen Wurzeln aus der 3. Liga vom SV Meppen nach Belgien zu Union Saint-Gilloise. Von da ging es vor einem Jahr nach Brighton, wo er in dieser Saison immerhin fünf Ligatore beitragen konnte. Fünf Treffer in den letzten acht Ligaspielen sprechen dafür, dass wir vom 26-Jährigen auch in der kommenden Saison einiges erwarten können.
Der dritte im Bunde ist Reda Khadra, der 2020 aus der Jugend von Borussia Dortmund zu den Seagulls wechselte. Anders als seine beiden Landsleute konnte sich der Offensivspieler aber noch nicht durchsetzen und wurde dieses Jahr zweimal ausgeliehen. Für Sheffield United und Birmingham City war der 21-Jährige Berliner in der zweiten Liga insgesamt an sieben Treffern beteiligt.
Kevin Schade & Vitaly Janelt (FC Brentford)
In der Winterpause machte der Wechsel von Kevin Schade zum FC Brentford für Aufsehen. Sein Stammverein SC Freiburg vereinbarte eine Leihe mit Kaufpflicht, die den Breisgauern in diesem Sommer ca. 25 Millionen Euro bescheren wird. Bislang hat sich das Investment aus Sicht der Londoner noch nicht wirklich ausgezahlt: In 19 Pflichtspiel-Einsätzen gelang dem gebürtigen Potsdamer lediglich eine Vorlage.
Eine deutlich größere Rolle spielte da schon sein Landsmann und Teamkollege Vitaly Janelt. Der defensive Mittelfeldspieler, der sich bei RB Leipzig und dem VfL Bochum nicht vollends durchsetzen konnte, absolvierte 35 von 38 möglichen Partien in der Premier League und zählte zum Stammpersonal vom dänischen Trainer Thomas Frank. Mit einem Marktwert von 16 Millionen Euro hat der ehemalige U21-Nationalspieler den endgültigen Durchbruch geschafft.
Armel Bella-Kotchap (FC Southampton)
25 Millionen Euro. Das hat nicht nur Kevin Schade gekostet, sondern das war auch die Antwort des FC Southampton auf die Anfrage von Eintracht Frankfurt, Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap zu verpflichten. Der Absteiger aus der Premier League will mit seinem Innenverteidiger richtig Geld machen. Verständlich, ist der ehemalige Bochumer nach 24 Ligaspielen in dieser Saison unter Hansi Flick sogar zum deutschen Nationalspieler aufgestiegen. Dass er mit in die Championship geht, ist Stand heute unwahrscheinlich.
Robin Koch (Leeds United)
Gemeinsam mit den Saints muss auch Leeds United den Gang in die zweite englische Spielklasse antreten. Mit dabei ist auch Robin Koch, der zu den absoluten Schlüsselspielern im Kader des englischen Traditionsvereins zählt. Ganze vier Trainer beschäftigten die Whites in dieser Spielzeit, unter allen war Koch gesetzt und absolvierte 36 von 38 möglichen Partien. Der gelernte Innenverteidiger spielte sowohl auf seiner Stammposition als auch auf der Sechs und lieferte starke Leistungen ab. Neben zahlreichen Anfragen aus der Bundesliga soll Koch auch eine Offerte vom neureichen Newcastle United vorliegen.
Loris Karius (Newcastle United)
Die Magpies haben derzeit bereits einen deutschen Spieler, dieser wird den Verein aber aller Voraussicht nach bald wieder verlassen. Torhüter Loris Karius schloss sich im September Newcastle United an, da das Torwartteam nach der Verletzung von Pope-Ersatz Karl Darlow stark dezimiert war. Genau einen Einsatz verzeichnete der ehemalige Star-Keeper für United, und das ausgerechnet im Finale des EFL Cups gegen Manchester United. Newcastle verlor mit 0:2, für Karius wird das Abenteuer vermutlich Ende Juni wieder beendet sein.
Jordan Beyer (FC Burnley - Championship)
Einer, der demnächst in der Premier League auflaufen wird, ist der ehemalige Gladbacher Jordan Beyer. Vor Beginn der Saison wagte der 23-Jährige den Schritt in die zweite englische Liga zum gerade abgestiegenen FC Burnley. Unter dem neuen Trainer Vincent Kompany dominierten die Clarets die Liga und stiegen souverän direkt wieder auf. Dabei spielte Beyer mit 30 Einsätzen, davon 29 von Beginn an, eine Schlüsselrolle. Für 15 Millionen Euro hat Burnley nun die Kaufoption für den gebürtigen Kempener gezogen.