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"A grounded one": Hürzeler will mit Brighton "das Establishment herausfordern"

Anton Latuska
Fabian Hürzeler geht mit Demut und Selbstvertrauen in die Aufgabe bei Brighton & Hove Albion.
Fabian Hürzeler geht mit Demut und Selbstvertrauen in die Aufgabe bei Brighton & Hove Albion.Profimedia
Mit Tatkraft und Angriffslust will mit Fabian Hürzeler der nächste deutsche Trainerexport in der Premier League durchstarten. Zu seiner Begrüßung bei Brighton & Hove Albion zeigte sich der 31-Jährige mutig und kündigte an, "große Dinge" erreichen zu wollen und "das Establishment" herauszufordern. Wie er das schaffen will und warum er bei seiner Antritts-Pressekonferenz an Jose Mourinho und Jürgen Klopp erinnerte, erfahrt ihr in unserem Porträt.

Fast genau 20 Jahre ist es her, da prägte Jose Mourinho einen Ausdruck, der seitdem jedem Fußballfan ein Begriff ist. Bei seiner Vorstellung beim FC Chelsea gab er sich den Spitznamen "The Special One" und machte ohne falsche Bescheidenheit klar, dass er sich selbst für etwas Besonderes hält. Später adaptierte Liverpool-Coach Jürgen Klopp den Ausspruch und formte ihn zu "The Normal One" um, um auf seine unprätentiöse Art anzuspielen.

Sportlich kann sich Fabian Hürzeler noch nicht ganz in einer Linie mit den beiden Ausnahmetrainern sehen, doch zumindest der Beginn seiner Karriere hätte kaum kometenhafter laufen können. Mit erst 31 Jahren hat der ehemalige Regionalliga-Spieler die ersten Stufen der Trainer-Karriereleiter in Rekordzeit erklommen: 2016 bis 2020 Spielertrainer in der Bayernliga, 2020 bis 2024 Co-Trainer und später Cheftrainer des FC St. Pauli und nun Coach in der Premier League bei Brighton & Hove Albion.

Auf so einen schaut man - auch in England, wo in der mit Geld vollgepumpten Premier League Rekorde und statistische Neuheiten fast an der Tagesordnung sind. Ein 31-jähriger Cheftrainer, das gibt es auch hier nicht alle Tage. Nicht zufällig also, dass die englische Presse den eigentlich harmlosen Hürzeler-Satz "I'm a grounded one" (dt.: "Ich bin ein ganz Bodenständiger") in Anlehnung an Mourinho und Klopp zu "The Grounded One" aufpeppte.

Hürzeler fällt auf - auch wegen seines Äußeren. Der in den USA geborene Sohn eines Zahnarztes, der seine Jugend in Deutschland verbrachte, erschien zur Vorstellung in der Küstenstadt am Ärmelkanal mit frischer Topf-Frisur. Nicht wenige zogen Vergleiche mit Florian Wirtz oder dem niederländischen Schlussmann Bart Verbruggen, die die gerade als Pony geschnittene Kurzhaarfrisur wieder in Mode zu bringen scheinen.

"Es war hart und selten lustig"

Doch hinter der Fassade schlummert ein absoluter Fußball-Fachmann. In seiner Zeit in Hamburg wurde Hürzeler stets für seine Akribie und Leidenschaft gelobt. Kapitän Jackson Irvine fasste das Training unter Hürzeler einmal prägnant zusammen: "Es war hart und selten lustig." Ähnliches dürfte auch die Brighton-Profis erwarten, die von Vorgänger Roberto de Zerbi eine ähnliche Arbeitsauffassung gewohnt sind.

Unter diesem Gesichtspunkt kam die Verpflichtung Hürzelers beim Tabellenelften der abgelaufenen Premier League-Saison auch nicht völlig überraschend: Im Gegenteil, der Verein von der Südküste sucht sowohl spielerisch als auch in der Menschenführung Kontinuität und scheint diese in Hürzeler gefunden zu haben. Ach ja, und auch in Sachen Hitzköpfigkeit an der Seitenlinie sind sich die beiden ziemlich ähnlich: Während De Zerbi fünfmal verwarnt wurde, sammelte Hürzeler in der 2. Bundesliga sogar sieben gelbe Karten.

Ob die Anpassung auf die Premier League gelingt, wird sich für den Deutschen schnell zeigen. In seinen ersten elf Spielen in der englischen Eliteliga trifft er auf sieben der acht besten Mannschaften der letzten Saison. Einen Start wie auf St. Pauli, wo er zehn Siege in Folge feiern konnte, wird es nicht geben. So wird der bodenständige Hürzeler Wege finden müssen, seine "Seagulls" (dt.: "Möwen") über dem Haifischbecken Premier League zum Fliegen zu bringen.