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Menschenfänger Horst Hrubesch tritt ab: "Was ist daran historisch?"

Aktualisiert
Horst Hrubesch im Gespräch mit Klara Bühl.
Horst Hrubesch im Gespräch mit Klara Bühl.Profimedia
Der heiße Tanz um Bronze soll sein letztes Hurra werden, doch Horst Hrubesch lässt der Rummel um seine bevorstehende "Pensionierung" völlig kalt. "Das ist jetzt mein letztes Spiel, aber was ist daran historisch?", fragte der scheidende Bundestrainer: "Es gibt auch Leute, die gehen am letzten Tag arbeiten und gehen dann in Rente. Das ist nichts anderes."

Wenn der 73-Jährige aber am Freitag in Lyon von der Trainerbühne abtritt, soll eine olympische Medaille um seinen Hals baumeln. "Das Spiel widmen wir ihm", betonte Bayern-Star Klara Bühl vor dem kleinen Finale der deutschen Fußballerinnen gegen Weltmeister Spanien (15.00 Uhr/ZDF und Eurosport).

Zum Match-Center: Spanien vs. Deutschland

Das einstige Kopfballungeheuer, der Menschenfänger, der EM-Held von 1980 soll mit einem letzten Erfolg verabschiedet werden. Ehe er noch seinen bis 2025 laufenden Vertrag beim Hamburger SV als Leiter der Jugendakademie erfüllt, sorgt der Gegner am Ende dieser Tour de France für ein Deja-vu.

Geschichte wiederholt sich

Gegen Spanien hatte Hrubesch bereits seine erste Amtszeit als Nothelfer bei den DFB-Frauen im November 2018 beendet. Knapp sechs Jahre später soll statt einer Nullnummer ein Sieg her. "Klar wissen wir, was die Spanierinnen können, dass das eine gute Mannschaft ist", sagte Hrubesch: "Aber wir haben gezeigt, was wir für Möglichkeiten haben."

Entscheidender Faktor gegen Aitana Bonmati, Alexia Putellas und Co. dürfte die Fitness werden. Abwehrchefin Marina Hegering ist nach ihrer krampfbedingten Auswechslung gegen die USA (0:1 n.V.) wieder an Bord. Auch Kapitänin Alexandra Popp und Torjägerin Lea Schüller (Entzündung der Patellasehne) meldeten sich zum Abschlusstraining wieder fit. Auf Sydney Lohmann muss Hrubesch gegen Spanien dagegen krankheitsbedingt verzichten.

Beim knappen Halbfinal-K.o. hat das DFB-Team bewiesen, zu was es allen Rückschlägen zum Trotz fähig sein kann. Hrubesch ist "stolz" - und seinem Ruf als Menschenfänger erneut gerecht geworden. "Man merkt, wie sehr er den Fußball liebt. Ich glaube, das wird wahrscheinlich auch immer so sein, ob er Trainer ist oder nicht", meinte Angreiferin Laura Freigang.

Krisenbewältigung soll in Medaille enden

Die große Krise scheint bei den Vize-Europameisterinnen bewältigt. Ein Jahr nach dem WM-Fiasko von Australien und der folgenden Trennung von Martina Voss-Tecklenburg habe man schon jetzt ein erfolgreiches Turnier gespielt, bilanzierte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer. Nun soll nach 2000, 2004 und 2008 zum vierten Mal Bronze her, danach übernimmt Christian Wück.

Alte Probleme wie mangelnde Effizienz sind zwar geblieben, am gestiegenen Selbstvertrauen ändert das nichts. "Wir wollen auf keinen Fall mit leeren Händen nach Hause fahren", sagte Giulia Gwinn, der Bundestrainer wünscht sich die Medaille in erster Linie für seine Schützlinge.

"Ich habe ja schon eine", sagte Hrubesch, der 2016 mit den Männern Silber in Rio geholt hatte: "Für mich wäre es nur wichtig, dass die Mädels eine kriegen, die noch keine haben." Gegen Spanien sollen noch einmal die letzten Kräfte gebündelt werden, um den "zweiten Matchball" für Edelmetall zu verwandeln - und um Hrubesch einen gebührenden Abschied zu bescheren.