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"Der Zaumdeuter": Thomas Müller zwischen Bundesliga-Vorbereitung und Olympia-Jubel

Flashscore/SID
Thomas Müller hat auch familiär bedingt eine enge Verbindung zum Pferdesport.
Thomas Müller hat auch familiär bedingt eine enge Verbindung zum Pferdesport.AFP
Thomas Müller eroberte Millionen Bildschirme, als hätte ein Piratensender für ihn die Übertragung gekapert. Mitten im Olympia-Halbfinale der deutschen Fußballerinnen gegen die USA war plötzlich ein Clip zu sehen, in dem der Weltmeister von 2014 im Stall mit seinem Dressurpferd Filou herumalbert. Da hatte wohl jemand das falsche Knöpfchen gedrückt - und ein Einspieler lief dadurch zu früh.

Thomas Müllers Leidenschaft für die Pferdezucht war schließlich bereits einige Stunden zuvor einem großen Publikum gewahr geworden. Der Bayern-Star ist einer der Besitzer von Checker, dem prachtvollen Gold-Wallach des Riesenbecker Springreit-Olympiasiegers Christian Kukuk: und der bedankte sich im Sieger-Interview überschwänglich. Die beiden kennen sich schon Jahre, 2016 hat Müller Kukuk mal Tickets für ein Bundesliga-Topspiel besorgt.

Thomas Müller redet über Besamungsstrategien und Hengstlinien, Anpaarungen und Charakterzüge inzwischen so selbstverständlich wie über Viererketten und das Kreuzen der Stürmer im Konter. "Meine Frau schaut bei den Jungpferden immer auch auf die Optik", vertraute der 34-Jährige dem Fachmagazin Cavallo an, "aber Rittigkeit und ein starkes Hinterbein haben bei uns immer oberste Priorität."

Mit seiner Gattin Lisa, die ihn "mit dem Virus infiziert hat", führt Müller das Gestüt Gut Wettlkam südlich von München. Es wirbt mit der Ausbildung von Turnierpferden und der Zucht erstklassiger Dressurpferde, Interessierte können sich durch die Hengste-Galerie klicken, einer heißt wie sein früherer Trainer: Van Gaal. Strahlender Prämienhengst, geradezu reit-ideal kontruiert! Samenbestellung telefonisch oder per Mail.

Müller wird demnächst mehr Zeit für sein Hobby haben, schließlich ist er aus der Fußball-Nationalmannschaft zurückgetreten. Seine Karriere beim FC Bayern gilt als recht weit fortgeschritten. Wie schön, wenn so einer schon weiß, was ihn fernab der Stadien begeistert. "Ein junges Pferd auf dem Weg nach oben zu begleiten, ist vergleichbar mit dem Weg eines jungen Fußballers an die Spitze", berichtete er: "Beide muss man beobachten und einschätzen lernen: Reicht das Potenzial? Wo sind die Baustellen, wo kann man scheitern?"

Müller hat sich in Reitszene eingelebt

In der "Szene" kann er sich schon vorstellen, "dass da anfangs getuschelt wurde". Aber Müller hat zugehört, gelernt, auf der Weide, bei Turnieren und Fohlenschauen. Im Gegensatz zu seiner Frau, die Dressur-Wettkämpfe reitet, geht er aber lieber nicht selbst in den Sattel. "Regelmäßig reiten ist zu riskant, weil ich nicht Gefahr laufen wollte, dass ich mal runterfalle und mich verletze", betont er: "Das kann ich mir als Profi-Fußballer nicht leisten."

Das überlässt er also lieber den Experten. Wie eben Christian Kukuk, dessen Gold-Ritt von Paris er schlicht "atemberaubend" fand. "Allein das Stechen", schwärmte er, "einfach Hut ab. Hippologische Grüße an alle, der Reitsport in Deutschland kann sich sehen lassen." Auch dank Thomas Müller.