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Der chronisch Unterschätzte: Die Karriere von Frankreichs Rekordmann Olivier Giroud

Anton Latuska
Aktualisiert
Olivier Giroud kann auf eine glorreiche Karriere im französischen Nationaltrikot zurückblicken.
Olivier Giroud kann auf eine glorreiche Karriere im französischen Nationaltrikot zurückblicken.AFP
Wie bereits vor der EM 2024 angekündigt, bestätigte Stürmer Olivier Giroud am Montag, dass er nicht mehr für die französische Nationalmannschaft auflaufen wird. Der erfolgreichste Torschütze aller Zeiten in der Equipe tricolore brauchte eine lange Anlaufzeit, wurde stets unterschätzt und hat am Ende doch alle eines besseren belehrt. Wir ziehen Bilanz.

Als Mario Balotelli seinen wohl größten Moment erlebte, ging auch der Stern von Olivier Giroud auf. Obwohl der Franzose ein Spätstarter war und erst mit 24 Jahren den Sprung in die Ligue 1 schaffte, liegt sein erstes großes Turnier bereits 12 Jahre zurück. Damals, bei der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine, scheiterte Giroud ohne eigenes Tor mit Frankreich im Viertelfinale an Spanien - parallel zur deutschen Mannschaft, die sich dem Muskelmann Balotelli und den Italienern beugen musste.

Einer von vielen Rückschlägen für den Angreifer, der nach einem starken Jahr in der zweiten Liga 2010 den wohl entscheidenden Schritt seiner Laufbahn ging. Ein Angebot des schottischen Traditionsklubs Celtic lag unterschriftsreif auf dem Tisch, doch der französische Erstligist Montpellier grätschte dazwischen. Genauer gesagt der in Frankreich sagenumwobene Präsident Louis Nicollin, der auf Giroud einredete.

Willst du dich damit langweilen, gegen Kilmarnoche (!) zu spielen?", fragte der fußballverrrückte Unternehmer mit typisch französischem Selbstbewusstsein und ergänzte: "Komm' lieber zu uns, da hast du mehr zu lachen". Giroud kam, wurde Torschützenkönig in der Ligue 1 und führte den kleinen Klub von der Mittelmeerküste zum Meistertitel 2012, der auf der Sensationsskala wohl in einem Atemzug mit der von Leicester City in England zu nennen ist.

Ab diesem Moment war klar, der Mann aus Chambery in den Alpen kann und wird seine Spuren in der Fußballwelt hinterlassen. Sechs Jahre spielte er für den FC Arsenal in der Premier League, später holte er mit Chelsea die Champions League und die Europa League. Nach einem Abstecher und weiteren Titeln beim AC Mailand entschied sich Giroud 2024 für den Schritt in die USA, wo er ab der zweiten Jahreshälfte für den Los Angeles FC spielen wird. 

Folgerichtiger Moment des Abschieds

Die WM 2026 in Nordamerika hätte somit ein Heimspiel für Giroud werden können, doch der 37-Jährige ist auch Realist. Schon bei der EM in Deutschland kam er als ältester Spieler der Verbandsgeschichte nur noch zu vier Kurzeinsätzen, seine Rolle glich der von Thomas Müller für die DFB-Elf. Genau wie der deutsche Routinier blickt der groß gewachsene Angreifer auf einen Weltmeistertitel 2018 zurück, dazu lief er bei insgesamt sieben großen Turnieren für die Equipe tricolore auf.

Nur 13 Spieler standen länger als Girouds 7.579 Minuten im ikonischen blauen Trikot auf dem Feld, darunter Legenden wie Laurent Blanc, Zinedine Zidane und Thierry Henry. Doch sie alle reihen sich hinter dem chronisch Unterschätzten ein, wenn es um die Ausbeute geht: 57 Treffer hat er für sein Land erzielt, so viele wie kein anderer Spieler in der französischen Geschichte.

Immer wieder sah sich der Stürmer Angriffen aufgrund seiner Spielweise ausgesetzt. Offensivkontrahent Karim Benzema verglich den Zweikampf zwischen den beiden einmal mit dem Duell zwischen "Formel 1 und einem Go-Kart", der höfliche Giroud würdigte diese Aussage mit keiner Antwort. Er überzeugte auf dem Platz und verlässt die Nationalmannschaft als Legende.