FlashFocus: Perfektes Debüt - Die fabelhafte Geschichte von Christantus Uche
An den 15. August 2024 wird sich Christantus Uche für ewig erinnern. Direkt bei seinem LaLiga-Debüt sicherte der Nigerianer seinem neuen Arbeitgeber von Getafe einen wichtigen Punktgewinn. Auswärtsspiele bei Athletic Bilbao sind für jede Mannschaft eine knochenharte Aufgabe.
In der 64. Minute hatte Uche seinen großen Moment: Nach einem Eckball wuchtete er sich in die Höhe und erzielte per Kopf den Ausgleich zum 1:1-Endstand.
"Das ist ein großer Tag für mich, ich bin sehr glücklich. Ich werde diesen Tag nie vergessen: mein Debüt, mein Tor, mein erstes Spiel in LaLiga - es ist einfach unglaublich!", sagte der 21-Jährige nach dem Schlusspfiff.
Rasch entwickelte sich ein großes Medienecho. Denn Uche ist ein waschechter Quereinsteiger. Vor seinem Wechsel zu Getafe spielte er ausschließlich für Vereine in der dritten und vierten Division. Sein Werdegang ist für einen Profi-Fußballer völlig untypisch. Wir erzählen euch seine Geschichte.
Rascher Aufstieg in Spanien
Christantus Uche wurde in Owerri geboren, einer mittelgroßen Stadt im Süden Nigerias. Im selben Ort wurden einige andere bekannte Fußballspieler geboren - besonders prominent ist Nwankwo Kanu. Der Mittelstürmer ging vor rund 25 Jahren für europäische Spitzenteams wie Ajax, Inter und Arsenal auf Torjagd. Folgt Uche seinen Fußstapfen?
2022 schaffte er immerhin den Sprung nach Europa - er wechselte zum spanischen Viertligisten Moralo CP. Der dortige Vereinspräsident Horacio Lopez Gil erinnert sich im Interview mit Flashscore News an die ungewöhnliche Verpflichtung. Uches Berater Peter Ejiasi hatte den Verantwortlichen Videos geschickt, in denen sein Schützling auf Sandplätzen Fußball spielte.
"Wir haben sein Potenzial sehr schnell erkannt", erklärt Lopez Gil: "Der Spieler passte in unser sportliches Konzept. Wir sind ein Sprungbrett für junge, ausländische Spieler mit großem Talent."
Zunächst trainierte der 1,90 Meter große Uche bei der B-Mannschaft mit. "Aber schon bald stellten wir fest, dass seine Athletik überdurchschnittlich ausgeprägt ist. Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war aber seine taktische Intelligenz im Vergleich zu anderen afrikanischen Spielern, die nach Europa kommen", so Lopez Gil über den beidfüßigen Nigerianer.
Nach einigen Monaten bei Moralo CP nahmen die Bosse von AD Ceuta Kontakt zur Vereinsführung auf. Der Drittligist hatte ein Auge auf Uche geworfen, man präsentierte sich verhandlungsbereit. "Wir wollten, dass er sich als Fußballer weiterentwickelt", sagt Lopez Gil: "Die Vereinbarung wurde schnell getroffen."
Bei Ceuta angekommen, wurde Uche zunächst für die B-Mannschaft eingeplant. Doch nachdem er sich bei einer Trainingseinheit von Uches Können überzeugt hatte, beförderte ihn Trainer Jose Juan Romero Gil in die erste Mannschaft. Laut dem AS-Redaktuer Marcos Fernandez war Romero Gil der erste Coach, welcher den Nigerianer nicht im defensiven Mittelfeld, sondern "als Stürmer spielen ließ."
Sprungbrett genutzt
Starke Leistungen von Christantus Uche ließen nicht lange auf sich warten - erste Interessenten aus dem Ausland wurden auf sein Talent aufmerksam. Klubs aus Portugal, Polen und Belgien hatten Kontakt zu Berater Peter Ejiasi aufgenommen. Den Zuschlag bekam aber ein Verein aus Spanien: der FC Getafe.
Ursprünglich wollte der Verein aus einem Madrider Vorort in die 2. Liga verleihen - doch dieser Plan wurde schnell verworfen. Warum? Für den Profi-Kader konnten nicht alle der 25 Kaderspieler gemeldet werden, es herrschte Personal-Bedarf. Und Uche drängte sich im Training ständig auf.
Zu Trainer Jose Bordalas habe er "eine wunderbare Beziehung", erklärt Isa Pacheco, Journalist bei der Tageszeitung "Relevo": "Uche wusste, dass Getafe das beste Ziel für ihn war, mit einem Trainer, der ihn weiterbringen kann." Uche wurde in Bilbao sogar in die Startelf beordert. Nach anfänglichen Problemen konnte sich der 21-Jährige an das Tempo anpassen - und belohnte das Vertrauen von Bordalas mit dem Ausgleichstreffer.
Wo liegt sein Limit?
In Getafe hat man hohe Erwartungen an den Nigerianer, ohne dabei unrealistisch zu werden. Uche kann nicht sofort zum Star heranreifen, erst vor wenigen Monaten war er noch ausschließlich im Amateurfußball unterwegs. Es ist Vorsicht geboten.
Doch setzt der junge Angreifer seine Entwicklung fort, bleibt er auf dem Boden der Tatsachen - dann ist vieles möglich. Uche wusste, dass sein Traum vom Profi-Fußball auch gewisse Opfer erfordert. "Er gibt bei jedem Training alles - das ist sein Schlüssel zum Erfolg", erklärte Trainer Bordalas kürzlich.
Nun liegt es am Spieler selbst, seinem Weg treu zu bleiben, weiterhin hart zu arbeiten und das Beste aus seiner Karriere zu machen.