Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Jetzt kommt es zum Härtetest: Preview zum Testspiel gegen Tedescos Belgier

Michel Egenolf
Aktualisiert
Gegen Peru kam der deutsche Motor allmählich ins Roll
Gegen Peru kam der deutsche Motor allmählich ins RollAFP
Vor dem zweiten Testspiel der deutschen Nationalelf werfen wir einen Blick auf den kommenden Gegner Belgien und die deutschen Chancen auf den zweiten Sieg der Abstellungsperiode.

Das erste Testspiel nach der verkorksten WM konnte die deutsche Nationalmannschaft siegreich gestalten und so mit der Wiedergutmachung beginnen. In Mainz schlug die DFB-Elf die Peruaner am Ende verdient mit 2:0. Nun steht also das Duell mit Belgien an.

Einer Mannschaft die ebenso wie Deutschland hohen Erwartungen ausgesetzt ist. Und diese in den letzten Jahren bei Weitem nicht erfüllen konnte. Die goldene Generation um Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku ist in die Jahre gekommen, inzwischen sind einige Akteure zurückgetreten oder schlicht nicht mehr auf dem Zenit ihres Leistungsvermögens.

Stürmerproblem beim DFB? Füllkrug!

Lange Jahre hat der deutsche Fußball Ausschau nach einem echten Mittelstürmer gehalten. Nachdem Miroslav Klose seine Nationalmannschaftskarriere nach dem WM-Titel 2014 beendet hatte, sucht Deutschland einen neuen Mittelstürmer. Seine Nachfolger waren – mit Ausnahme von Sandro Wagner und Mario Gomez – keine klassischen Neuner.

Mario Götze, Timo Werner, Serge Gnabry und auch Kai Havertz haben alle ihre Qualitäten vor dem Tor. Sie sind ursprünglich aber auf den Flügeln oder hinter der Spitze beheimatet. Deutschland hat ein Stürmerproblem. Das mag überraschen, wenn man bedenkt, welche Kaliber man in der Vergangenheit hervorgebracht hat. Neben Klose gab es noch Typen wie Gerd Müller, Uwe Seeler, Klaus Fischer, Horst Hrubesch, Jürgen Klinsmann, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und viele andere.

Seit der WM hat sich im Nationaltrikot allerdings jemand in den Fokus gespielt: Niclas Füllkrug. Mit seiner bulligen Statur sorgt er (vor allem bei Standards) für eine enorme Wucht. Im Strafraum agiert er eiskalt, das wurde zur Genüge bewiesen. Nicht umsonst steht er bei fünf Länderspieltoren in fünf Einsätzen.

Gegen den Oman, Costa Rica und Spanien bewies er jeweils seinen Torriecher. Gegen Peru erzielte er dann auch seinen ersten Doppelpack im DFB-Trikot.  

Niclas Füllkrug zeigte sich gegen Peru - mal wieder - treffsicher
Niclas Füllkrug zeigte sich gegen Peru - mal wieder - treffsicherAFP

Füllkrug ist bei Bundestrainer Flick mittlerweile gesetzt. Zuletzt gegen Peru sogar in einer Doppelspitze, neben dem erneut glücklosen Timo Werner. Füllkrug befand sich sofort wieder im Mittelpunkt des Geschehens und nutzte die Chancen, die sich ihm anboten eiskalt.

So auch nach rund 12 Minuten, als er die (unfreiwillige) Vorlage von Kai Havertz eiskalt versenkte. Auch für das Spiel gegen Belgien erwarten wir eine Doppelspitze. Damit einher geht die "Auflösung" des klassischen Außenbahnspielers.

Havertz, Wirtz und Götze interpretierten ihre Rolle zentraler und versuchten aus dem Zentrum zu kreieren. Damit war auf den Außenbahnen der Weg frei für die offensivstarken Schienenspieler David Raum und Marius Wolf. Konsequenterweise bereitete Letzterer mit einem Lauf die rechte Seite entlang das 2:0 vor – Abnehmer war, na klar, Niclas Füllkrug.

Die goldene Generation hat ausgedient – Neuanfang fruchtet

Die Weltmeisterschaft in Katar war für Belgien ein ähnlicher Offenbarungseid wie für die deutsche Nationalmannschaft. Nur, dass man in Belgien schon vor der WM auf die Euphoriebremse getreten war. Kevin de Bruyne hatte der Mannschaft höchstpersönlich die Qualität der vorangegangenen Jahre abgesprochen.

Dass man in der Gruppenphase gegen Kroatien, Kanada und Marokko ausscheiden sollte – damit hatte trotzdem niemand gerechnet. Nach einem Zittersieg über Kanada und einer verdienten Niederlage gegen Marokko kam es zum Gruppenfinale gegen Kroatien. Ausgerechnet in diesem Spiel erbrachte Belgien die beste Leistung der WM, scheiterte aber an sich selbst. Exemplarisch dafür stand Romelu Lukaku, welcher locker Chancen für drei Tore vorfand, sie allerdings allesamt nicht nutzen konnte.

Nach der WM musste der Neustart her. Zunächst wurde der Trainer ausgetauscht. Roberto Martinez nahm seinen Hut und ein alter Bekannter übernahm dessen Posten: Domenico Tedesco. Er war eine der vielen personellen Veränderungen, die beim belgischen Verband vorgenommen wurden. Die Anzahl der Mitarbeiter wurde drastisch reduziert, erklärte der Technische Direktor Franky Vercauteren: "Es gab zu viele Menschen, zu viele Ideen und zu viele Abteilungen. Wir verlangen jetzt von jedem ein wenig mehr."

Domenico Tedesco war bei seinem Debüt als belgischer Trainer von Anfang an mit vollem Einsatz dabei
Domenico Tedesco war bei seinem Debüt als belgischer Trainer von Anfang an mit vollem Einsatz dabeiAFP

Hinzu kamen Veränderungen auf Spielerseite: Der langjährige Abwehrchef Tobi Alderweireld beendete seine Karriere bei den Roten Teufeln und ist nicht mehr Teil des belgischen Mannschaftstrosses. Außerdem nicht mehr dabei: Thorgan Hazard, Eden Hazard und Axel Witsel. 

Eine Achse aus vier Spielern blieb unter Tedesco aber bestehen. Das Tor hütet weiterhin Thibaut Courtois (30), der allerdings gegen Deutschland verletzt fehlen wird. In der Innenverteidigung sorgt der unverwüstliche, aber langsamer gewordene Jan Vertonghen (35). Im Mittelfeld laufen alle Fäden beim neuen Mannschaftskapitän De Bruyne (31) zusammen, der in der Sturmspitze vorzugsweise Romelu Lukaku (29) bedient.

Tedesco wird nicht müde zu betonen, dass er "über Weltklassespieler und unglaublich viel Potenzial verfügt". Das große Manko sei in seinen Augen zuletzt "in erster Linie die Chancenverwertung" gewesen.

Diesbezüglich sollen auch die Flügelspieler vermehrt in die Verantwortung genommen werden. Einer dieser Flügelspieler heißt Dodi Lukebakio. Unter Tedesco scheint Lukebakio gut zu funktionieren. Im ersten Qualispiel gegen Schweden, das Belgien mit 3:0 gewann, bereitete der Herthaner zwei der drei belgischen Treffer vor. Abnehmer für die Zuspiele war dreimal Romelu Lukaku. Der Mann, der eigentlich – ob für Belgien oder Inter – seit Monaten seiner Form hinterherrennt. Was ein Neuanfang so alles auslösen kann.

Gegen Schweden die personifizierte Durchschlagskraft: Romelu Lukaku
Gegen Schweden die personifizierte Durchschlagskraft: Romelu LukakuAFP

Team-News

Domenico Tedesco zählt die deutschen Fußballer bei der Heim-EM im kommenden Jahr zu den großen Favoriten. "Bei einem Turnier spielen immer so viele Faktoren eine Rolle – auch die Tagesform und das nötige Quäntchen Glück", sagte Belgiens deutscher Nationaltrainer im Interview mit dem SID: "Aber ich bin überzeugt davon, dass die deutsche Mannschaft gerade zu Hause ein gewichtiges Wort um den Titel mitreden wird."

Beim deutschen Team werden Kai Havertz (krank) und Nico Schlotterbeck (muskuläre Probleme) ausfallen, die beide ein gutes Spiel gegen die Peruaner machten. Für sie rücken Thilo Kehrer und Serge Gnabry in die Startelf.

Bei Belgien wird Thibaut Courtois verletzt ausfallen. Der Champions-League-Sieger mit Real Madrid leidet an Schmerzen im Adduktorenbereich und wird vom Wolfsburger Koen Casteels vertreten.

So könnten sie spielen: 

Deutschland (4-2-2-2): Ter Stegen – Wolf, Ginter, Kehrer, Günter – Kimmich, Goretzka – Wirtz, Götze – Füllkrug, Gnabry

Belgien (4-1-3-2): Casteels – Meunier, Faes, Vertonghen, Theate – Mangala – Lukebakio, de Bruyne, Carrasco – Lukaku, Trossard

Flashscore-Prognose

Zwei schlafende Riesen finden allmählich den Weg aus einem langen Winterschlaf. Der frische Wind hat beiden Teams gutgetan und da wie dort ist eine neue Energie zu spüren. Deutschland ist in der Breite stärker besetzt als Belgien. Die Roten Teufel können vereinzelt auf Weltklassespieler zurückgreifen, ansonsten auf viel Durchschnittsmaterial. Dank des besseren Kollektivs kann die DFB-Elf an einem guten Tag das Spiel gewinnen. Man muss aber unbedingt auf Lukakus und De Bruyne achten, die durch ihre Klasse immer gefährlich sein können. Deutschland gewinnt mit 2:1.

Zum Match-Center: Deutschland vs. Belgien