Vorschau: Sloweniens beste Europameisterschaft - Stoppt Portugal den Traum?

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Vorschau: Sloweniens beste Europameisterschaft - Stoppt Portugal den Traum?

Aktualisiert
Josip Ilicic sorgt bei der EM für eine der schönsten Comeback-Geschichten.
Josip Ilicic sorgt bei der EM für eine der schönsten Comeback-Geschichten.Profimedia
Josip Ilicic, in seiner Heimat von allen nur liebevoll "Jojo" genannt, freute sich wie ein kleines Kind. Ausgelassen feierte der Slowene mit seinen Teamkollegen den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-EM und rutschte nach dem torlosen Remis gegen England wild auf dem Rasen herum. Wenn es nach Ilicic geht, möchte er im Anschluss an die K.o.-Partie am Montag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) in Frankfurt/Main gegen die Portugiesen um Superstar Cristiano Ronaldo noch einmal so jubeln - doch eigentlich ist für den 36-Jährigen schon die EM-Teilnahme ein Triumph.

Der große Gänsehautmoment war in der 75. Minute des England-Spiels gekommen. Ilicic wurde eingewechselt und feierte damit sein EM-Debüt. Er half mit, das 0:0 über die Zeit zu bringen - zum ersten Mal in ihrer Geschichte schafften es die Slowenen in die K.o.-Runde.

Zum Match-Center: Portugal vs. Slowenien

Doch für Ilicic war der Meilenstein noch wesentlich größer: Nach 955 Tagen absolvierte der Stürmer, der lange Zeit mit großen psychischen Problemen zu kämpfen hatte, wieder ein Pflichtspiel für sein Heimatland - es war ein Sieg über sich selbst.

Das Spiel im Video-Preview
Flashscore

Depressionen stören eine große Karriere

Der Fall ins tiefe Tal der Depression begann vor über vier Jahren. Ilicic war bei Atalanta Bergamo in der italienischen Serie A in der Form seines Lebens, als die Corona-Pandemie sein Leben schlagartig veränderte.

Die Bilder von den ständig abtransportierten Toten setzten Ilicic, der schon zwei Jahre zuvor schwer unter dem Tod seines Ex-Teamkollegen Davide Astori als Folge eines Herzstillstands gelitten hatte, massiv zu. Seine Erfolge aus den Jahren zuvor im Trikot von US Palermo (20 Tore in 98 Spielen) und AC Florenz (29 Treffer in 105 Partien) verblassten ebenso wie der Höhenflug mit Atalanta (47 Tore in 136 Spielen) und die Wahl zu Sloweniens Fußballer des Jahres.

Im Kampf gegen die Depression wurde Ilicic zur Erholung in die Heimat geschickt. Doch alle Comeback-Versuche scheiterten. 2022 verabschiedete sich Ilicic tränenreich und unter großer Anteilnahme der Tifosi aus Bergamo. "Wir werden immer für ihn da sein", sagte Atalantas Trainer Gian Piero Gasperini damals: "Das sind Dinge, die über den Fußball hinausgehen. Unser Kopf ist ein Dschungel."

Nach seinem Abschied aus Italien startete Ilicic einen letzten Fußball-Versuch. In der Heimat schloss er sich seinem Ex-Klub NK Maribor an. "Ich wollte das Spielen wieder genießen", sagte Ilicic, der beim Vizemeister in der abgelaufenen Saison zum Leistungsträger aufstieg. Neun Tore und zwölf Vorlagen standen für den bulligen Angreifer zu Buche: "Ich wollte mir beweisen, dass ich noch immer auf hohem Niveau spielen kann."

Das erkannte auch Nationaltrainer Matjaz Kek. "Dafür möchte ich mich bedanken. Es bedeutet mir wirklich sehr viel", kommentierte Ilicic seine EM-Nominierung: "Ich hoffe auf das Beste."

Portugal auf den Spuren von 2016

Für Portugal bleibt 2016 das größte Fußballjahr der Geschichte. Mit einem Cristiano Ronaldo, der damals noch bei Real Madrid spielte, blieb man in Frankreich lange unter dem Radar. Drei Unentschieden in der Gruppenphase gegen Island, Österreich und Ungarn überzeugten die wenigsten. Nach Siegen in der Verlängerung und im Elfmeterschießen konnte man erst im Halbfinale erstmals nach 90 Minuten gewinnen und anschließend Gastgeber Frankreich besiegen.

Acht Jahre später will man die Wiederholung schaffen. Dabei sah es zu Beginn der Gruppenphase auch nach einem souveräneren Auftreten aus, doch die Euphorie aus den Siegen gegen Tschechien und der Türkei erstickte im Keim, als die portugiesische B-Elf zum Abschluss an EM-Neuling Georgien zerschellte.

Vom Titel-Lauf von vor acht Jahren sind noch vier Spieler als erfahrene Stützen dabei: Während Torwart Rui Patricio hinter Diogo Costa wohl keine einzige Minute zum Einsatz kommen wird, bekam Danilo Pereira gegen Georgien seine ersten Minuten des Turniers.

Doch auf zwei Stützen baut auch Nationaltrainer Roberto Martinez weiter: Cristiano Ronaldo, zweifelsohne einer der besten Fußballer der letzten 20 Jahre, hat seinen Platz im Team weiter genauso sicher, wie der mittlerweile 41-jährige Abwehrchef Pepe. Für beide Routiniers könnte es das letzte Turnier sein.

Team-News: Slowenien ohne erfahrenen Janza

Portugal wird zur K.o.-Phase wohl wieder zur ersten Garde zurückrotieren. Im letzten Gruppenspiel setzte Martinez auf eine "B-Elf", die am Ende nicht zu überzeugen wusste. Wahrscheinlich wird es erneut auf eine Formation ähnlich dem 4-3-3 aus dem Spiel gegen die Türkei hinauslaufen. Rafael Leao, der seine Gelbsperre nach zwei Schwalben abgesessen hat, könnte vorerst auf der Bank Platz nehmen.

Die Slowenen haben es sich in der Gruppenphase immer leicht gemacht und dreimal die gleiche Startelf aufgeboten. Da Linksverteidiger Erik Janza jedoch gegen England seine dritte gelbe Karte sah, wird dort erstmals gewechselt werden müssen. Der einzig andere Linksverteidiger im Kader ist Jure Balkovec, der wie in den Schlussminuten gegen die Three Lions wohl den Ersatz geben wird.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Portugal (4-3-3): Costa - Cancelo, Dias, Pepe, Mendes - Vitinha, Palhinha, Fernandes - B. Silva, Ronaldo, Felix

Slowenien (4-4-2): Oblak - Karnicnik, Drkusic, Bijol, Balkovec - Stojanovic, Gnezda Cerin, Elsnik, Mlakar - Sporar, Sesko