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Umbruch und Härtetest - DFB-Team gegen Frankreich unter Druck

SID/Flashscore
Aktualisiert
Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Training mit der DFB-Auswahl.
Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Training mit der DFB-Auswahl.AFP
Nach gewaltiger Umstrukturierung stellt sich die deutsche Nationalmannschaft Frankreich und Kylian Mbappe. Am Samstag spielt das DFB-Team in Lyon gegen den amtierenden Vize-Weltmeister (21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage). Rund drei Monate vor Beginn der Heim-EM geht es nicht nur um das Ergebnis, sondern auch darum, Euphorie im eigenen Land zu entfachen.

Julian Nagelsmann hat einen radikalen Umbruch eingeleitet - und ist am Samstag gegen Frankreich (21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) voll gefordert. Der Bundestrainer stellt trotz Test-Charakter das Ergebnis in den Vordergrund: "Wenn man irgendwo teilnimmt, sollte man gewinnen wollen, selbst beim 'Mensch ärgere Dich nicht'", sagte er vor dem Klassiker gegen den Vize-Weltmeister: "Ich will immer gewinnen, deswegen habe ich auch viel Streit mit meiner Mama."

Von seiner Mannschaft verlangt Nagelsmann unbedingten Siegeswillen, ansonsten sollen die Spieler "lieber Urlaub" machen. Keine drei Monate vor der Heim-EM war der kurze Flug nach Lyon eine enorm wichtige Dienstreise: Es gilt, für Euphorie im eigenen Land zu sorgen, der Welt zu beweisen, dass man beim Großereignis im eigenen Land ein ernst zu nehmender Titelkandidat ist.

"Alles negativ, schlimm und schlecht - das bringt uns nichts! Wir haben zwei extrem wichtige Spiele", sagte Nagelsmann am Freitag, "da habe ich viele Kapazitäten, die ich aber allein für den Fußball brauchen werde. Das ist meine Baustelle."

Für den Bundestrainer geht es auch darum, eine fixe Startelf zu finden. Einige Verletzungen machten ihm bei der Planung einen Strich durch die Rechnung. In einem Einzelgespräch hatte der Bundestrainer Manuel Neuer eröffnet, dass dieser trotz einer Zwangspause von 15 Monaten wieder die Nummer 1 im DFB-Trikot sein würde. 

Die kommenden Aufgaben für das deutsche Nationalteam.
Die kommenden Aufgaben für das deutsche Nationalteam.Flashscore

Das Schicksal wollte es anders. Wegen eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich musste der Bayern-Torwart verfrüht abreisen. Er wird gegen Frankreich und gegen die Niederlande vom "ewigen" Stellvertreter Marc-Andre ter Stegen ersetzt. Auch die Neulinge Jan-Niklas Beste und Aleksandar Pavlovic stehen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Leroy Sané ist als Leistungsträger eingeplant, fehlt aber wegen einer Rotsperre.

Toni Kroos ist nach drei Jahren Auszeit wieder zur Nationalmannschaft zurückgekehrt und soll zwei wichtige Aufgaben übernehmen: Als ideenreicher Passgeber soll er auf dem Spielfeld ebenso für Ordnung sorgen wie in der Kabine - immerhin ist der 34-Jährige einer der erfolgreichsten deutschen Fußball-Spieler aller Zeiten. Er sei aber sicherlich "kein Heilsbringer", betonte der Weltmeister von 2014, er sehe seine Aufgabe darin, junge Spieler wie Florian Wirtz oder die neue Nummer 10 Jamal Musiala "in Positionen zu bringen, in denen sie uns Spaß machen".

VfB-Profis sorgen für Abwechslung

Insgesamt hat Nagelsmann sechs mögliche Debütanten in seinen Kader berufen, vier sind übrig geblieben: Der Stuttgarter Block aus Deniz Undav, Maximilian Mittelstädt und Waldemar Anton, dazu Maximilian Beier von der TSG Hoffenheim.

Weniger als drei Monate vor dem EM-Auftakt gegen Schottland (14. Juni) ist das erstaunlich viel "frischer Wind", wie Nagelsmann es nennt. "Irgendeiner muss der erste sein, der dir etwas zutraut", sagte er: "Irgendein Trottel muss da sein, der sagt: Ich mach das jetzt. Wenn wir keinen Mut haben, wird immer alles bleiben, wie es ist."

Und der Bundestrainer selbst? Bleibt er, wo er ist? Es scheint sich ein Türchen geöffnet zu haben. Der Deutsche Fußball-Bund jedenfalls geht in die Offensive und wirbt intensiv um eine Vertragsverlängerung. "Die Chemie stimmt", sagte Präsident Bernd Neuendorf dem SID, der Verband werde sich der Klärung vor Turnierbeginn "sicher nicht verschließen".

Zu "den Vertragsdingen" sagte Nagelsmann selbst: "Ich glaube, ich habe sehr offen über die Jobsituation gesprochen. Wenn es dann irgendwann was anderes zu vermelden gibt, werde ich wieder sehr offen sprechen. Ich habe die Karten sehr offen auf den Tisch gelegt, damit ist das erst mal erledigt - bis es wieder Karten auf den Tisch zu legen gibt."

Wichtig sind für Nagelsmann aktuell andere Themen: Etwa, dass man allmähliche eine fixe Startelf findet - auch wenn Sportdirektor Rudi Völler regelmäßig als Mahner auftritt: "Rudi liegt mir immer im Ohr und sagt, dass immer noch was passieren kann, sich jemand in den Fokus spielt."

Umkämpft erscheinen derzeit noch drei Positionen: Im Angriff muss Nagelsmann zwischen Niclas Füllkrug und der spielerischen Lösung Kai Havertz wählen. Den "Worker" neben Kroos wird entweder Pascal Groß oder Robert Andrich geben. Und hinten links kann neben Mittelstädt auch der Leipziger David Raum agieren. Rechts verteidigt der zwangsversetzte Joshua Kimmich.

Und Mbappe?

Gegen Frankreich stellt sich ohnehin ein beinahe unlösbares Problem: ein Wirbelwind namens Kylian Mbappe. "Gegen ihn tun sich viele Spieler schwer, weil der zwei km/h schneller ist als alle anderen", sagte Nagelsmann. "Wenn man noch einen findet, der so schnell ist, kann den auch einer aus der Kreisliga verteidigen." Bisher war die Suche aber vergeblich.

Ein Reizthema der vergangenen Tage übrigens wird (noch) keines sein: Ihr pink-lila Auswärtstrikot trägt die deutsche Mannschaft erst am Dienstag gegen die Niederlande in Frankfurt.

Zum Match-Center: Frankreich vs. Deutschland

Voraussichtliche Aufstellungen: 

Frankreich (4-3-3): Mike Maignan - Jonathan Clauss, Benjamin Pavard, Lucas Hernandez, Theo Hernandez - Aurelien Tchouameni, Eduardo Camavinga, Adrien Rabiot - Ousmane Dembele, Olivier Giroud, Kylian Mbappe

Deutschland (4-2-3-1): Marc-Andre ter Stegen - Joshua Kimmich, Jonathan Tah, Antonio Rüdiger, Maximilian Mittelstädt - Toni Kroos, Robert Andrich - Florian Wirtz, Ilkay Gündogan, Jamala Musiala - Kai Havertz