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Türkei verabschiedet sich stolz: "Die Zukunft gehört uns"

Türkei verabschiedet sich stolz: "Die Zukunft gehört uns"
Türkei verabschiedet sich stolz: "Die Zukunft gehört uns"Profimedia
Die Türkei verabschiedet sich mit einer kämpferischen Leistung mitten im Wolfsgruß-Wirbel. Die Nation blickt zuversichtlich in die Zukunft.

Henri BrieseAls Recep Tayyip Erdogan nach dem tränenreichen EM-Aus der Türkei die Kabine betrat, blickte er in leere Gesichter. Jedem der tief enttäuschten Spieler schüttelte der türkische Präsident die Hand, ehe er aufbauende Worte an die niedergeschlagene gesamte Mannschaft richtete. Die Unterstützung des Staatsoberhauptes hatte mitten im Eklat um den Wolfsgruß nicht geholfen - doch die Türkei blickt nach vorne.

"Ich gratuliere euch allen. Auch wenn wir heute hier dieses Ergebnis erzielt haben, seid ihr unsere Champions", sagte Erdogan nach dem 1:2 (1:0) gegen die Niederlande in den Katakomben des Berliner Olympiastadions: "Wir freuen uns mit euch. Das hat Zukunft, wir werden diese Arbeit auch in Zukunft fortsetzen. Ich glaube daran."

Und nicht nur er. Trainer Vincenzo Montella strahlte angesichts der kämpferischen Leistung, mit der seine Mannschaft es erstmals seit 16 Jahren wieder in ein EM-Viertelfinale geschafft hatte, Zuversicht aus. Die Erfahrung, die sein junges Team bei der EM gesammelt habe, sei wichtig, erklärte der Italiener: "Aber wir müssen uns weiterentwickeln und verbessern, denn die Zukunft gehört meiner Meinung nach uns."

Über die unmittelbare Vergangenheit wollte an diesem Abend hingegen keiner so recht sprechen. Abwehrspieler Merih Demiral hatte mit der Wolfsgruß-Geste während des Achtelfinals gegen Österreich (2:1) für Aufsehen gesorgt und war von der UEFA für zwei Spiele gesperrt worden. Der Vorfall schlug hohe Wellen geschlagen und führte zu politischen Spannungen, unter anderem bestellten Deutschland und die Türkei die jeweiligen Botschafter ein - und sogar Erdogan schaltete sich ein.

Wolfsgruß-Gesten auch im Berliner Olympiastadion

Auch im Stadion und auf einem Fanmarsch vor dem Spiel zeigten zahlreiche türkische Fans den Wolfsgruß, ein Handzeichen und Symbol der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation "Graue Wölfe", der in Deutschland allerdings nicht verboten ist. "Kein Kommentar", sagte Kapitän Hakan Calhanoglu auf die Frage, ob die politischen Ereignisse die Mannschaft gestört hätten. Auch Montella wollte sich nicht dazu äußern.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir tat derweil seine Meinung bei X kund. "Die Leistung der türkischen Mannschaft verdient Respekt. Ein Teil hat das auf den Rängen leider wieder gründlich kaputt gemacht", schrieb der Grünen-Politiker.

Calhanoglu beschränkte sich hingegen auf das Sportliche. "Wir sind stolz auf das, was wir geleistet haben", sagte der Mittelfeldspieler von Inter Mailand: "Wenn man ehrlich ist: Keiner hat erwartet, dass wir es so weit schaffen."  

Das EM-Abenteuer der Türkei hätte durchaus weitergehen können. Nach dem Führungstreffer von Samet Akaydin (35.) war das erste Halbfinale seit 2008 zum Greifen nah. Doch der Treffer von Stefan de Vrij (70.) und ein Eigentor von Mert Müldür (76.) zerstörten die türkischen Hoffnungen auf einen der größten EM-Erfolge des Landes, bei Calhanoglu und seinen Teamkollegen flossen die Tränen.

"Die Mannschaft hat mit einem großartigen Geist gespielt, einem türkischen Geist", sagte Montella, der bereits die anstehende Nations League sowie die WM-Qualifikation ins Auge fasste. Nach dieser EM, so war sich der Trainer sicher, "wird die Türkei in Zukunft mit anderen Augen gesehen werden, wahrscheinlich mit mehr Respekt".

Zum Match-Center: Niederlande vs. Türkei