Trotz vieler Chancen: Torloses Remis für DFB-Auswahl gegen die Ukraine
Beier erwies sich vor den Augen von Bundeskanzler Olaf Scholz neben den ebenfalls eingewechselten Stuttgarter Offensivkräften Chris Führich und Deniz Undav als belebendes Element in der letzten halben Stunde. In dieser drängte die deutsche Mannschaft vor 42.789 keineswegs unzufriedenen Zuschauern im Nürnberger Max-Morlock-Stadion auf den Sieg. Einen Spieler muss Nagelsmann noch aus seinem Aufgebot streichen - der Angreifer der TSG Hoffenheim machte deutlich, dass er es nicht sein will.
Den "Flow" der Länderspiele gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) konnte die DFB-Auswahl nicht fortsetzen, dennoch enttäuschte die erneut spielfreudige Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann gegen unangenehme Ukrainer nicht. "Leider haben wir uns nicht belohnt für die Vielzahl von Möglichkeiten", sagte Torhüter Manuel Neuer, der bei seiner Rückkehr ins DFB-Tor freilich auch mehrfach einen Gegentreffer verhinderte, in der ARD.
"Schade, dass wir keines gemacht haben", sagte der eingewechselte Thomas Müller, der betonte: Trotz der zahlreichen Wechsel sei "der Fluss nicht abgerissen, ein Tor hätten wir heute verdient gehabt." Tatsächlich kam die deutsche Mannschaft zu vielen Chancen, vor allem Beier, der ab der 59. Minute zu seinem Debüt kam, stach heraus: Er traf die Latte (61.) und scheiterte knapp an Torwart Anatolij Trubin (63.).
Eines hatten Nagelsmann und die Spieler schon vor dem Spiel erreicht: Bei den Fans herrscht Vorfreude. Auf einem kleinen Banner in der Nordkurve stand: "Ihr+wir=Ein Team für Titel Nr. 4". Auf einem zweiten, das quer vor der gesamten Gegengerade hing, war eine Textzeile aus einem Song der Sportfreunde Stiller zur WM 2006 zu lesen: "Mit dem Herz in der Hand und der Leidenschaft im Bein...".
Entsprechend begeistert war der Empfang durch das Publikum beim Einlaufen, bei dem alle Spieler der Ukraine ihre Nationalflagge über der Schulter trugen. Schnell kamen erste Anfeuerungsrufe - und flott ging es auch los. Mit einem Pascal Groß, der den Boss Toni Kroos auch positionsgetreu vertrat, und Waldemar Anton, der anstelle von Abwehrchef Antonio Rüdiger verteidigte.
Personalrochaden vor dem EM-Start
Die beiden Champions-League-Sieger Kroos und Rüdiger werden beim letzten Testspiel am Freitagabend (20.45/RTL) in Mönchengladbach gegen die nicht für die EM qualifizierten Griechen wieder zur Verfügung stehen. Beim EM-Probelauf in Nürnberg beorderte Nagelsmann außer den beiden alle neun Spieler in die Startelf, die auch das Eröffnungsspiel des Turniers am 14. Juni gegen Schottland in München bestreiten sollen.
Angetrieben vom gewohnt lautstark und einsatzfreudig coachenden Nagelsmann setzte sich die DFB-Auswahl sogleich in der ukrainischen Spielhälfte fest. Die erste Chance ergab sich nach 15 Minuten, als Ilkay Gündogan nach einer Flanke des umsichtigen und stets anspielbaren Groß frei zum Kopfball kam, das Timing aber nicht stimmte. Der deutsche Kapitän stand höher als zuletzt, ein Ansatz, der ihm entgegenkommt.
Die sehr offensive Herangehensweise eröffnete freilich auch Chancen zu gefährlichen Kontern - und nach einer guten halben Stunde deutscher Dominanz zeigten die Ukrainer, dass sie sich keineswegs nur als Sparringspartner sahen. Und so musste Neuer, der erstmals seit der WM 2022 und 550 Tagen wieder im deutschen Tor stand, mehrfach einen Rückstand verhindern, unter anderem gegen Roman Jaremtschuk parierte er großartig (38.).
Zumeist aber wirkte die deutsche Mannschaft ohne ihre beiden Säulen schon sehr stabil gegen eine ukrainische Auswahl, die als Nummer 22 der Weltrangliste beileibe keine Laufkundschaft ist. Nur ein Treffer wollte trotz aller Überlegenheit nicht gelingen, auch wenn er bisweilen nur eine Frage der Zeit schien. Unter anderem Groß (29.) und Jamal Musiala (42.) verfehlten aussichtsreich das Tor.
Aus Gründen der Belastungssteuerung nahm Nagelsmann in der Pause Gündogan und Florian Wirtz aus dem Spiel - zu Anton und Maximilian Mittelstädt kamen erneut positionsgetreu zwei weitere Stuttgarter aufs Feld: Undav und Führich. Bald darauf vergab Kai Havertz die nächste Chance zur Führung (53.), auch Undav kam nicht durch. Nagelsmann wechselte weiter, neben Beier kamen auch Thomas Müller und Aleksandar Pavlovic als zweiter Debütant.
Zum Match-Center: Deutschland vs. Ukraine