Trotz EM-Ladehemmung: Frankreich-Superstar Mbappe "sehr glücklich" über Halbfinale
In den emotionalen Minuten nach dem Schlusspfiff entlud sich bei den französischen Stars eine Energie, die sie in den 120 Minuten zuvor weitgehend schuldig geblieben waren. Für die Grande Nation steht fest: Zünden Mbappe und Co. im Halbfinale gegen Deutschlands Bezwinger Spanien nicht endlich den EM-Turbo, platzt der Traum vom dritten Europameistertitel ganz schnell.
"Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen", sagte Frankreichs Kapitän allerdings lapidar. Die Kritik an den dürftigen EM-Auftritten? Egal. Die französische Ladehemmung? Nicht der Rede wert. Die eigene Torflaute? Zweitrangig. Ja, er habe im bisherigen Turnierverlauf bislang nur ein Tor geschossen, "aber wir sind im Halbfinale und ich bin sehr glücklich darüber", sagte Mbappe.
Man mag es minimalistisch und effizient nennen. Doch die uninspirierten Vorstellungen gepaart mit einer rekordverdächtigen Offensivschwäche geben Rätsel auf. Nur drei Treffer in fünf Turnierspielen, von denen zwei auch noch Eigentore waren, sind eine miserable Quote für einen Halbfinalisten.
Nationaltrainer Didier Deschamps aber ließ jegliche Kritik an sich und seinem Team abprallen. "Ich bin stolz auf meine Spieler, auch wenn wir nicht alles perfekt machen", sagte er - und zumindest der Erfolg gibt ihm recht: Frankreich steht beim fünften großen Turnier nacheinander zum vierten Mal in der Runde der letzten Vier. Zudem gewannen Les Bleus am Freitagabend erstmals seit 26 Jahren wieder ein Elfmeterschießen.
Mbappe vor erstem EM-Halbfinale
Und so verließ Mbappe Hamburg mit einem breiten Grinsen - und viel Vorfreude auf den Kracher am Dienstag (21.00 Uhr) in München. Für ihn persönlich, den hoch dekorierten Weltmeister von 2018 und Vize-Champion von 2022, wird die Partie gegen Spanien das erste EM-Halbfinale sein. "Natürlich hoffe ich, dass ich dem Team dann wieder helfen kann", sagte Mbappe.
Das mit dem Helfen ist für ihn bei der EM bislang aber so eine Sache. Mbappe ist lange nicht bei 100 Prozent, das ist kaum zu übersehen. Wenig Esprit, kaum Abschlüsse: Der 25-Jährige scheint durch den Nasenbeinbruch, den er sich im Auftaktspiel gegen Österreich zugezogen hatte, noch immer arg gehandicapt. Gegen Portugal ließ sich Mbappe kurz vor dem finalen Shootout gar auswechseln, verfolgte den Rest des Spiels mit dickem Eisbeutel auf der lädierten Nase.
"Ich habe mich nicht mehr gut gefühlt, ich war zu müde", begründete Mbappe den ungewöhnlichen Schritt. Deschamps nahm seinen Star-Angreifer in Schutz. "Er weiß, dass er nicht in Bestform ist", sagte der Trainer, sprach auch von Rückenproblemen und erklärte: "Kylian ist mir und dem Team gegenüber immer sehr ehrlich, und es kam zu dem Punkt, an dem er sich nicht mehr in der Lage fühlte, Gas zu geben."
Bis Dienstag sollten die Akkus wieder voll sein. Denn Mbappe will diesmal ganz sicher nicht nur auf der "Tanzfläche" den Ton angeben.
Zum Match-Center: Portugal vs. Frankreich