Titel und Misserfolge: Wie Nagelsmanns Vorgänger in ihre ersten Turniere starteten
Hansi Flick
Weltmeisterschaft 2022 – Gruppenphase
Hansi Flicks Amtszeit als Bundestrainer startete hervorragend: Acht Spiele, acht Siege und dabei nur zwei Gegentore. Vieles deutete auf eine perfekte Nachfolge von Jogi Löw hin, doch im WM-Jahr 2022 stotterte die DFB-Elf: Vor dem Turnier gewann man nur drei seiner neun Spiele, darunter ein mickriges 0:1 gegen den Oman.
Die Turnier-Mannschaft Deutschland wurde nicht besser: Nach einer Niederlage gegen Japan holte man gegen Spanien zwar ein Unentschieden und gewann gegen Costa Rica, doch für ein Weiterkommen reichte es nicht. Vier Niederlagen in sechs Länderspielen 2023 bedeuteten die Trennung vom Ex-Bayern-Coach.
Jogi Löw
Europameisterschaft 2008 – Zweiter
Die lange Amtszeit von Jogi Löw begann nach der Heim-WM 2006 und war vom großen Erfolg 2014 in Rio de Janeiro geprägt. Doch auch schon sein erstes Turnier verlief durchaus erfolgreich. Nach nur zwei Niederlagen in 22 Spielen ging es für Löw zur EM nach Österreich und in die Schweiz.
Die dritte Niederlage in Löws Amtszeit sollte es im zweiten Gruppenspiel gegen Kroatien geben, doch Siege gegen Polen und Gastgeber Österreich reichten für das Weiterkommen. Der Weg führte die DFB-Elf bis ins Finale, wo Fernando Torres die Hoffnungen Löws auf einen Titel im ersten Turnier zunichtemachte. Seine Amtszeit ging noch weitere 13 Jahre, ehe man sich nach der EM 2021 trennte.
Jürgen Klinsmann
Weltmeisterschaft 2006 – Dritter
Jürgen Klinsmann übernahm die deutsche Nationalmannschaft nach der Europameisterschaft 2004 von Rudi Völler. Der ehemalige Nationalspieler hatte nie die größte Dominanz mit seiner Nationalmannschaft und schaffte es vor der WM im eigenen Land nicht, eine Siegesserie von mehr als drei Spielen zu feiern.
Doch die „Turniermannschaft“ Deutschland war auf den Punkt da, feierte in der Gruppenphase Siege über Costa Rica, Polen und Ecuador, ehe sie schließlich im Halbfinale am späteren Weltmeister Italien scheiterten. Im Spiel um Platz Drei besiegte man schließlich Portugal dank Toren von Bastian Schweinsteiger und eines Eigentors von Petit. Nach der WM übernahm sein bisheriger Co-Trainer Jogi Löw.
Rudi Völler
Weltmeisterschaft 2002 – Zweiter
Vor seinem Kurz-Comeback im September 2023 war Rudi Völler schon einmal Teamchef der DFB-Elf. 2000 übernahm der damals 40-Jährige nach der Europameisterschaft und hatte wie sein Nachfolger Probleme damit, die langen Siegesserien aufzubauen. Doch auch er wusste dies zum richtigen Moment zu lösen.
Bei der WM 2002 in Südkorea und Japan startete Deutschland mit Siegen gegen Saudi-Arabien und Kamerun, sowie einem Unentschieden gegen Irland, ins Turnier. Nach drei 1:0-Siegen bahnte man sich seinen Weg bis ins Finale, wo man schließlich durch einen Doppelpack von Brasiliens Ronaldo vom vierten Stern abgebracht wurde. Nach dem Vorrundenaus bei der EM 2004 endete Völlers Zeit als Nationaltrainer.
Erich Ribbeck
Europameisterschaft 2000 – Aus in der Gruppenphase
Auch die Amtszeit von Erich Ribbeck war nicht von besonders langer Dauer. Der UEFA-Cup-Sieger von 1988 übernahm zehn Jahre später die deutsche Auswahl. Eine Amtszeit, geprägt von nur zehn Siegen aus 24 Länderspielen, sollte nach der EM 2000 in den Niederlanden und Belgien schon wieder enden.
Grund dafür waren die fehlenden Resultate: Auf das Unentschieden gegen Rumänien zum Auftakt folgten Niederlagen gegen England und Portugal – und damit das Vorrundenaus. Mit einem Schnitt von nur 1,50 Punkten ist Ribbeck der bis heute schwächste deutsche Bundestrainer.
Berti Vogts
Europameisterschaft 1992 – Zweiter
Berti Vogts übernahm die Nationalmannschaft 1990 nach dem dritten WM-Titel Deutschlands. Und Vogts sollte die gute Form der DFB-Elf am Leben halten: Von seinen ersten elf Spielen gewann er neun. Doch die Vorzeichen für sein erstes großes Turnier standen nicht gut: In 1992 gewann man vor der EM nur eins der vier Spiele.
Und diese Misere zog sich auch ins Turnier, doch trotz nur eines Sieges gegen Schottland, ein Unentschieden gegen die Sowjetunion und einer Niederlage gegen die Niederlande, stand man in der K.o.-Phase und schließlich im Finale. Dort setzte sich jedoch der Nachrücker aus Dänemark mit 2:0 durch. Vier Jahre später gewann Deutschland unter Vogts dann doch die Europameisterschaft – zwei Jahre später endete die Zusammenarbeit.
Franz Beckenbauer
Weltmeisterschaft 1986 – Zweiter
Unter Franz Beckenbauer zeigte Westdeutschland zwei ganz unterschiedliche Gesichter. Zum einen gewann der „Kaiser“ in seinen ersten acht Spielen sechsmal, zum anderen in den folgenden sechs Partien keinmal. Doch pünktlich im EM-Jahr fand die BRD wieder zu sich und blieb bis zum Turnier ohne Niederlage.
Die Gruppenphase blieb durchwachsen: Nach einem Unentschieden gegen Uruguay und einem Sieg gegen Schottland, verlor man das dritte Gruppenspiel gegen Dänemark. Weiter kam man dennoch und zeigte in den folgenden Spielen auch, dass man zu Recht da war, wo man war. Im Finale kam man nach 0:2-Rückstand durch Tore von Karl-Heinz Rummenigge und Rudi Völler zurück ins Match, ehe Jorge Burruchaga das Spiel mit einem späten Tor entschied.
Beckenbauer blieb noch vier weitere Jahre Chef der Nationalmannschaft und holte 1990 Deutschlands drittem WM-Titel – bis heute bleibt der jüngst verstorbene „Kaiser“ nur einer von drei Menschen, denen dies als Spieler und Trainer gelang.
Jupp Derwall
Europameisterschaft 1980 – Sieger
Unter Jupp Derwall war Deutschland eine Macht: 23 Spiele am Stück verlor man nach seiner Amtsübernahme nicht mehr – 18-mal gewann man in dieser Zeit. Nachdem er 1978 Bundestrainer wurde, sollte die EM 1980 seine erste Probe werden.
Und diese absolvierte der 2007 verstorbene Trainer mit Bravour: Nach Siegen über Tschechoslowakei und den Niederlanden, reichte ein Unentschieden gegen Griechenland, um in das Finale der Europameisterschaft einzuziehen. Zwei Tore von Horst Hrubesch brachten der DFB-Elf im Finale gegen Belgien ihren zweiten EM-Titel ein. Nach einem misslungenen Turnier 1984 endete die Amtszeit Derwalls.
Helmut Schön
Weltmeisterschaft 1966 – Zweiter
Helmut Schön gilt als erfolgreichster deutscher Bundestrainer aller Zeiten. Unter der Leitung des Dresdners gewann Deutschland 1972 die Europameisterschaft und zwei Jahre später die WM. Doch sein erstes Turnier sollte Schön nach seiner Amtsübernahme 1964 zwei Jahre später bei der WM in England haben.
Siege über die Schweiz und Spanien erlaubten ein Unentschieden gegen Argentinien, um als Gruppensieger in die K.o.-Phase einzuziehen. Dort erreichte man schließlich auch das Finale, wo man gegen den Gastgeber England mit 2:4 verlor. Nach nur einem Sieg bei der WM 1978 endete die Zusammenarbeit.
Sepp Herberger
Weltmeisterschaft 1938 – Achtelfinale
In seinen zwei Amtszeiten war Sepp Herberger zusammen ganze 7157 Tage Bundestrainer – nur die mehrjährige Pause aufgrund der Nachkriegszeit und des Ausschlusses aus der FIFA trennte diese Zeit. Kurz vor dem Start des ersten Weltkrieges spielte Deutschland unter Herberger in der dritten Weltmeisterschaft.
Damals noch ohne Gruppenphase, ging es für den DFB erstmals als Westdeutschland direkt ins Achtelfinale des Turniers. Nach einem 1:1 gegen die Schweiz, musste ein Wiederholungsspiel her, wo man dann ausschied. Ein unrühmlicher Start in die Karriere des Weltmeistertrainers von 1954. Erst 1964, im Alter von 67 Jahren, endete Herbergers Zeit für Deutschland.
Otto Nerz
Weltmeisterschaft 1934 – Dritter
Nachdem Deutschland bei der ersten Weltmeisterschaft 1930 nicht teilnahm, schaffte man es 1934, sich durch einen Sieg gegen Luxemburg, für das Turnier zu qualifizieren. Für Nerz sollte es das erste richtige Turnier nahmen, nachdem er in elf Jahren Amtszeit lediglich einmal an den Olympischen Spielen teilnahem.
Durch Siege gegen Belgien und Schweden schaffte es Deutschland bis ins Halbfinale, wo man gegen die Tschechoslowakei mit 1:3 verlor. Durch einen Sieg gegen Österreich sicherte man sich zumindest den dritten Platz. Zwei Jahre später endete Nerz‘ Zeit als Nationaltrainer des Deutschen Reichs.