Sicherheit vor der Heim-EM: "Viele Herausforderungen" und "höchste Priorität"
Berlin (SID) Olaf Scholz lächelt gequält, als er beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden eine in der Ukraine eingesetzte Kriegsdrohne in den Händen hält. Eine solche Waffe, erklären die Ermittler dem Bundeskanzler weniger als zwei Monate vor Beginn der Fußball-EM im eigenen Land, könne "jeder Bastler" herstellen. Auch deshalb habe Sicherheit "höchste Priorität", betont Scholz am Donnerstag auch mit Blick auf das Großereignis im Sommer, bei dem Millionen Fans in Deutschland erwartet werden.
Die Kriege in der Ukraine und in Nahost sind besondere Umstände, die besondere Maßnahmen erfordern. Bei der EM würden sämtliche eingesetzten Sicherheitskräfte "alle Teams, Fans und Gäste schützen - und besonders für das ukrainische Team gilt natürlich: Wir tun alles für dessen Sicherheit in Deutschland, hier herrschen noch höhere Sicherheitsvorkehrungen", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) im Interview mit der Rheinischen Post.
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Vielfältige Bedrohungen: Terrorismus, Hooligans, Cyber-Attacken
Faeser bekräftigte abermals die oberste Priorität für Sicherheitsthemen rund um das EM-Turnier. Abwehr und Bekämpfung aller "denkbaren Gefahren" stünden "an erster Stelle. Es ist eines der größten Fußballereignisse der Welt in einer besonders angespannten politischen Lage. Das bringt viele Herausforderungen mit sich."
Außer auf Risiken aufgrund von islamistischen Terroristen, Hooligans und anderen Gewalttätern sind die deutschen Behörden laut Faeser auch angemessen auf Cyberangriffe ("Die Bedrohungen im digitalen Raum hatten wir etwa bei der WM 2006 so noch nicht") vorbereitet. Faeser berichtete in diesem Zusammenhang von einer Zusammenarbeit mit dem Turnierveranstalter UEFA: "Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik berät die UEFA darin, das Online-Ticketsystem zu schützen."
Leichte Entwarnung: Bedrohung aktuell nur "abstrakt"
Erst am Dienstag war in Neuss das Polizei-Lagezentrum von Bund und Ländern sowie der internationalen Partner vorgestellt worden. Auf 500 Quadratmetern laufen in dem sogenannten "International Police Cooperation Center" (IPCC) während des Turniers (14. Juni bis 14. Juli) alle Fäden der Sicherheitsbehörden zusammen. Die EM werde auch für die Polizei "ein Großereignis", wie Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, sagte.
Die Gefahr sei in diesem Jahr "abstrakt hoch. Wir nehmen sie ernst, damit abstrakt nicht konkret wird", sagte Reul: "Ein Großereignis wie die Europameisterschaft ist für alle Sicherheitsorgane eine Kraftanstrengung." Trotz aller Vorbereitungen könne es eine 100-prozentige Sicherheit nicht geben: "Weil das nicht geht."
Das weiß auch der Bundeskanzler. Selbst leicht bedienbare Drohnen werden zu einem immer größeren Sicherheitsrisiko, davon machte sich Scholz am Donnerstag in Wiesbaden ein Bild - doch sein Vertrauen in die deutschen Sicherheitsbehörden ist hoch. "Für mich ist das eine ermutigende Information", sagte Scholz in Bezug auf das BKA, "dass wir uns darauf verlassen können, dass diejenigen, die hier die Zuständigkeit haben, mit allem, was sie können, gegen solche Kriminalitätsformen arbeiten."