Plötzlich Teamplayer: Cristiano Ronaldo glänzt in neuer Rolle
Cristiano Ronaldo präsentierte den Fans in Marienfeld ganz cool seine Tricks, dann posierte er mit breitem Grinsen mit der Siegermannschaft des öffentlichen Trainings für ein Foto. Der 39-Jährige wirkt dieser Tage völlig befreit. Und das, obwohl in der Vorrunde der EM in Deutschland seine beeindruckende Serie gerissen ist. Bei seinem zehnten großen Turnier blieb der fünfmalige Weltfußballer in der Vorrunde erstmals ohne eigenen Treffer.
Doch der Angreifer zeigt im gehobenen Alter plötzlich ungeahnte Qualitäten. "Cristiano Ronaldo lebt von Toren, klar", sagte Mitspieler Pepe in Richtung der Kritik übenden Journalisten: "Aber haben Sie gesehen, wie bereitwillig er auf dem Platz ist, unserer Nationalmannschaft zu helfen? Das ist unglaublich. Er ist der Spieler mit den meisten Einsatzminuten aus unserer Mannschaft - mit 39 Jahren. Er macht sich also sehr gut."
In der Tat ist Ronaldo anders als noch bei der vergangenen WM in Katar als Mittelstürmer der Portugiesen wieder unumstritten, hat seinen Platz in der Startelf für das Achtelfinale am Montag (21 Uhr/LIVE in der Flashscore Audioreportage) gegen Außenseiter Slowenien sicher. Statt als Goalgetter besticht der Routinier plötzlich als Teamplayer, lässt ganz uneigennützig seine Mitspieler glänzen. In seinen letzten zehn Turnierspielen traf er lediglich vom Elfmeterpunkt.
Doch seine Mitspieler sind vom "neuen" Ronaldo begeistert: "Er wird für die Endphase der Europameisterschaft bereit sein, und ich weiß, dass er uns viel Freude bereiten wird", sagte Pepe. Viel Freude bereitet auch der Abwehrchef selbst bislang bei dieser EM, er und Ronaldo reißen als Anführer die jüngeren Teamkollegen mit. Der mit 41 Jahren älteste Feldspieler des Turniers fungiert als Stabilisator des Europameisters von 2016.
41-Jähriger Pepe "immer in der Nähe der Eismaschine"
"Ich erhole mich nicht mehr wie ein 20-Jähriger, aber ich tue mein Bestes, um für meinen Trainer immer verfügbar zu sein", sagte der Innenverteidiger: "Ich bin immer in der Nähe der Eismaschine. Die Physiotherapeuten sagen, die Maschinen gehören mir." Sein Geheimnis für Topleistungen im gehobenen Alter sei die "Leidenschaft für den Fußball. Es ist ein Privileg, aufzustehen und das zu tun, was ich am meisten liebe".
Das bedeutungslose letzte Gruppenspiel gegen Georgien (0:2) ausgenommen, ließ Portugal bislang kaum Torchancen des Gegners zu. Das Gegentor gegen Tschechien war ein traumhafter Schuss aus der Distanz. Die Mannschaft sei "wie eine Familie", betonte Pepe und dementsprechend arbeite das Team auch als Einheit gegen den Ball. Das Spiel gegen Slowenien dürfe die Selecao nicht auf die leichte Schulter nehmen.
"Wir wissen, dass es nicht einfach werden wird, egal wie viele sagen, dass wir eh gewinnen. Man muss immer erst 90 oder 120 Minuten spielen", sagte der Abwehrchef: "Nichts ist eine ausgemachte Sache." Bis zum Traumziel EM-Titel werde es noch "eine harte Reise".