Merih Demiral nach Wolfsgruß-Eklat für zwei EM-Spiele gesperrt - Kritik vom Verband
Die türkische Regierung reagierte auf die Entscheidung mit Entrüstung. "Wir verurteilen die unfaire und voreingenommene Entscheidung der UEFA, für die es keine rechtliche Grundlage gibt und die wir für rein politisch halten", schrieb Sportminister Osman Askin Bak bei X. Man werde "weiterhin mit juristischen Mitteln gegen diese Doppelmoral vorgehen, die gegen unser Land und unseren Nationalspieler Merih Demiral angewandt wird."
Demiral hatte im EM-Achtelfinale gegen Österreich in Leipzig (2:1) beide Treffer für die Türkei erzielt, nach dem Tor zum 2:0 zeigte er den sogenannten Wolfsgruß mit beiden Händen. Dazu veröffentlichte er in den Sozialen Medien ein Bild mit seinem "Torjubel". Die UEFA hatte in der Folge eine Untersuchung aufgrund eines "mutmaßlich unangemessenen Verhaltens" eingeleitet.
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Demiral hatte jegliche "versteckte Botschaft" hinter seiner Geste verneint. "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun", sagte er nach dem Spiel gegen Österreich. "Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein, und das ist der Sinn dieser Geste. Ich wollte einfach nur demonstrieren, wie sehr ich mich freue und wie stolz ich bin", so Demiral. Er hoffe, dass es "noch mehr Gelegenheiten gibt, diese Geste zu zeigen". Bei dieser EM wird es dazu vorerst nicht mehr kommen.
Eklat führt zu politischen Spannungen
Der Wolfsgruß ist ein Handzeichen und Symbol der türkischen rechtsextremen und ultranationalistischen Organisation "Graue Wölfe". Weder die Organisation noch der Gruß sind in Deutschland verboten. Die "Grauen Wölfe" stehen allerdings unter der Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte scharfe Kritik an Demirals Jubel geübt. Die EM "als Plattform für Rassismus" zu nutzten, sei "völlig inakzeptabel", schrieb die Sozialdemokratin in den Sozialen Medien.
Der Eklat hatte in der Folge zu diplomatischen Spannungen geführt. Nach der Einberufung des deutschen Botschafters in Ankara bestellte das Auswärtige Amt am Donnerstag den türkischen Abgesandten zum Rapport ein.
Türkischer Verband kritisiert Sperre - kein CAS-Einspruch
Nach der Zwei-Spiele-Sperre gegen Nationalspieler Merih Demiral hat der türkische Verband (TFF) die UEFA scharf attackiert und ihr eine politische Motivation unterstellt. Dass die Europäische Fußball-Union (UEFA) die Wolfsgruß-Geste des Verteidigers nach "Äußerungen einiger westlicher Politiker" untersucht habe, werfe "einen Schatten auf die Unabhängigkeit des Verfahrens und der Entscheidung", sagte TFF-Präsident Mehmet Büyükeksi. Diese sei "inakzeptabel, illegal und politisch".
In türkischen Medien war berichtet worden, dass der türkische Verband vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen könnte. Dies ist bei einer Sperre von bis zu zwei Spielen gemäß Artikel 63.1.b der UEFA-Statuten allerdings nicht möglich. Der CAS ist demnach nicht zuständig für entsprechende Fälle. Durch die Sperre von zwei Spielen sei dem Verband "das Recht auf Einspruch" genommen worden, kritisierte Büyükeksi.