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Vorschau: Deutschland auf der Suche nach sich selbst – Polen als Stolperstein

Leroy Sane und die deutsche Nationalmannschaft wollen die deutschen Fans wieder hinter sich vereinigen.
Leroy Sane und die deutsche Nationalmannschaft wollen die deutschen Fans wieder hinter sich vereinigen. AFP
Aufbruchstimmung soll in Deutschland her. In weniger als einem Jahr ist die eigentliche Fußballnation Gastgeber der Europameisterschaft 2024. Die deutsche Mannschaft hat bis dahin noch einige Hausaufgaben zu erledigen, um die eigene Form zu finden und die Liebe der Fans zurückzugewinnen. Beim 3:3 gegen die Ukraine wurde diese Chance verspielt, gegen Polen kann jetzt der nächste Ablauf erfolgen.

Nach dem aus deutscher Sicht mal wieder enttäuschenden Auftritt gegen die Ukraine, wartet in Warschau für Deutschland gegen Polen ein durchaus ernst zu nehmender Gegner. Die Mannschaft um Superstar Robert Lewandowski hat einiges zu bieten und wird es der deutschen Mannschaft nicht leicht machen, auch wenn der Fokus bereits bei einem anderen Spiel liegt.

Polen: Deutschland als lästige Pflichtaufgabe

Polen hat seit Januar mit Fernando Santos einen neunen Trainer. Czesław Michniewicz, der das Team bei der WM in Katar bis ins Achtelfinale geführt hatte, das beste WM-Ergebnis seit 1986, musste gehen. im Verband war man mit dem Abschneiden nicht zufrieden, beim schwierigen Turnierbaum mit Frankreich im Achtelfinale hätte es aber wohl ein Wunder gebraucht, um länger in Katar dabei zu sein. Gerüchteweise hatte sich Robert Lewandowski ebenfalls gegen den eher unerfahrenen Trainer ausgesprochen, da er mit seiner defensiven Spielweise nicht einverstanden war. Der Ausnahmestürmer ließ Sätze wie: "so können wir nicht spielen, wir müssen mutig sein" fallen. Mehr noch, er schob sogar noch hinterher: "Es ist für einen Stürmer sehr schwierig, sich so weit hinten zu bewegen. Aber wenn der Trainer diese Taktik hat, müssen wir uns dem anpassen. Natürlich wünsche ich mir aber, dass ich als Angreifer viele Bälle bekomme. Doch das ist bei dieser Aufstellung schwierig."

Robert Lewandowski möchte mit Polen zur EM nach Deutschland.
Robert Lewandowski möchte mit Polen zur EM nach Deutschland.Profimedia

Michniewicz ist jetzt Vergangenheit. Fernando Santos, der mit Portugal den Titel bei der Europameisterschaft 2016 und die Nations League 2019 gewonnen hat, ist nun am Ruder. Seine Erfolge schlugen sich in den ersten beiden Qualifikationsspielen in dieser EM-Qualifikation noch nicht nieder. Gegen Tschechien unterlag man bei Santos Debüt deutlich mit 3:1. Der folgende 1:0-Sieg über Albanien hatte zwar zumindest schon einmal einen Fehlstart in die Qualifikation verhindert, dennoch muss Polen ab jetzt liefern und kann sich kaum weitere Niederlagen erlauben. Weitere Gegner in der Gruppe sind die Faröer-Inseln und der nächste Gegner Moldawien.

Er sei von der Ansetzung am Freitag in Warschau "nicht begeistert", betonte Trainer Santos bei der Pressekonferenz. "Beim Spiel gegen Deutschland kann ich die Mannschaft nicht gut auf das Duell mit Moldawien vorbereiten. Es sind zwei völlig unterschiedliche Gegner, die einen völlig anderen Stil haben."

"Ich bin für die Leitung der polnischen Nationalmannschaft und die von ihr erzielten Ergebnisse verantwortlich. Der Verband hat beschlossen, ein Spiel gegen Deutschland zu spielen - und ich respektiere das", sagte er, obwohl es ihm nicht gefalle. Santos versprach jedoch: "Ich werde dieses Spiel sehr ernst nehmen, weil ich es hasse, zu verlieren." Für die Deutschen werde es "eine schwierige Aufgabe, aber die wichtigste für uns wird das Qualifikationsspiel sein".

Fernando Santos (rechts) mit seinem Superstar Robert Lewandowski
Fernando Santos (rechts) mit seinem Superstar Robert LewandowskiProfimedia

Mit dem Freundschaftsspiel gegen das Team des DFB haben die Polen nun einen Gegner, der aktuell in den Top 15 des FIFA-Rankings steht, was bei Tschechein und Albanien nicht der Fall war. 

Aber gegen solche Teams hatten die Gastgeber zuletzt häufig Probleme. 2014 holten die Polen ihren letzten Sieg gegen einen Vertreter aus der Elite Europas - gegen Deutschland.  Manche erinnern sich: Die DFB-Elf verlor damals in Warschau mit 2:0. 

Zum Matchcenter mit kostenlosem Audiokommentar: Polen vs. Deutschland

Deutschland: Auf der Suche nach fast allem

Deutschland muss als Gastgeber der EURO 2024 in der EM-Qualifikation nicht antreten, dennoch: Die Mannschaft von Hansi Flick möchte sich natürlich einspielen für das Heimturnier. Und das ist bitter nötig. Nicht nur beim über weite Strecken schwachen Auftritt gegen die Ukrainer leistete man sich schwerwiegende individuelle Fehler in der Abwehr. Stellungsfehler bei langen Bällen der Gäste und halbhohe Pässe im Spielaufbau sorgten für drei Gegentore für die neu formierte und von Flick verordnete Dreierkette. Es wurde erneut ersichtlich, dass die (Fein-)Abstimmung im Defensivverbund fehlt und sich noch keine Automatismen entwickelt haben. Immerhin kämpfte sich die Mannschaft mit einer Willensleistung zurück und konnte den 1:3-Rückstand noch egalisieren.

Die Partie hätte aber auch einen durchaus anderen Spielverlauf hergegeben. Niklas Füllkrug vergab ganz früh in der Partie eine Riesenchance in seinem eigenen Wohnzimmer. Eine Führung, die er in der Folge auf 2:0 hätte ausbauen können, als er zum tatsächlichen 1:0 traf, hätte dem deutschen Team gutgetan. So war es dann Kai Havertz, der das Ruder nach seiner Einwechslung zur Halbzeit herumreißen musste.

Kai Havertz war gegen die Ukrainer er der besten Deutschen
Kai Havertz war gegen die Ukrainer er der besten DeutschenAFP

Das Spiel gegen die Ukraine war zugleich das 1000. offizielle Match der DFB-Auswahl. Es lieferte keine besondere Steigerung zu dem Länderspiel von vor drei Monaten gegen Belgien, das man mit 2:3 verlor. Insgesamt sind die deutschen Ergebnisse der letzten Monate mehr als durchwachsen. Kleinere Gegner wie den Oman, Peru oder Costa Rica bei der WM konnte man zwar schlagen, zumeist waren die Leistungen aber nicht mitreißend und souverän. Zur WM-Katastrophe kamen enttäuschende Auftritte in der Nations League. Die letzten guten Spiele Deutschlands liegen schon eine Weile zurück. Neben dem 1:1 gegen Spanien bei der WM muss man sich ein Jahr zurückerinnern. Damals gewann Deutschland mit 5:2 gegen Italien.

Und so ist Deutschland nicht nur auf der Suche nach der eigenen Identität, nach Automatismen und der richtigen Formation, nein, die Form ist auch verschollen gegangen. Gegen Polen muss nun dringend ein Sieg gefunden werden. Im besten Fall mit einer ansprechenden Leistung. 

Eine Sache hat Deutschland immerhin nach jahrelanger Suche gefunden. In Niklas Füllkrug steht wieder ein richtiger Mittelstürmer im Kader, der obendrein mit sieben Toren in sieben Länderspielen auch noch eine richtig gute Quote hat.

Niklas Füllkrug weiß, wo das Tor steht. Der Bundesligatorschützenkönig trifft auch für die DFB-Elf konstant
Niklas Füllkrug weiß, wo das Tor steht. Der Bundesligatorschützenkönig trifft auch für die DFB-Elf konstantAFP

Team News: Viele Fragezeichen - Werner und Klostermann definitiv nicht dabei

Die Polen sind unter Fernando Santos noch ein wenig auf der Suche nach der richtigen Formation. Nach der Niederlage im 4-4-1-1 gegen Tschechien und dem knappen Sieg gegen Albanien mit dem 4-4-2-System scheint sich letztere Formation herauszukristallisieren.

Lewandowski wird als alleinige Spitze von Swiderski umspielt, der den Barca-Stürmer füttern soll. Dahinter stehen zwei kompakte Viererketten vor Torhüter Sczcesny. Wie viel Santos durchrotieren wird steht noch in den Sternen. Da die Polen in dieser Länderspielphase noch kein Spiel bestritten hat, muss Santos für das wirklich wichtige Spiel gegen Moldawien die richtige Balance zwischen Einspielen und Schonung finden.

Bei Deutschland wird Flick an der Dreierkette festhalten, auch wenn sie nicht besonders stabil wirkte. Ob sie allerdings mit dem selben Personal bestückt wird? Chancen für die Startelf haben sich ein eifriger Kai Havertz und Jamal Musiala verdient. Auch Emre Can sowie zwei neue Schienenspieler könnte in Frage kommen. 

Für Gosens und Gündogan, die nach dem Champions League-Finale und kurzer Verschnaufpause zum Team stießen, kommt ein Startelfeinsatz nicht in Frage. City-Kapitän Gündogan trainierte am Donnerstag auf dem DFB-Campus ebenso nicht mit der Mannschaft wie Werner, der wegen seiner Knöchelverletzung schon die Begegnung mit der Ukraine (3:3) verpasst hatte und auch gegen Polen aussetzt. Zudem fällt auch Lukas Klostermann aus, der sich im Abschlusstraining eine Muskelverletzung im rechten Oberschenkel zuzog. Gosens dagegen war bei der Einheit dabei.

"Mein letzter Stand aus dem Gespräch mit Hansi war, dass ich gegen Polen noch nicht spiele, dann aber in Gelsenkirchen", hatte Gündogan nach seiner Ankunft erklärt. Am Donnerstagmorgen sprach er am Platz noch einmal länger mit Flick. In Gelsenkirchen trifft der viermalige Weltmeister Deutschland am Dienstag (20.45 Uhr/RTL) auf Kolumbien.

Welche Ideen hat Hansi Flick für sein Team gegen die Polen?
Welche Ideen hat Hansi Flick für sein Team gegen die Polen?AFP

So könnten sie spielen:

Polen (4-4-2): Szczesny - Bereszynski, Kiwior, Bednarek, Zalewski - Frankowski, Linetty, Zielinski, Kaminski - Swiderski, Lewandowski

Deutschland (3-4-1-2): ter Stegen - Schlotterbeck, Ginter, Rüdiger - Kehrer, Can, Kimmich, Henrichs - Musiala - Füllkrug, Havertz

Flashscore-Prognose: Deutschland siegt

Die DFB-Elf ist das stärkere Team und wird sich darum bemühen ihre Fans zufriedenzustellen. Die Qualität der Mannschaft reicht dabei auch aus, um Polen, die sich schon auf Moldawien schielen, mit 2:0 zu schlagen.