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Kvaratskhelia "muss zu einem Top-Klub": Ex-Schalker Levan Kenia exklusiv im Interview

Flashscore
Kvaratskhelia (l.) und seine georgischen Teamkollegen schreiben weiter Geschichte
Kvaratskhelia (l.) und seine georgischen Teamkollegen schreiben weiter GeschichteProfimedia
Levan Kenia ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Der Georgier war zuletzt als Spielertrainer beim KFC Uerdingen in der Oberliga Niederrhein tätigt. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens sammelte er zehn Bundesligaeinsätze bei Schalke 04. In Gelsenkirchen lernte er auch Jan Moravek kennen, der aktuell für uns als Flashscore-Experte unterwegs ist. Im exklusiven Interview mit seinem ehemaligen Teamkollegen erinnert sich Kenia an seine Stationen in Deutschland und Tschechien und reflektiert über den aktuellen Hype um die georgische Fußball-Nationalmannschaft sowie Khvicha Kvaratskhelia.

Jan Moravek: Vielen Dank, dass du Zeit gefunden hast. Ich habe ein paar Fragen vorbereitet. Ich schieße einfach mal drauflos. Georges Mikautadze, der bei der EM bereits drei Treffer erzielt hat, wurde in Lyon geboren und in Frankreich ausgebildet. Wenn du mit einem Trainerauge darauf schaust: Siehst du hier Unterschiede zur Ausbildung in Georgien - und schätzen die Menschen in Georgien es sehr, dass er sich dazu entschieden hat, für Georgien zu spielen?

Levan Kenia: Wir schätzen das sehr und sind dankbar dafür. Wir sehen: er brennt für Georgien. Er ist ein sehr technischer Spieler, der in Frankreich ausgebildet wurde. Aber allgemein sind viele georgische Spieler technisch stark, das haben wir wohl im Blut. Wir haben viele kleine, dribbelstarke Spieler.

Früher hatten wir Probleme mit der Mentalität. Aber die neue Generation brennt für den Fußball, das sieht man. Sie sind professioneller, sie sind viel weiter im Kopf als meine Generation oder die vorherige. Damals waren wir auch gute Spieler, die in guten Mannschaften gespielt haben. Aber diese Mentalität hat uns gefehlt. Das hat die jetzige Mannschaft, finde ich.

Superstar Kvaratskhelia: Treibt es ihn nach Spanien?

Wir müssen auch ein paar Worte über Kvaratskhelia verlieren. Mit 23 ist er bereits ein internationaler Superstar. Ist er für Georgien so ein bisschen wie Messi?

Auf jeden Fall. "Kvara" ist für uns ein Führungsspieler und Leader. Er ist 23 und im Kopf so weit. Zudem gibt er alles für Georgien, schmeißt sich in jeden Zweikampf und beschränkt sich nicht auf seine Dribblings und Tore. Seine Körpersprache und wie er redet - alles ist auf Fußball und Georgien konzentriert. Das ist meiner Meinung nach die richtige Einstellung.

Die Stats von Kvaratskhelia der letzten Spielzeiten
Die Stats von Kvaratskhelia der letzten SpielzeitenFlashscore

Macht er auch menschlich einen guten Eindruck auf dich, wenn du dir die Interviews von ihm anhörst?

Ja, er ist sehr bodenständig. Sehr konzentriert auf den Fußball. Er ist echt ein Top-Junge. Er soll einfach so weitermachen.

Dein Tipp für seine Zukunft: Wo wird er hingehen?

Schwer zu sagen. Ich würde sagen: Maximal noch ein Jahr bei Neapel, sich noch ein Jahr zeigen - und dann muss er zu einem Top-Klub gehen. Am besten Spanien, mit dem Ziel, jedes Jahr in der Champions League dabei zu sein, in dem Wettbewerb anzugreifen und um Halbfinals und Finals zu spielen.

Levan Kobiashvili: Der Revolutionär im georgischen Fußball

Wie man sieht, ist der Erfolg kein Zufall, sondern harte Arbeit und Wille. Würdest du bejahen, dass dieser Trend mit dem Ex-Spieler Levan Kobiashvili. Der 2015 als Verbandspräsident angefangen hat, eingeleitet wurde?

Ich kann bestätigen, dass es harte und lange Arbeit ist. Es liegt auch noch viel Arbeit vor uns. Aber seit Kobiashvili zur Nationalmannschaft gekommen ist, wird es immer organisierter und professioneller. Das ist echt top. In der georgischen Liga haben wir dagegen noch viele Probleme, an denen wir arbeiten müssen. Diese EM muss ein Schub für die georgische Liga sein, dass wir uns weiterentwickeln. Dass wir weiterhin Geld in sie investieren, das Management und die Infrastruktur verbessern. Da haben wir noch Schwächen. Unsere Mannschaften spielen nicht so oft in der Europa League oder der Champions League, leider. Das ist ein großes Problem. Aber wie du sagtest, in der Nationalmannschaft wurde große Arbeit geleistet. Ich hoffe, dass sich das auf die Liga überträgt. Da wird hoffentlich auch viel passieren.

2020 war Georgien nach einer 0:1-Niederlage gegen Nordmazedonien nur knapp nicht dabei. Jetzt steht man bei der EM 2024 direkt im Achtelfinale. Dazu Erfolge Jugendbereich: Die U21 gewann bei der Europameisterschaft in Georgien den ersten Platz in ihrer Gruppe. Dann schied man unglücklich im Elfmeterschießen aus. In der aktuellen Quali-Gruppe für die EM 2025 steht man vor Schweden auf Platz zwei. Ihr habt viele talentierte Spieler, die zwischen 22 und 24 Jahren alt sind. Es sind nicht nur die Superstars. Glaubst du, dass Georgien dieses Niveau in den nächsten Jahren halten kann?

Das wird sicherlich eine große Herausforderung. Wir müssen eine Konkurrenzsituation schaffen. Denn mit nur sechs oder sieben Spielern schafft man es nicht dauerhaft, dieses Niveau zu halten. Allerdings kommen immer wieder neue Talente in Georgien nach. Diese brauchen lediglich eine vernünftige Ausbildung, gute Infrastruktur, Ernährung - was es eben zum Profifußballer sein braucht. Ich hoffe, dass diese EM einen Schub gibt, dass ein ordentlicher Jugendfußball aufgebaut wird. Wir sind ein kleines Land mit nur drei Millionen Einwohnern. Wir dürfen diese Talente nicht verlieren, wie in der Vergangenheit, als junge Spieler durch Verletzungen oder falsche Lebensgewohnheiten verloren gegangen sind.

Die nächsten Talente des landes und die Rolle von Willy Sagnol

Siehst du Luka Gagnidze (Dinamo Moskau) und Georgiy Tsitaishvili (Dinamo Batumi) als die nächsten potenziellen Superstars Georgiens an?

Auf jeden Fall. Wie zuvor erwähnt: Die Mentalität ist nun eine andere als vor zehn Jahren. Die jungen Spieler brennen und leben für den Fußball. Auch in der georgischen Liga haben wir viele talentierte Spieler, die ich teilweise kenne. Ich hoffe, dass das so weitergeht.

Die letzte Frage zielt auf die Stimmung generell im Land ab. Es ist der größte Erfolg in der Geschichte Fußball-Georgiens. Ich kann mir vorstellen, dass es in Georgien gerade unglaublich ist. Und ein paar Worte zu Willy Sagnol?

Das stimmt. Für unser Land bedeutet das sehr viel, wenn ich mir anschaue, was in Tiflis abgeht. Die Leute sind auf den Straßen und feiern, es ist unglaublich. Wir sind ein Fußballland und das bleiben wir auch. Ich will nicht zu politisch werden. Aber in unseren Ländern gibt es stets Unruhe, das kennst du bestimmt. Leider gibt es beim Fußball immer eine zweite Seite. Aber momentan gucken alle Fußball und alle freuen sich, es ist in aller Munde.

Was soll ich zu Willy Sagnol sagen? Ich weiß, wie viel Arbeit es ist, Trainer zu sein. Ich schätze das sehr und möchte mich einfach für seine Arbeit den ganzen Tag bedanken. Das hat ihn sicher viel Zeit gekostet. Wir spielen taktisch für das, was wir können, sehr gut. Er soll genau so weitermachen. Mal schauen, ob wir ihn halten können. Ich bin sicher, dass "Kobi" alles dafür geben wird.