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Gruppensieg als Motivator - die DFB-Elf nach der Gruppenphase auf dem Prüfstand

Die Euphorie als Antrieb für den deutschen Motor.
Die Euphorie als Antrieb für den deutschen Motor.AFP
Es gab geteilte Meinungen vor dem Turnierauftakt. Nach den letzten Jahren und den desaströsen Resultaten bei internationalen Turnieren stand der Pessimismus in Deutschland an der Tagesordnung. Doch spätestens nach dem Schottland-Spiel überwog im ganzen Land die Euphorie, es wurde geträumt von einem zweiten Sommermärchen - dieses Mal sogar mit Happy End? Nach dem gestrigen umstrittenen Unentschieden gegen die Schweiz steht der DFB als Gruppensieger fest und darf sich nun Hoffnungen auf mehr machen, doch was ist drin für Nagelsmanns Jungs? Wir stellen das Team nach der Gruppenphase auf den Prüfstand.

"Wusiala" begeistert Deutschland seit dem ersten Spiel, die Diskussionen um Manuel Neuer sind verstummt und Niclas Füllkrug entwickelt sich zum Edeljoker der Nationalmannschaft. Die Stimmung in Deutschland ist ausgelassen und nun soll es erst richtig losgehen. Das sei ganz wichtig "für das Land, für uns, für die Mannschaft" gewesen, schwärmte Füllkrug nach seinem Treffer gegen die Schweiz, einfach ein "Knackpunktmoment". Durch diesen avancierte der Dortmunder Mittelstürmer mit vier Toren zum besten Joker der deutschen Turniergeschichte.

Nach der Gruppenphase ist vor der K.O-Runde und hier wartet dank des späten Ausgleichs von "Lücke" nun der Zweitplatzierte aus der Gruppe C. England, Dänemark und Slowenien stehen zur Auswahl, doch auf dem möglichen Weg ins Finale sollte keine Hürde zu groß sein. Gerade deswegen wäre im Hinblick auf die EM 2020 (21) eine Revanche für das Ausscheiden gegen die Three Lions der beste Motivationsschub, den man sich vorstellen könnte.

Match-Center: Schweiz vs. Deutschland

Toni Kroos als Anführer - Thomas Müller für die Stimmung

In der Mannschaft gibt es zwei klare Leader, einer zieht die Fäden auf dem Platz, der andere sorgt für die Gelassenheit neben dem Feld. Toni Kroos Rückkehr hat Deutschland spätestens nach dem Testspielsieg gegen Frankreich in Euphorie versetzt und auf dem Rasen macht er genau damit weiter. Der Mittelfeld-Regisseur von Real Madrid möchte bei seinem letzten Tanz nochmal den ganz großen Coupe landen und sich den Titel holen, der in seiner großen Pokal-Sammlung noch fehlt.

Selbst nach dem aberkannten Tor durch VAR und dem Rückstand gegen die Schweiz zeigte der Mann mit der Nummer 8 eine Körpersprache, wie ein wahrer Anführer, die sich auch in der Teamleistung wiederspiegelte, denn der DFB kämpfte bis zum bitteren Ende - Niclas Füllkrug sorgte dann mit dem Kopf für die Belohnung.

Die Pass Map von Toni Kroos beim Auftaktsieg.
Die Pass Map von Toni Kroos beim Auftaktsieg.Flashscore

Neben Kroos ist auch Thomas Müller ein extrem wichtiger Faktor für das Team. Seit seinem Nationalmannschafts-Debüt ist der Bayern-Profi als Stimmungskanone bekannt und genau diese Spieler sind für das Teamgefüge extrem wichtig. Der 34-Jährige bildet eine Brücke zwischen den gestandenen Profis und den jungen Wilden. Durchgängig wird man auf Social Media von Müller-Aktionen abseits des Platzes bombardiert und sieht wie dieser dafür sorgt, dass für die unerfahrenen Rohdiamanten wie Wirtz, Musiala oder Beier, ein wenig Druck von den Schultern abfällt.

"Wusiala" als Poldi und Schweini 2.0

Die Romantisierung in Anlehnung an das einmalige Sommermärchen von 2006 macht auch vor dem neuen deutschen Youngster-Duo nicht halt. Florian Wirtz und Jamal Musiala, die nun auch "Wusiala" genannt werden haben durch das Auftaktspiel bereits zahlreiche Herzen im Land gewonnen und überzeugen durch ihre spritzige, freche Art in Kombination mit herausragender Technik.

Auch wenn es im Schweiz-Spiel weniger Aktionen der beiden in der Offensive gab, sind sie weiterhin eine stete Gefahr für das gegnerische Tor. Besonders Jamal Musiala konnte im Schnitt während der Gruppenphase zwei Schüsse pro Spiel aufs Tor setzen, was ein absoluter Spitzenwert ist, bedenkt man gleichzeitig, wie sehr sich die Defensive auf den FCB-Sprössling fokussiert.

Florian Wirtz hingegen spielt einen leicht zurückgezogeneren Part in dieser Kombination, könnte mit seiner Art und Weise zu spielen in gewisser Maßen die Nachfolge von Toni Kroos antreten. Der frischgebackene Meister mit Bayer Leverkusen traf im Auftaktspiel gegen Schottland, setzte danach aber eher mit seinem Passspiel Zeichen. Hier glänzte der Youngster mit über 92% Erfolgsrate im Schnitt bei allen drei Matches und das nach dieser kräftezehrenden Saison mit Dreifachbelastung - Chapeau!

Wie weit geht es nun?

Aus deutscher Sicht muss man sich immer Zaum halten, es wird ungerne geträumt und lieber auf die blanke Realität geblickt. Doch das fällt schwer bei der entfachten Euphorie, bei der tollen Leistung der Mannschaft und beim Blick auf die Konkurrenz. Neben der spanischen Auswahl gab es kein anderes Team, das einen bisher so wirklich aus den Socken gehauen hat, das große Endspiel in Berlin wirkt so realistisch, wie lange nicht mehr.

Sollte es das Team also schaffen, die oben genannten Faktoren weiterhin in dieser Leichtigkeit und Perfektion mit in die K.O.-Runde zu übertragen, kann der ganz große Wurf definitiv gelingen und dann sollte auch der letzte Pessimist davon überzeugt sein, dass der DFB zurück ist.

Artikel von Henri Briese
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