Heute betreibt der Rekordnationalspieler Ungarns (109 Einsätze) eine Sportakademie in seiner Heimatstadt Szombathely und verfolgt von dort aus die EM - und selbstverständlich die ungarische Mannschaft.
Ungarn ist mit einer Auftaktniederlage ins Turnier gestartet. Wie haben Sie das Spiel erlebt?
Für sechzig Minuten waren wir fast nicht auf dem Platz. Das darf nicht passieren, wenn du auf so einem Level bestehen willst. Die Körpersprache bei den meisten Spielern hat nicht gestimmt und ich habe eine gewisse Bequemlichkeit gesehen. Die letzte halbe Stunde hat sich aber das Blatt gewendet und das ist eine gute Voraussetzung für das kommende Spiel gegen Deutschland.
Was erwarten Sie vom Spiel gegen Deutschland?
Deutschland hat eine gelungene EM-Premiere gefeiert und hat eindrucksvoll seine Titelansprüche untermauert. Ich muss jedoch gestehen, dass ich eher vom sehr schwachen Auftritt der Schotten überrascht gewesen bin. Wenn wir am Mittwoch an die Schlussphase des Schweiz-Spiels anknüpfen, wird es die Nagelsmann-Elf schwer haben, ins Spiel zu kommen.
Match-Center: Deutschland vs. Ungarn
Trainer Rossi "fast ein halber Ungar"
Welche Rolle spielt Trainer Marco Rossi bei der positiven Entwicklung der ungarischen Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren?
Eine sehr wichtige! Er ist ein guter Stratege und bereitet das Team exzellent auf den etwaigen Gegner vor. Man darf nicht vergessen, wie lange er schon in Ungarn tätig ist (Anm. d. Red.: Rossi ist seit 2012 in Ungarn, anfangs als Vereinstrainer, seit 2018 als Nationaltrainer)! Er ist fast ein halber Ungar (lacht).
Kann man bei der aktuellen Spielergeneration Ungarns von einer goldenen Generation sprechen?
Fakt ist, dass Ungarn bei den letzten EM-Turnieren teilgenommen hat und die Teilnahme an der WM in Katar knapp verpasst hat. Insofern kann man schon von einer positiven Entwicklung sprechen.
Dahinter steckt primär unser Verbandspräsident Sandor Csanyi, der seit knapp zehn Jahren das Zepter des ungarischen Fußballs in der Hand hält und sich vorgenommen hat, Ungarn wieder auf der internationalen Fußballbühne zu etablieren. Zudem hoffe ich, dass die Jugendarbeit anfängt erste Früchte zu tragen.
Torhüter Gulacsi "ein absoluter Leistungsträger"
Apropos Jugendarbeit. Wie läuft es eigentlich mit Ihrer Jugendakademie?
Es ist ein langfristiges Projekt. Wir haben eine gute Infrastruktur und hervorragende Jugendtrainer, die mit Fleiß und Ehrgeiz am Werk sind. Manche unserer Spieler haben bereits den Sprung in den Profifußball geschafft, was natürlich ein Anreiz für die anderen Kinder darstellt. Aber, wie gesagt, es ist ein langfristiger Prozess, der behutsam begleitet werden muss.
Wie sehen Sie das Comeback von Peter Gulacsi?
Ich freue mich für ihn, dass er nach seiner schweren Verletzung wieder voll dabei ist. Er zeigt seit Jahren hervorragende Leistungen bei RB Leipzig und ist auch in der Nationalmannschaft ein absoluter Leistungsträger.
Sie sind Markenbotschafter von Hertha BSC. Schmerzt Sie die momentane Situation des Klubs in der zweiten Liga?
Natürlich bin ich nicht froh darüber. Ich denke, mein Landsmann und Freund Pal Dardai hatte in der abgelaufenen Saison einen schwierigen Job zu bewältigen. Letztendlich zählt die Identifizierung mit dem Verein. Für mich bleibt Hertha immer Hertha, ob in der ersten oder zweiten Bundesliga. Ich hoffe, dass der nächste Anlauf in der kommenden Saison erfolgreicher verläuft.