Fast wie 2006: Fans feiern euphorische EM-Partys von Berlin bis München
Drei Stunden vor Anpfiff schon komplett gefüllt
Das völlig überfüllte München war fest in schottischer Hand, Berlin feierte eine schwarz-rot-goldene Party, überall in Deutschland fieberten Fans vor Leinwänden mit. Die Euphorie zum EM-Start hat am Freitag quer durch die Republik Erinnerungen an die WM 2006 geweckt. Getrübt wurde die Stimmung vom teils schlechten Wetter und einem herrenlosen Rucksack, der am Reichstagsgebäude für Aufregung sorgte.
Epizentrum der großen Fußball-Sause war allerdings München, wo am Abend Deutschland und Schottland das Turnier eröffneten. Schon Stunden vor dem Anstoß war der Marienplatz überfüllt. Via X rief die Stadt München zweisprachig auf: "Bitte verteilt euch anderweitig im Stadtgebiet! Bitte fahrt nicht mehr in den Olympiapark." Auf dem dortigen Fanfest kamen schon drei Stunden vor Anstoß keine Menschen mehr aufs Gelände.
"Tartan Army" unterwegs seit den Morgenstunden
Zehntausende Schotten hatten die Stadt ab dem frühen Morgen in eine blaue Partyzone verwandelt. Die trinkfesten Fans spielten Dudelsack am Traditionslokal Donisl, sie feierten im Hofbräuhaus, zogen singend durch die Straßen, laut Polizeiangaben ihrem Ruf entsprechend friedlich. 10.000 Mitglieder der "Tartan Army" hatten Tickets für das Spiel in der Allianz Arena erworben.
Zumindest in München spielte auch das Wetter mit, 20 Grad und trockene Verhältnisse trieben die Massen auf die Straße und zum Olympiasee. Dort drängten sich 25.000 Menschen vor insgesamt drei riesigen Leinwänden, am Einlass entstand ein langer Stau. Spät entschlossene mussten früh umdrehen, um 18.00 Uhr teilte die Polizei mit: "Die Fan Zone ist geschlossen!"
"Ein Fest des Zusammenhalts"
Voll wurde es auch in Berlin, wegen des miesen Wetters allerdings mit Verzögerung. Am Mittag schüttete es wie aus Eimern, auch am Abend war der Himmel noch grau. Zwischen der Siegessäule und dem Brandenburger Tor, wo erstmals seit der WM 2018 eine dauerhafte Fanmeile steht, waren auch viele Fahnen anderer Nationen wie Spanien, Kroatien und Portugal zu sehen. Ähnlich sah es in anderen deutschen Städten wie Leipzig, Hamburg oder Köln aus.
Auf solche Bilder hatte nicht zuletzt Olaf Scholz gehofft. "Der Bundeskanzler freut sich auf ein buntes Fahnenmeer. Aus seiner Sicht gilt: Je bunter, desto besser. Neben Schwarz-Rot-Gold freut er sich auch über viele andere Farben und Flaggen der Turniermannschaften", hatte Regierungssprecher Wolfgang Büchner im Vorfeld gesagt. Deutschland heiße "Europa und alle Fußballfans herzlich willkommen und hofft mit einem Heimspiel für Europa auf ein Fest des Zusammenhalts", so der Sprecher weiter.
Vorfall in Berliner Fan Zone
Größter Unterschied zum unbekümmerten Sommermärchen 2006 war indes das omnipräsente Thema Sicherheit. In Berlin räumte die Polizei am Nachmittag Teile der Fanzone am Reichstagsgebäude, weil im Eingangsbereich an der Scheidemannstraße "ein verdächtiger Gegenstand festgestellt" worden war. Nach Bild-Informationen wurde ein Mann festgenommen, der den Rucksack abgestellt haben soll.
Nach etwa einer Stunde gaben die Beamten Entwarnung, von dem Rucksack sei "keine Gefahr" ausgegangen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bedankte sich am Abend bei der Berliner Polizei für das konsequente Handeln. "Wenn es am Ende nichts ist, war es lieber einmal zu viel geräumt als zu wenig", sagte die SPD-Politikerin in München: "Dafür sind wir so stark im Einsatz."
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