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EM-Analyse: Defensive ist Trumpf - Zweikampfmonster Georgien, Unbeflecktes Spanien

Bruno Henriques
Der georgische Torhüter Giorgi Mamardashvili ist einer der Shootingstars bei der Fußball-Europameisterschaft 2024.
Der georgische Torhüter Giorgi Mamardashvili ist einer der Shootingstars bei der Fußball-Europameisterschaft 2024.AFP
Nach der Gruppenphase der Fußball-Europameisterschaft 2024 ist es Zeit, um eine erste Bilanz zu ziehen. Flashscore analysiert den Statistikdschungel und zeigt euch, wieso eine starke Defensive bei dieser EM ein riesiger Trumpf sein kann.

Wie heißt es so schön? "Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften." Dieses berühmte Zitat wird historische Phil Jackson zugeordnet, einem legendären Basketball-Trainer aus der NBA.

Die Fußball-Europameister 2024 war in der Gruppenphase größtenteils von Offensiv-Spektakel geprägt. 81 Tore in 36 Partien entsprechen einem Schnitt von 2,25 gefallenen Treffern pro Begegnung. Nur vier Partien endeten torlos: England vs. Slowenien, Dänemark vs. Serbien, Niederlande vs. Frankreich und Ukraine vs. Belgien.

Gegentreffer: Eine Übersicht

Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, dass es nur eine Nation gibt, die während der Vorrunde kein Gegentor kassiert hat: Spanien. In Gruppe B trafen die Iberer auf Kroatien, Italien und Albanien. "La Roja" erwies sich als unüberwindbar, obwohl mit Unai Simon und David Raya sogar zwei verschiedene Torhüter zum Einsatz kamen. Der Lohn: 3 Siege aus ebenso vielen Spielen.

Die wenigsten Gegentore.
Die wenigsten Gegentore.Flashscore

Die acht stärksten Abwehrreihen der bisherigen EM haben allesamt den Sprung ins Achtelfinale geschafft - mit einer Ausnahme: Serbien ist bereits in der Gruppenphase gescheitert. Slowenien kam weiter, landete in Gruppe C jedoch auf Rang drei. 

Die schwächste Defensive stellte Schottland. Fünf der sieben Gegentore kassierte man bei denkwürdigen 1:5-Niederlage im Eröffnungsspiel gegen die deutsche Nationalmannschaft. Von den acht schlechtesten Abwehrreihen haben es nur die Türkei und Georgien ins Achtelfinale geschafft.

Die meisten Gegentore.
Die meisten Gegentore.Flashscore

Der beste und der schlechteste Torhüter

Eine gute Abwehr hat meist auch einen guten Torwart hinter sich. Wirft man einen Blick auf Portugal, erweist sich dieser Gedanke jedoch als Trugschluss.

Diogo Costa war der schlechte Torhüter, der in der Gruppenphase auf drei Einsätze kommt. Er kassierte drei Gegentore, zeigte aber nur vier Paraden.

Dies ist auch mit der xG-Statistik in Einklang zu bringen. Sieben Schüsse wurden auf sein Tor abgefeuert. Diese hätten laut xG-Metrik zu 2,7 Gegentreffern führen sollen. Costa hatte also keinen positiven Einfluss auf diese Statistik, seine Performance machte keinen echten Unterschied.

Deutlich besser ist es Giorgi Mamardashvili ergangen. Der georgische Torhüter war einer der auffälligsten Profis während der EM-Gruppenphase. In drei Partien wehrte er 20 Schüsse ab! Laut der Statistik-Plattform Opta hätten diese zu 7,5 Gegentoren führen müssen. Allerdings kam er nur auf vier Gegentore.

Mamardashvili brach den EM-Rekord für die meisten Paraden in einem Spiel.
Mamardashvili brach den EM-Rekord für die meisten Paraden in einem Spiel.Opta by StatsPerform

Von den 29 eingesetzten Torhütern konnten 13 bei ihren Einsätzen keine weiße Weste behalten: Yann Sommer (Schweiz), Gianluigi Donnarumma (Italien), Patrick Pentz (Österreich), Jindrich Stanek (Tschechische Republik), Thomas Strakosha (Albanien), Dominik Livakovic (Kroatien) und Angus Gunn (Schottland) kassierten in jedem ihrer drei Einsätze mindestens ein Gegentor.

Der Lohn für harte Arbeit

Verteidigung ist im Fußball oft mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden. Nur die wenigsten Spieler haben Spaß daran. Wer von einer Profikarriere träumt, träumt im Normalfall eher davon, als Torschütze bejubelt zu werden. Umso wichtiger sind jene Spieler, die sich selbstlos in den Dienst der Mannschaft stellen und hinten den Laden dicht halten.

Georgien war in dieser Hinsicht besonders fleißig. Der EM-Debütant kommt auf die meisten Balleroberungen (134), führte die meisten Zweikämpfe (55), gewann die meisten Zweikämpfe (27) und kam zusätzlich auf die meisten klärenden Aktionen (100). Der geleistete Aufwand sollte sich lohnen. Die vom ehemaligen Bayern-Verteidiger Willy Sagnol Georgier zogen sensationell ins Achtelfinale ein.

Die meisten Balleroberungen.
Die meisten Balleroberungen.Flashscore

An zweiter Stelle bei den abgefangenen Bällen (132) und den geführten Zweikämpfen (51) steht Geheimfavorit Österreich. Kein Wunder: Trainer Ralf Rangnick ist einer der Chef-Ideologen in der Welt des Gegenpressings. Er hat seinen ÖFB-Adlern in der Gruppenphase körperlich einiges abverlangt. Der Lohn: Platz eins in der vermeintlichen "Todesgruppe", vor Frankreich und den Niederlanden.

Sloweniens Anführer

Jaka Bijol muss an dieser Stelle unbedingt gewürdigt werden. Der Innenverteidiger von Udinese Calcio und ehemalige Hannover-Profi war Sloweniens unumstrittener Abwehrchef.

27 klärende Aktionen: Bijol dominierte diese Statistik, wie kein anderer. Einzig Guram Kashia aus Georgien konnte annähernd mit ihm mithalten (21), während Virgil van Dijk (Niederlande) und Jan Bednarek (Polen) mit 15 klärenden Aktion immerhin noch auf dem Podium landeten.

Statistiken Jaka Bijol vs. England.
Statistiken Jaka Bijol vs. England.Opta by StatsPerform

Geht es um die defensiven Einzelaktionen, ist auch der Österreicher Nicolas Seiwald hervorzuheben. Der Leipziger kam während der Gruppenphase auf die meisten Tacklings (13). Auch der Serbe Strahinja Pavlovic bekommt eine große Portion Sonderlob: Er stoppte die meisten Dribblings (9). Josip Sutalo schied mit Kroatien nach der Gruppenphase aus, darf sich aber mit dieser Statistik trösten: Er fing 13 Bälle ab - besser war während der EM-Vorrunde niemand.

Dies alles sind Zahlen, die zeigen, dass diese Europameisterschaft zwar von einer Flut an Toren geprägt ist - dass aber auch die Defensive großen Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg macht. 

Ein Artikel von Bruno Henriques.
Ein Artikel von Bruno Henriques.Flashscore