EM 2024: Die Slowakei im Fokus - Vom Kaffeeverkäufer zum Cheftrainer
QUALIFIKATION UND AUSLOSUNG
Die Slowakei wurde Gruppe E zugelost. Dort trifft man auf die Ukraine, Belgien und Rumänien.
Die Qualifikationsgruppe J beendete man auf dem zweiten Tabellenplatz hinter Portugal. Erst spät sprangen die Slowaken auf den EM-Zug auf, lange Zeit lieferte man sich ein spannendes Duell mit den schlussendlich drittplatzierten Luxemburgern.
DOPPELFUNKTION
Francesco Calzona trainiert neben der slowakischen Nationalmannschaft auch die SSC Neapel. Doch ohne seinen Job als Kaffeeverkäufer wäre es wohl nie zu dieser Konstellation gekommen.
Vor über 20 Jahren lehnte Francesco Calzona einen Job als Spielertrainer in der sechsten Liga ab, um Kaffee zu verkaufen. Im Februar 2024 jedoch sagte er "seiner" kriselnden SSC Neapel zu – obwohl er bereits slowakischer Nationaltrainer war.
Dank der technischen Möglichkeiten stellte dies in der Länderspielpause kein Problem dar: "Ich kann das Training mit der Drohne verfolgen", sagte er einst im DAZN-Interview über die daheim gebliebenen SSC-Spieler. Doch die Doppelfunktion ist zeitintensiv. Mit seiner sechs Jahre alten Tochter spreche er "einmal am Tag – manchmal nicht einmal das", gab Calzona zu, dessen Vertrag am Vesuv im Sommer endet.
Der große Team-Guide zur EM 2024
DER KAFFEE WEICHT DEM FUSSBALL
Wie aber kam der Italiener, der seine aktive Karriere bei unterklassigen Teams verbracht hatte, in diese Funktionen? Durch eine Absage. Vor mehr als 20 Jahren empfahl er lieber seinen Freund Maurizio Sarri bei den Bossen von U.S.D. Tegoleto, die ihn als Spielertrainer wollten – und verkaufte erstmal erfolgreich Kaffee. Noch immer betont er, dass die Zeit als Verkäufer ihn "viele Dinge verstehen lassen" habe.
Allerdings konnte er trotz der "faszinierenden Zeit" im Kaffee-Business dem Trainerjob nicht widerstehen: Nach einigen Jahren bei unterklassigen Teams stieg er 2007 als Assistent bei US Avellino ein - unter Freund und Cheftrainer Sarri. Sieben gemeinsame Stationen folgten, von 2015 bis 2018 coachte er Napoli – und die slowakische Vereinslegende Marek Hamsik.
Eine Beziehung mit Folgen: Der zurückgetretene Rekordnationalspieler rief ihn im Sommer 2022 an und fragte, "ob ich an einem Gespräch mit dem Verband interessiert sei", erklärte Calzona. Der 55-Jährige sagte zu und nahm kurz darauf das unerwartete Angebot, die Slowakei zu coachen, an. Obwohl er zuvor noch nie Cheftrainer in einer Top-Liga gewesen war - und kein Englisch spricht.
Beim slowakischen Verband unterstützt ihn inzwischen Hamsik als Teammanager. Und falls Calzona dann doch mal eine freie Minute hat, holt ihn die Vergangenheit ein: "Einige Kunden rufen mich immer noch an und fragen nach Kaffee."
EM 2024: Spielplan, Stadien, Termine - Alle wichtigen Infos auf einen Blick