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Elfmeter-Held Havertz sammelt Argumente für einen Stammplatz

Mit einem präzis verwandelten Strafstoß führte Kai Havertz das DFB-Team am Samstag auf die Erfolgsspur.
Mit einem präzis verwandelten Strafstoß führte Kai Havertz das DFB-Team am Samstag auf die Erfolgsspur.AFP
Kai Havertz wird angezweifelt, bekommt wieder das Vertrauen - und zahlt es zurück.

Der Dortmunder "Regen" veränderte sich schlagartig, als Kai Havertz auf Knien der dänischen Fankurve entgegenrutschte. Dutzende Bierbecher segelten auf den deutschen EM-Matchwinner herab, der sich nach Tagen voller öffentlicher Zweifel seine Elfmeter-Siegerpose dennoch nicht nehmen ließ. 

Der riesige Druck? "Der macht mir Spaß", sagte der Arsenal-Star nach dem 2:0-Sieg im Achtelfinale gegen Dänemark: "Ich versuche dann immer, den Moment zu genießen."

Er kam, sah und siegte

An den potenziellen Kipp-Punkten eines skurrilen Spiels war der 25-Jährige derjenige, der im Mittelpunkt stand: mal glücklich, mal Weltklasse. Das nach Videobeweis aberkannte dänische Tor wäre zum Teil ihm und seinem inkonsequenten Klärungsversuch im Strafraum zuzuschreiben gewesen - stattdessen schnappte er sich den Ball, als zwei Minuten später die VAR-Entscheidung "Elfmeter für Deutschland" lautete.

Dabei wäre, wie schon im Auftaktspiel, in dem Havertz auch verwandelte, der erste Schütze eigentlich Ilkay Gündogan gewesen. Der Kapitän überreichte ihm den Ball diesmal persönlich.

90 Meter entfernt schaute sich Manuel Neuer das Ganze entspannt an. "Ich weiß, wie stark der Kai schießt", sagte er mit Torhüter-Expertise, "das ist sehr schwer mit dieser Technik, dieser Verzögerung, seiner Taktik. Er ist so präzise, das ist außergewöhnlich." Havertz merkte dazu nur an, er trainiere Elfmeter häufig und "schieße gerne".

Es war eines dieser Kai-Havertz-Spiele, die von hoher Klasse zeugen und doch auf merkwürdige Weise erratisch sind. Er hätte per Kopf treffen müssen, er stand abseits vom Elfmeter noch zwei weitere Male alleine vor Dänemarks Torhüter Kasper Schmeichel, aber jeweils aus dem Spiel heraus - und er vergab.

Einmal davon nach einer PlayStation-Ballannahme in vollem Lauf, die alle im Stadion verzückte. Hätte er sich den Elfmeter nicht genommen, hätte er ihn gar vergeben... hätte, hätte, hätte. Wer so immens vor Talent sprudelt, kann dann wirken, als setze er es nur unzureichend in Leistung um.

Und Lücke?

Die Frage "Füllkrug oder Havertz", die Deutschland vor dem Achtelfinale fußballerisch so bewegte, hat er jedenfalls beantwortet: Havertz! Er wird auch im Viertelfinale die erste Wahl sein. "Wir haben ein gutes Verhältnis und sind faire Fighter", sagte er über sein Verhältnis zum BVB-Stürmer, der ein völlig anderer Spielertyp ist: kantiger, brechender, mit viel weniger Finesse und doch wichtigen Qualitäten. "Natürlich will jeder spielen", sagte Havertz, "Fülle hat es gut gemacht, als er reinkam. Wir verstehen uns gut."

Kai Havertz und Niclas Füllkrug haben kein Problem miteinander.
Kai Havertz und Niclas Füllkrug haben kein Problem miteinander.Profimedia

Die Fans lieben Niclas Füllkrug, in dieser Beziehung hat Kai Havertz noch ein bisschen was nachzuholen. Das weiß auch Julian Nagelsmann. "Kai kommt deutlich schlechter weg in der öffentlichen Bewertung", betonte der Bundestrainer. "Er soll viel Raum für andere kreieren, das macht er herausragend. Intern ist er deutlich höher angesiedelt als in der Öffentlichkeit."

Momente wie das Tor gegen Dänemark können da sehr hilfreich sein - auch, wenn es anschließend Bierbecher regnet. Die übrigens räumte sein Mitspieler David Raum weg: Und er hob gegenüber den Dänen entschuldigend die Hand.