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Die Leiden des Harry Kane: "Am Tiefpunkt angelangt"

Die Leiden des Harry Kane: "Am Tiefpunkt angelangt"
Die Leiden des Harry Kane: "Am Tiefpunkt angelangt"Profimedia
Der Schmerz will einfach nicht enden! England bleibt mindestens 60 Jahre ohne Pokal - und Harry Kane hadert weiter mit seinem Titel-Fluch.

Titel-Fluch spukt auch in Berlin

Harry Kane schlich mit gesenktem Haupt und der bleischweren Silbermedaille um den Hals am Coupe Henri Delaunay vorbei, ohne den so nahen und doch unerreichbaren EM-Pokal auch nur eines Blickes zu würdigen. Und in den leeren Augen des englischen Anführers spiegelte sich der unsagbare Schmerz einer ganzen Nation, der auch nach 58 titellosen Jahren einfach nicht enden wollte.

Nach der Albtraum-Nacht von Berlin scheinen Kane und das Mutterland des Fußballs gleichsam verflucht. "Das war ein weiterer harter Moment für die Mannschaft und für mich persönlich", sagte der Starstürmer von Bayern München nach der niederschmetternden 1:2 (0:0)-Niederlage im EM-Finale gegen Spanien im BBC-Interview: "Wir waren so nah dran am Höhepunkt unserer Karriere, und jetzt sind wir alle am Tiefpunkt unserer Karriere angelangt." 

Alles war bereitet, Prinz William drückte auf der Tribüne des Olympiastadions die Daumen, damit sowohl England, aber der auch im Alter von fast 31 Jahren immer noch titellose Kane ihr fast schon beängstigendes Trauma besiegen konnten - und letztlich standen sie alle wieder mit leeren Händen da. Nichts war es mit der ersten Trophäe seit der WM 1966. Diese Pleite werde, das versicherte Kane, "noch lange weh tun". Dabei hatte er es doch schon so oft versucht!

In seiner Verzweiflung war Kane sogar von der Insel geflohen und verließ Tottenham Hotspur, um endlich etwas zu gewinnen. Nur damit ihm Bayer Leverkusen die Meisterschale vor der Nase wegschnappte. Er hätte sogar, das sagte Kane vor dem EM-Finale, all seine Torjäger-Preise liebend gern verschenkt, wenn er doch nur diesen einen Pokal bekäme. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Bekommen hat Kane mal wieder nur eine Silbermedaille, sie hängt künftig neben der vom Champions-League-Finale 2019 und dem EM-Finale von vor drei Jahren.

Die Suche geht weiter - Die Kritik auch

Ähnlich wertlos mutet die Auszeichnung des besten EM-Torjägers an, die er sich nach seinen drei Turniertreffern jedoch mit fünf anderen Spielern teilen musste. Ein Trost war das ohnehin nicht. "Tragischerweise und unglaublicherweise geht Harry Kanes qualvolle Suche nach einem Pokal immer noch weiter und man muss sich fragen, ob er es jemals schaffen wird. Jedenfalls für England", schrieb die Sun.

Klar, mit den Bayern wird Kane, wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, über kurz oder lang schon die ein oder andere Meisterschaft feiern dürfen. Aber für Spieler wie ihn, der in 98 Länderspielen 66 Tore schoss und als Kapitän hoch angesehen ist, wäre wohl auch das zu wenig. Champions League, EM, WM - das ist ihre Währung. Da geht es um das Vermächtnis.

Auch wird dieser 14. Juli 2024 wird als besonders bitterer Tag in Kanes Karriere eingehen, weil er im größten aller Spiele so unsichtbar war. 13 Ballkontakte (!), ein Schuss, schon in der 61. Minute nahm ihn Teammanager Gareth Southgate vom Platz. "Harry Kane macht an einem desolaten Abend für England eine schlechte Figur. Der Kapitän bewegte sich nach seiner Einwechslung zielstrebiger als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt des Abends", urteilte der Guardian knallhart.

Trainer stellt sich vor den Kapitän

Southgate nahm seinen Kapitän nach Abpfiff in Schutz, er wies auf eine Verletzung hin, mit der Kane ins Turnier gegangen sei. Und auf die vielen Minuten, die sein Schlüsselspieler bei dieser EM bereits hatte abreißen müssen. Am Sonntag war der Tank dann leer. "Er hat sich so ein bisschen durch das Turnier geschleppt", sagte Ex-DFB-Kapitän Michael Ballack bei MagentaTV. Es war einfach nicht seine EM - und auf die nächste Chance muss Kane nun zwei Jahre bis zur Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko warten.

Unter welchem Coach der nächste Anlauf genommen werden soll, ist aber noch unklar. Der viel kritisierte Southgate ließ nach seiner zweiten Finalniederlage in Serie seine Zukunft offen. Er müsse "diese Gespräche erst mit den wichtigen Leuten hinter den Kulissen führen" und könne "das natürlich nicht zuerst öffentlich diskutieren." Die Gerüchteküche brodelte sofort, Gary Lineker brachte gar einen gewissen Jürgen Klopp ins Spiel. Für den Deutschen, der nach seinem Abschied vom FC Liverpool eine Auszeit nahm, solle der Verband FA "alles" geben. "Klopp ist irgendwie ohne Job", sagte der BBC-Experte: "Er wird sich ein bisschen ausgeruht haben."

Zum Match-Center: Spanien vs. England